Mittwoch, 8. Dezember 2010

Alles Rhabarber

Warum dieses Blog? Wegen Tomatensalat. Oder wegen Barbara.

Als Sie klein waren, haben Sie sicher auch dieses Spiel gespielt, in dem es darum geht, ein Wort oder einen Namen immer wieder zu sagen, bis es völlig sinnentleert und nur noch Klang ist. Zum Beispiel "Tomatensalattomatensalattomatensalat ..." Das haben wir einst bei Frau Förster (?), Rösler (?) in der Marburger Richts­berg­grund­schule im Chor gesungen (Schulmusik ist klasse! Musik für alle Schüler!) Ach, das war ein großer Schabernack und das finden heute auch noch Leute.

Und so kommt es mir beim Übersetzen vor, wenn ich Worte suche, ausprobiere, verwerfe, andere teste: Nach viel Wortgedehne und -gespanne und -gezerre und Vokalgeschubse und Konsonantengedrängel brauche ich aber immer etwas, das meinen Kopf wieder klarkriegt. Etwas, das mir die nötige Bodenhaftung verschafft, die Erdung, wie's auf Eso-Deutsch heißt. Also schreibe ich.

Kurz, knapp, launisch geht's los, kann dann schon mal länger werden, manches wächst, baut sich über Tage selbst zusammen, anderes wird abgeschossen, bevor es fertig ist, weil ich mich verrannt habe. Und vergleichbar mit der der Wort­such­und­fin­de­rei, bei der ich mir 'nen Wolf einfangen kann, gibt's später oft das Fest­ha­ken an Redewendungen oder Vokabeln beim Korrekturlesen. So dass ich dann mein Hürn mittels Gegenlesens dessen, was ich so en passant 'fabriciert' habe, immer wieder schön hübsch freischaufle. Fühlt sich an wie das, was ich gerade höre: die Hauswartfrau (die keine concierge ist), müht sich vor dem Haus mit Schnee und Eis ab, es schrabt das Metall auf dem kleinteiligen Pflaster, dort rumpelt es anders als auf den die Mitte des Bürgersteigs Gehwegs markierenden Granitplatten.

Oder Barbara. Barbarabarbarabarbara ... Am Ende kommt Rhabarber raus.
Hilfe, die Ohren! Und gleich muss ich raus, einkaufen.

Für Sprachbesessene wie mich kann der Alltag mitunter gar schröcklich sein.

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Foto: Auch die Augen leiden mitunter.

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