Kurze Unterbrechung des Urlaubs - die aktuelle "Computerbild" (Heft 10/2008) hat fünf digitale Übersetzungsprogramme (die jeweils zwischen 50 und 100 Euro kosten) getestet und für schlecht befunden: es setzte fünf Mal die Note 5 (mangelhaft). Bei den verwendeten aktuellen Liedern, Bedienungsanleitungen und Pressetexten war oft der Sinn des Zieltextes nicht einmal ahnungshalber zu erfassen.
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Mehr in der ddp-Meldung bei "Linie Eins."
Was ich anbiete
Montag, 28. April 2008
Freitag, 25. April 2008
Stress und Entspannung
Hallo! Hier bloggt eine Spracharbeiterin. Was Französischdolmetscher und -übersetzer umtreibt, wenn ihre Arbeitsschwerpunkte Wirtschaft, Politik, Soziales und Kultur sind, lesen sie hier. Daneben arbeite ich auch mit der englischen Sprache.
Es ist, als hätte ich jeden Tag eine neue Prüfung zu absolvieren", sagte einmal eine erfahrene Dolmetscherin über unsere Arbeit, und sie hat Recht. Viele Kolleginnen und Kollegen sind von Natur aus neugierig, lernen und sprechen gern, aber wenn das der Hauptgestus im Broterwerb wird, beobachten nicht wenige Veränderungen an sich selbst.
"Ich kann viel besser als früher die Beine hochlegen und nichts tun", sagt die eine Kabinenkollegin, die nicht namentlich genannt werden will. "Es hat Jahre gebraucht, mir innere Ohrenklappen anzuschaffen", die andere Ko-Kabine, "vor allem dann, wenn sich die Kinder streiten."
Ohrensausen und innerer Leere begegne ich mit bewussten Pausen. Ich weiß, dass ich Entspannung brauche, schlafe ausreichend bis viel, "schalte" im Vorfeld von großen Dolmetschereinsätzen ebenso wie danach einen Gang "runter". Denn meine Konzentrations- und Stressfähigkeit sind mein Kapital.
Das darf ich auch, weil ich an anderen Tagen "mehrfach" arbeite. Ich bin Multitaskerin, wenn ich Worte in einer andren Sprache höre, verstehe, gleichzeitig übertrage und sie auch noch ausspreche. Dabei ist die wörtliche Bedeutung immer nur eine Variante. Je nach kulturellem Kontext verändert sich der direkte Ausdruck, und auch die Mentalitäten verändern, was und wie es gesagt wird. Ich habe nie auf einem Surfbrett gestanden, aber irgendwie stelle ich mir das oft so vor. Oder eben jeden Tag eine neue Prüfung ...
Aber heute steht erstmal das Wochenende ins Haus und eine Woche Urlaub, die ich mit dem Restaurieren von Möbeln und Renovieren verbringen werde. Und draußen im Licht. (Naja, ein klitzekleines Interview dazwischen dolmetsch' ich noch, aber nicht viel mehr, wozu habe ich meine Kollegen.)
A bientôt, Caroline
Es ist, als hätte ich jeden Tag eine neue Prüfung zu absolvieren", sagte einmal eine erfahrene Dolmetscherin über unsere Arbeit, und sie hat Recht. Viele Kolleginnen und Kollegen sind von Natur aus neugierig, lernen und sprechen gern, aber wenn das der Hauptgestus im Broterwerb wird, beobachten nicht wenige Veränderungen an sich selbst.
"Ich kann viel besser als früher die Beine hochlegen und nichts tun", sagt die eine Kabinenkollegin, die nicht namentlich genannt werden will. "Es hat Jahre gebraucht, mir innere Ohrenklappen anzuschaffen", die andere Ko-Kabine, "vor allem dann, wenn sich die Kinder streiten."
Ohrensausen und innerer Leere begegne ich mit bewussten Pausen. Ich weiß, dass ich Entspannung brauche, schlafe ausreichend bis viel, "schalte" im Vorfeld von großen Dolmetschereinsätzen ebenso wie danach einen Gang "runter". Denn meine Konzentrations- und Stressfähigkeit sind mein Kapital.
Das darf ich auch, weil ich an anderen Tagen "mehrfach" arbeite. Ich bin Multitaskerin, wenn ich Worte in einer andren Sprache höre, verstehe, gleichzeitig übertrage und sie auch noch ausspreche. Dabei ist die wörtliche Bedeutung immer nur eine Variante. Je nach kulturellem Kontext verändert sich der direkte Ausdruck, und auch die Mentalitäten verändern, was und wie es gesagt wird. Ich habe nie auf einem Surfbrett gestanden, aber irgendwie stelle ich mir das oft so vor. Oder eben jeden Tag eine neue Prüfung ...
Aber heute steht erstmal das Wochenende ins Haus und eine Woche Urlaub, die ich mit dem Restaurieren von Möbeln und Renovieren verbringen werde. Und draußen im Licht. (Naja, ein klitzekleines Interview dazwischen dolmetsch' ich noch, aber nicht viel mehr, wozu habe ich meine Kollegen.)
A bientôt, Caroline
Zeichen zählen
Wir berechnen die Kosten für Übersetzungen, indem wir die Textlänge ermitteln. Dazu zählen wir die Anschläge, wobei die Leerzeichen mitzählen.
Dazu verwenden wir die Zählfunktion Word-Dokument ist unter "Extras" die Funktion "Wörter zählen". Hier bitte auf die Zeile "Zeichen (mit Leerzeichen) schauen.
Dazu verwenden wir die Zählfunktion Word-Dokument ist unter "Extras" die Funktion "Wörter zählen". Hier bitte auf die Zeile "Zeichen (mit Leerzeichen) schauen.
Donnerstag, 24. April 2008
Zeichen zählen
Ja, eigentlich ist es nur Luft. Aber nicht irgendwelche, sondern ein kleines bisschen Luft. Ein Lüftchen gewissermaßen. Luft, die keinesfalls den letzten Buchstaben vom Satzzeichen trennen darf, wenn das Zeilenende erreicht ist. Also ein schmales, untrennbares Leerzeichen, das so 'gebaut' wird:
Es ist nicht mal ein ganzes Zeichen, dieses untrennbare, sogenannte "espace fine insécable" (oder "die 'espace' ", der Raum ist weiblich im Französisch der Typografie, sonst männlich), und doch zählt es mit, wenn es vorschriftsmäßig vor einem !, einem : oder einem ? oder auch vor und nach « » steht. Derlei schreibt die französische Interpunktion vor. Es scheint, als könnten Franzosen diese Satzzeichen nur dann mühelos erkennen, wenn sie freigestellt sind, wenigstens ein klein wenig. Kommata und Punkte sind vom Luftbedarf übrigens nicht betroffen.
Vor einigen Jahren hatten wir mal einen Kunden, der seine Praktikantin dransetzte, in einem von uns übersetzten französischen Text diese Zeichen, die in der Typo ein "geschützter Leerschritt" genannt werden, zu löschen. Seine Begründung: "Wenn nach Anschlägen abgerechnet wird, zahle ich doch nicht für Zeichen mit, die unnötig sind!" Außerdem hätte er so etwas in der Zeitung nie gesehen. Stimmt, wenn er ausschließlich Libération durchblättert.
In den anderen Zeitungen, in französischen Briefen, im Buchdruck und oft sogar in Untertiteln findet sich diese "Luft" sonst überall. Wir haben dem Kunden vorgerechnet, dass die Franzosen normalerweise pro Wort abrechnen und ein paar Pariser Hausnummern in Sachen Preise genannt. Weil ja jedes "à" und "et" plötzlich ein ganzes Wort ist, konnten wir unseren Kunden rasch überzeugen, dann doch die französische Typo (mit den Berliner Preisen) anzuwenden. Selbst für französische Texte, die für Stuttgart oder Tübingen bestimmt sind ...
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Wie zählt man Anschläge incl. Leerzeichen?
Im Word-Dokument ist unter "Extras" die Funktion "Wörter zählen".
Mac: Alt + Leertaste PC: CNTRL + Großbuchstabe + LeertasteWissen Sie, worum es mir gerade geht? Um französische Zeichensetzung.
Es ist nicht mal ein ganzes Zeichen, dieses untrennbare, sogenannte "espace fine insécable" (oder "die 'espace' ", der Raum ist weiblich im Französisch der Typografie, sonst männlich), und doch zählt es mit, wenn es vorschriftsmäßig vor einem !, einem : oder einem ? oder auch vor und nach « » steht. Derlei schreibt die französische Interpunktion vor. Es scheint, als könnten Franzosen diese Satzzeichen nur dann mühelos erkennen, wenn sie freigestellt sind, wenigstens ein klein wenig. Kommata und Punkte sind vom Luftbedarf übrigens nicht betroffen.
Vor einigen Jahren hatten wir mal einen Kunden, der seine Praktikantin dransetzte, in einem von uns übersetzten französischen Text diese Zeichen, die in der Typo ein "geschützter Leerschritt" genannt werden, zu löschen. Seine Begründung: "Wenn nach Anschlägen abgerechnet wird, zahle ich doch nicht für Zeichen mit, die unnötig sind!" Außerdem hätte er so etwas in der Zeitung nie gesehen. Stimmt, wenn er ausschließlich Libération durchblättert.
In den anderen Zeitungen, in französischen Briefen, im Buchdruck und oft sogar in Untertiteln findet sich diese "Luft" sonst überall. Wir haben dem Kunden vorgerechnet, dass die Franzosen normalerweise pro Wort abrechnen und ein paar Pariser Hausnummern in Sachen Preise genannt. Weil ja jedes "à" und "et" plötzlich ein ganzes Wort ist, konnten wir unseren Kunden rasch überzeugen, dann doch die französische Typo (mit den Berliner Preisen) anzuwenden. Selbst für französische Texte, die für Stuttgart oder Tübingen bestimmt sind ...
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Wie zählt man Anschläge incl. Leerzeichen?
Im Word-Dokument ist unter "Extras" die Funktion "Wörter zählen".
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Mittwoch, 23. April 2008
Wortspiele
Vorgestern im Berliner Cinéma Paris, der Film "Der Fliegende Händler" von Eric Guirado hat Premiere.
Im Film geht es um den Sohn eines Lebensmittelladenbesitzers (so heißt der Streifen auch auf Französisch "le fils de l'épicier"), der nach Jahren des Alleinlebens in der Großstadt in sein Elternhaus zurückkehrt. Der Vater ist lebensbedrohlich erkrankt, und der Sohn fährt nun an seiner statt in Südfrankreich mit dem zum Geschäft ausgebauten Kleinlaster über Land. Magasin ambulant nennen derlei die Franzosen, ein Vor-Ort-Handel, der nur auf Deutsch ein wenig nach dem Krankenhaus riecht (stationär oder ambulant?), in dem des Protagonisten Vater liegt.
"Der fliegende Händler" ist der deutsche Filmtitel - und der Leiter der Kulturabteillung der französischen Botschaft erzählt bei seiner Eröffnungsrede davon, dass er die Übersetzung seiner Rede eben erst im Taxi gelesen hätte und lachen musste: "Meine Übersetzerin hat "Der fliegende Holländer" daraus gemacht. Da erst habe ich gemerkt, dass es da ein Spielwort gibt!"
Spielwort? Das Französische geht "andersrum" als das Deutsche, das "jeu de mots" ist zunächst ein Spiel, dann kommt das erklärende "Wort" - also ein Wortspiel. Schön.
Ab dem 24. April im deutschen Kino. Plakate: Arsenal Film / Les films du Losange
Im Film geht es um den Sohn eines Lebensmittelladenbesitzers (so heißt der Streifen auch auf Französisch "le fils de l'épicier"), der nach Jahren des Alleinlebens in der Großstadt in sein Elternhaus zurückkehrt. Der Vater ist lebensbedrohlich erkrankt, und der Sohn fährt nun an seiner statt in Südfrankreich mit dem zum Geschäft ausgebauten Kleinlaster über Land. Magasin ambulant nennen derlei die Franzosen, ein Vor-Ort-Handel, der nur auf Deutsch ein wenig nach dem Krankenhaus riecht (stationär oder ambulant?), in dem des Protagonisten Vater liegt.
"Der fliegende Händler" ist der deutsche Filmtitel - und der Leiter der Kulturabteillung der französischen Botschaft erzählt bei seiner Eröffnungsrede davon, dass er die Übersetzung seiner Rede eben erst im Taxi gelesen hätte und lachen musste: "Meine Übersetzerin hat "Der fliegende Holländer" daraus gemacht. Da erst habe ich gemerkt, dass es da ein Spielwort gibt!"
Spielwort? Das Französische geht "andersrum" als das Deutsche, das "jeu de mots" ist zunächst ein Spiel, dann kommt das erklärende "Wort" - also ein Wortspiel. Schön.
Ab dem 24. April im deutschen Kino. Plakate: Arsenal Film / Les films du Losange
Dienstag, 22. April 2008
Interview dolmetschen
Willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag. Ich arbeite mit Sprachen.
Beim Dolmetschen von Interviews gibt es so viele "Versuchsanordnungen", dass kaum ein Einsatz dem anderen gleicht.
Ist ein richtiges Gespräch zwischen Interviewtem und Fragendem gewünscht, dolmetsche ich simultan. Dazu sitze ich im Nebenraum und habe das Kamerabild auf dem Monitor. Wenn nichts danebengeht wie einst beim Interview mit Uli Wickert, das ein Team aus Frankreich drehte: Das Design-Hotel am Berliner Gendarmenmarkt, das die Produktionsfirma ausgesucht hatte, war akustisch eine Katastrophe, also fand ich mich auf dem Hotelflur wieder und sah nur die Hotelgäste und die Putzfrauen, die an mir vorbeiliefen.
Bei den Kollegen aus Kanada saßen wir hintereinander wie im Bus — und ich übertrug alles konsekutiv, also in die Sprechpausen hinein, unterstützt von Notizen. Hier hatten wir großes Glück, denn trotz Berlinmarathon und langem Zögern der Gesprächspartner war es möglich, eine verbindliche Atmosphäre aufzubauen, die dann neue Erkenntnisse und Einblicke brachte. Im Vorfeld hatte ich zusammen mit einer Kollegin viel recherchiert.
Für den Berliner Kollegen Achim Tschirner habe ich schon auf einem Kutter Interviews geführt und gedolmetscht. Wir waren für Arte mit Austernfischern in der Bucht von Arcachon unterwegs, ich hatte auch mit recherchiert und konnte mich dank der Arbeit auf dem schlingernden Gefährt in der Mini-Führerkabine gut ablenken. Besser so als anders, mir wird nämlich auf See sonst übel. Den Besuch der Austernbänke empfand ich indes wie einen Spaziergang. Die Dreharbeiten waren für den Film "Giftige Schiffe", ein Umweltthema über Anstrichfarben von Schimpfsrümpfen, die wie Hormone gewirkt haben und einige Jahre lang die Austern verdorben haben.
Anspruchsvoll ging es auch beim Interview im Bordell und im Folterkeller zu, wir haben fürs kanadische Fernsehen über das Prostitutionsgesetz gearbeitet. Offengestanden waren mir auf dieser Drehreise am Ende die WM-Fußballfans doch lieber.
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Foto: C.E.
Beim Dolmetschen von Interviews gibt es so viele "Versuchsanordnungen", dass kaum ein Einsatz dem anderen gleicht.
Ist ein richtiges Gespräch zwischen Interviewtem und Fragendem gewünscht, dolmetsche ich simultan. Dazu sitze ich im Nebenraum und habe das Kamerabild auf dem Monitor. Wenn nichts danebengeht wie einst beim Interview mit Uli Wickert, das ein Team aus Frankreich drehte: Das Design-Hotel am Berliner Gendarmenmarkt, das die Produktionsfirma ausgesucht hatte, war akustisch eine Katastrophe, also fand ich mich auf dem Hotelflur wieder und sah nur die Hotelgäste und die Putzfrauen, die an mir vorbeiliefen.
Bei den Kollegen aus Kanada saßen wir hintereinander wie im Bus — und ich übertrug alles konsekutiv, also in die Sprechpausen hinein, unterstützt von Notizen. Hier hatten wir großes Glück, denn trotz Berlinmarathon und langem Zögern der Gesprächspartner war es möglich, eine verbindliche Atmosphäre aufzubauen, die dann neue Erkenntnisse und Einblicke brachte. Im Vorfeld hatte ich zusammen mit einer Kollegin viel recherchiert.
An der Wanderdüne |
Anspruchsvoll ging es auch beim Interview im Bordell und im Folterkeller zu, wir haben fürs kanadische Fernsehen über das Prostitutionsgesetz gearbeitet. Offengestanden waren mir auf dieser Drehreise am Ende die WM-Fußballfans doch lieber.
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Foto: C.E.
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Medien
Montag, 21. April 2008
Dolmetscher in den Medien
Heute steht ein Beitrag über den Dolmetscherberuf in der Süddeutschen Zeitung.
Unter der Überschrift "Wie werde ich...? | Dolmetscher" werden kurz die Ausbildungswege und die Arbeitssituation geschildert. Interessant, was eine Kollegin berichtete, die fürs europäische Parlament arbeitet:
Unter der Überschrift "Wie werde ich...? | Dolmetscher" werden kurz die Ausbildungswege und die Arbeitssituation geschildert. Interessant, was eine Kollegin berichtete, die fürs europäische Parlament arbeitet:
«In Brüssel erfahren wir oft erst am Tag vorher, bei welcher Sitzung wir dolmetschen müssen.»Für die Einarbeitung in neue Themenfelder bleibt dann nicht viel Zeit, weshalb wir Dolmetscher in unseren Fachgebieten auch ohne Aufträge regelmäßig lesen und an Terminologielisten arbeiten müssen.
Dolmetschen beim Festival - schwierige Klienten
Noch eine Nachlese ...
Berlinale, vor einigen Jahren. Die Pressekonferenz mit Claude Chabrol im Grand Hyatt geht gerade zuende. Ich bin für die press junkets mit Chabrol gebucht, fange erst später an, der Besuch der Pressekonferenz ist Teil meiner Vorbereitung. So stehe ich, als sich die Veranstaltung auflöst, im Gang, der hinter den Dolmetscherkabinen entlangführt und der uns erlaubt, an der Menge vorbei einen Schleichweg durch die Nebentür zu nehmen. Hier warte ich auf meine Kollegin Helen, die gerade ins Englische gearbeitet hat und ihre Sachen zusammenpackt. Wir wollen Essen gehen.
Da springt die eine der anderen Sprachen-Kolleginnen japsend aus der Kabine und ruft: "Mann, ist der schwer zu übersetzen, der ist ja so filmtechnisch, und dann ist er auch noch intelligent und hat Humor - das sind wirklich die Schlimmsten!" (Helen und ich freuen uns noch beim Essen darüber, wir mögen halt die Anspruchsvollen, Intelligenten, Humorvollen ....)
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Bild: Berlinale
Berlinale, vor einigen Jahren. Die Pressekonferenz mit Claude Chabrol im Grand Hyatt geht gerade zuende. Ich bin für die press junkets mit Chabrol gebucht, fange erst später an, der Besuch der Pressekonferenz ist Teil meiner Vorbereitung. So stehe ich, als sich die Veranstaltung auflöst, im Gang, der hinter den Dolmetscherkabinen entlangführt und der uns erlaubt, an der Menge vorbei einen Schleichweg durch die Nebentür zu nehmen. Hier warte ich auf meine Kollegin Helen, die gerade ins Englische gearbeitet hat und ihre Sachen zusammenpackt. Wir wollen Essen gehen.
Da springt die eine der anderen Sprachen-Kolleginnen japsend aus der Kabine und ruft: "Mann, ist der schwer zu übersetzen, der ist ja so filmtechnisch, und dann ist er auch noch intelligent und hat Humor - das sind wirklich die Schlimmsten!" (Helen und ich freuen uns noch beim Essen darüber, wir mögen halt die Anspruchsvollen, Intelligenten, Humorvollen ....)
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Bild: Berlinale
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Berlinale
Samstag, 19. April 2008
Dolmetscher beim Film
Bonjour! Sie lesen hier Artikel eines digitalen Bordbuchs. Die Texte entstehen in Dolmetscherkabinen und am Übersetzerschreibtisch. Meine Arbeitssprachen sind Französisch und Deutsch, daneben übersetze und dolmetsche ich mit Englisch als Ausgangssprache.
Die größte Empfehlung lese ich aus den Zeilen einer Regisseurin, die sich für meine Arbeit als Rechercheurin und vor allem als Set-Dolmetscherin bedankt. Ihr Dankesbrief fällt mir eben beim Aufräumen wieder in die Hand:
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Illustration: privat
Die größte Empfehlung lese ich aus den Zeilen einer Regisseurin, die sich für meine Arbeit als Rechercheurin und vor allem als Set-Dolmetscherin bedankt. Ihr Dankesbrief fällt mir eben beim Aufräumen wieder in die Hand:
"Vorher konnte ich mir kaum vorstellen, wie ich mit Schauspielern arbeiten soll, die ich nicht verstehe. Aber schon bei den Proben war das vergessen. (...) Durch Deine wache Präsenz, Dein schnelles Reagieren und Dein Mitdenken — oft sogar "Vorausdenken" — hatte ich oft den Eindruck, als würden die Schauspieler und ich dieselbe Sprache sprechen. Vieles wurde leichter und genauer durch die Notwendigkeit, knapp und klar argumentieren zu müssen. (...) Wie Du blitzschnell selbst Blödeleien und Witze übersetzt, ist für mich heute noch ein Rätsel. Vielen, vielen Dank."Meine Erinnerung an den Dreh ist die: Wir liegen im Spätsommer auf dem Boden in einem Villengarten. Laut Drehbuch sind wir eine zur Geisel genommene Geburtstagsgesellschaft, und die Set-Dolmetscherin wurde auch in festliche Garderobe gesteckt und durfte mitspielen. Jetzt dreht angeblich der Polizei-Heli über uns seine Kreise. Den Nachmittag werde ich in der Hotelsauna verbringen ...
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Illustration: privat
Kategorien:
Merci beaucoup
Freitag, 18. April 2008
Drehbuchübersetzung: Preis pro Seite
Hallo beim ersten deutschen Weblog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich bin in Berlin, München, Paris und dort tätig, wo ich gebraucht werde. Im Blog denke ich fast täglich über meinen Alltag nach und über die Grundlagen dieser Spracharbeit.
Derzeit erhalte ich oft Anfragen, wie viel denn die Übersetzung einer durchschnittlichen Drehbuchseite kosten würde.
Durchschnitte sind ja schon mal so eine Sache. Jedes Drehbuch hat natürlich eine eigene Sprache, ist anders schwierig oder leicht, macht Recherchen nötig, die aufwändig sind — mal weniger, mal mehr. Ich habe kurz die letzten drei Drehbücher geprüft und versucht, die durchschnittliche Anschlags- bzw. Wortzahl zu ermitteln, denn daraus errechnet sich der Preis. Und ich kam bei einem durchschnittlich schwer zu übersetzenden Buch auf einen Seitenpreis von 25-30 Euro pro Seite für die Erstübersetzung.
Ist das jetzt viel oder wenig? Ich finde, es ist dem Aufwand angemessen.
Meine Übersetzungen entstehen langsam: Erstfassung, Schleifen, Lektorat, Einarbeiten der meisten Änderungsvorschläge (die Korrektorin liegt sehr oft richtig) ... und dann nochmal Schleifen, wobei ich am Ende das Buch wiederholt laut lese. Dem Text soll am Ende nicht anzumerken sein, dass er übersetzt worden ist.
Und das gelingt mir auch. Regelmäßig erhalte ich gutes feed back in diese Richtung. Mehr noch, eventuelle noch sichtbare "Nähte" von den Überarbeitungsphasen in der Originalverstion muss ich ja in der Übersetzung nicht kenntlich machen. Und da ich selbst schreibe, der Blog ist nur eine Fingerübung, fällt es mir leicht, den "Sound" des/der französischen Erstautoren zu imitieren.
Noch ein Tipp für alle, die Filmfinanzierungen planen: Ins Budget sollten sinnvollerweise die Kosten für mehrere Fassungen eingestellt werden sowie für 'letters of intent' bzw. ausführliche Beschreibungen der Figuren.
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Mehr zum Thema Drehbuchübersetzung hier.
Derzeit erhalte ich oft Anfragen, wie viel denn die Übersetzung einer durchschnittlichen Drehbuchseite kosten würde.
Durchschnitte sind ja schon mal so eine Sache. Jedes Drehbuch hat natürlich eine eigene Sprache, ist anders schwierig oder leicht, macht Recherchen nötig, die aufwändig sind — mal weniger, mal mehr. Ich habe kurz die letzten drei Drehbücher geprüft und versucht, die durchschnittliche Anschlags- bzw. Wortzahl zu ermitteln, denn daraus errechnet sich der Preis. Und ich kam bei einem durchschnittlich schwer zu übersetzenden Buch auf einen Seitenpreis von 25-30 Euro pro Seite für die Erstübersetzung.
Ist das jetzt viel oder wenig? Ich finde, es ist dem Aufwand angemessen.
Meine Übersetzungen entstehen langsam: Erstfassung, Schleifen, Lektorat, Einarbeiten der meisten Änderungsvorschläge (die Korrektorin liegt sehr oft richtig) ... und dann nochmal Schleifen, wobei ich am Ende das Buch wiederholt laut lese. Dem Text soll am Ende nicht anzumerken sein, dass er übersetzt worden ist.
Und das gelingt mir auch. Regelmäßig erhalte ich gutes feed back in diese Richtung. Mehr noch, eventuelle noch sichtbare "Nähte" von den Überarbeitungsphasen in der Originalverstion muss ich ja in der Übersetzung nicht kenntlich machen. Und da ich selbst schreibe, der Blog ist nur eine Fingerübung, fällt es mir leicht, den "Sound" des/der französischen Erstautoren zu imitieren.
Noch ein Tipp für alle, die Filmfinanzierungen planen: Ins Budget sollten sinnvollerweise die Kosten für mehrere Fassungen eingestellt werden sowie für 'letters of intent' bzw. ausführliche Beschreibungen der Figuren.
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Mehr zum Thema Drehbuchübersetzung hier.
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Alltag,
Money talks / Preise
Falsche Sprache
Gestern, auf dem 24. Mediengipfel der Region im Kino International: ein junger Filmemacher fragt mich, wie denn das ginge, Simultandolmetschen. Und weil ich nicht lange nach Worten suchen mag, zumindest nicht nach meinen, suche ich kurz nach dem "Schalter", lege ihn um und wiederhole nun alles, was er sagt, auf Französisch. Das Gelächter ist groß. Ob ich denn auch auf Französisch träumen würde, will er wenig später wissen - dis, est-ce que tu fais tes rêves en français ou en allemand ?
Als ich Kind war, es wird kurz vor der Einschulung gewesen sein, da fragte mich mein Vater eines Abends beim Gutenachtkuss, ob ich denn in Farbe oder in Schwarz-weiß träumen würde. Wir hatten gerade unseren ersten Fernseher bekommen - ein Schwarz-weiß-Gerät. Vor lauter "Hinsehen" bekam ich prompt Mühe mit dem Einschlafen ...
Heute Morgen wache ich auf, weil meine Freundin Sandra mich im Traum gebeten hat, ihr den Strampler für ihre kleine Tochter rüberzureichen. Solche Träume sind nichts Besonderes, nur eins war anders, und davon bin ich dann aufgewacht: Sandra fragte mich nicht auf Deutsch, was unsere gemeinsame Sprache ist, nicht auf Englisch, was sie mit ihrem Freund spricht, sondern auf Französisch. Das sprechen wir doch nie miteinander!
Kurz: Normalität ist immer eine Frage des Standpunkts.
Als ich Kind war, es wird kurz vor der Einschulung gewesen sein, da fragte mich mein Vater eines Abends beim Gutenachtkuss, ob ich denn in Farbe oder in Schwarz-weiß träumen würde. Wir hatten gerade unseren ersten Fernseher bekommen - ein Schwarz-weiß-Gerät. Vor lauter "Hinsehen" bekam ich prompt Mühe mit dem Einschlafen ...
Heute Morgen wache ich auf, weil meine Freundin Sandra mich im Traum gebeten hat, ihr den Strampler für ihre kleine Tochter rüberzureichen. Solche Träume sind nichts Besonderes, nur eins war anders, und davon bin ich dann aufgewacht: Sandra fragte mich nicht auf Deutsch, was unsere gemeinsame Sprache ist, nicht auf Englisch, was sie mit ihrem Freund spricht, sondern auf Französisch. Das sprechen wir doch nie miteinander!
Kurz: Normalität ist immer eine Frage des Standpunkts.
Donnerstag, 17. April 2008
Sprache abhören
Was hat der Donaudampschifffahrskapitänshosenknopf mit einem verlorenen (oder nur vergessenen?) Schlüssel zu tun?
Heute Mittag hocken plötzlich zwei Mädchen in der Eingangshalle. Draußen mochten sie wohl nicht sein, denn das nette Frühjahrswetter heißt heuer: Dauerregen. Mich fröstelt, als ich die beiden in der Halle sehe. Die ist zwar schön, weil recht original jugendstilig, aber derlei wird die Pre-Teens nicht begeistern. Schule fiel aus, weil in Berlin noch immer Lehrer fehlen (bzw. nicht eingestellt werden) und nun sitzen die kleinen Damen schlüssellos auf dem nackten Fliesenboden.
Ich lade die Nachbarstöchter, die ich seit Jahren kenne, mal wieder auf einen heißen Menthe-réglisse-Tee in meine kleine, gut geheizte Küche ein (wir hatten das schon mal). Weil ich mit Sprache arbeite, kommen wir darauf, dass man auch mit Sprache spielen kann.
Also bauen wir Wortungetüme: Hofpausenbutterbrotwegschemeißer oder Matheklassenarbeitenabguckverhinderer oder Autobahnrasttättenklopapiermangel. Mir fällt dann der Postwertzeichenpreistabellenaushang und die Vorratsdatenspeicherung ein, aber der Nachwuchs versteht nur Bahnhof.
Wir variieren: Jetzt geht es im Spiel darum, Worte zu finden, zu denen es nicht eine einzige Nennung bei Google gibt, also Worte, die die bekannteste Suchmaschine ganz und gar nicht kennt, wie einst mein Sprachgestöber oder halskratzbürstig. Die Mädchen kommen auf: Spielwarze, Kinderweißwein, Wohnmusik und Weghaufen.
Entgegen unserer Vermutungen finden wir aber im Netz den Astlöffel (passend zur Astgabel), den Spinnenarzt (Schwester, das Stethoskop, bitte!), die Sandbrücke (auf oder aus Sand gebaut?) - und selbst den Fingerschuh gibt's als Eintrag.
Wir fanden nicht (meine Vorschläge): Sektreden, Frühstücksdonner, Vergessensseminar, schulverloren.
Die Mädchen machten viel mehr Vorschläge als ich. Schön, zusammen mit ihnen das Ohr an die Brust der Sprache zu legen und genau hinzuhören. Analog zum Warmduscher fiel mir am Ende nur noch das Wortungetüm Ganzjahreswärmflaschenbenutzerin ein. Die ist aber wieder eine Art "Donaudampfschifffahrts...."
Uns Erwachsenen mangelt es eben doch mitunter an Phantasie.
Heute Mittag hocken plötzlich zwei Mädchen in der Eingangshalle. Draußen mochten sie wohl nicht sein, denn das nette Frühjahrswetter heißt heuer: Dauerregen. Mich fröstelt, als ich die beiden in der Halle sehe. Die ist zwar schön, weil recht original jugendstilig, aber derlei wird die Pre-Teens nicht begeistern. Schule fiel aus, weil in Berlin noch immer Lehrer fehlen (bzw. nicht eingestellt werden) und nun sitzen die kleinen Damen schlüssellos auf dem nackten Fliesenboden.
Ich lade die Nachbarstöchter, die ich seit Jahren kenne, mal wieder auf einen heißen Menthe-réglisse-Tee in meine kleine, gut geheizte Küche ein (wir hatten das schon mal). Weil ich mit Sprache arbeite, kommen wir darauf, dass man auch mit Sprache spielen kann.
Also bauen wir Wortungetüme: Hofpausenbutterbrotwegschemeißer oder Matheklassenarbeitenabguckverhinderer oder Autobahnrasttättenklopapiermangel. Mir fällt dann der Postwertzeichenpreistabellenaushang und die Vorratsdatenspeicherung ein, aber der Nachwuchs versteht nur Bahnhof.
Wir variieren: Jetzt geht es im Spiel darum, Worte zu finden, zu denen es nicht eine einzige Nennung bei Google gibt, also Worte, die die bekannteste Suchmaschine ganz und gar nicht kennt, wie einst mein Sprachgestöber oder halskratzbürstig. Die Mädchen kommen auf: Spielwarze, Kinderweißwein, Wohnmusik und Weghaufen.
Entgegen unserer Vermutungen finden wir aber im Netz den Astlöffel (passend zur Astgabel), den Spinnenarzt (Schwester, das Stethoskop, bitte!), die Sandbrücke (auf oder aus Sand gebaut?) - und selbst den Fingerschuh gibt's als Eintrag.
Wir fanden nicht (meine Vorschläge): Sektreden, Frühstücksdonner, Vergessensseminar, schulverloren.
Die Mädchen machten viel mehr Vorschläge als ich. Schön, zusammen mit ihnen das Ohr an die Brust der Sprache zu legen und genau hinzuhören. Analog zum Warmduscher fiel mir am Ende nur noch das Wortungetüm Ganzjahreswärmflaschenbenutzerin ein. Die ist aber wieder eine Art "Donaudampfschifffahrts...."
Uns Erwachsenen mangelt es eben doch mitunter an Phantasie.
Mittwoch, 16. April 2008
Weblog-Aufgabe
Willkommen auf den Seiten meines Blogs. Ich arbeite mit Sprache und berichte hier über den Alltag aus uns Dolmetscher- und Übersetzersicht.
Was ein echter Weblog ist, der hat auch mal charmant-nebensächliches Parlando zu bieten wie die Aufgabe, die meine Textkollegin Jule von ihrer Schwester Antje und die wiederum von Britta zugeschickt bekam. Liebe Jule, Kettenbriefe mag ich auch nicht, aber so schön zeitversetzt und ohne direkte Aufforderung lasse ich mir das Spiel gefallen. Ich schlage also auch ein in meiner Nähe liegendes Buch mit mindestens 123 Seiten auf Seite 123 auf, schreibe die Sätze 5-7 dieser Seite ab und fordere ebensowenig wie Du keine fünf nichtsahnenden Seelen auf, es mir nachzutun.
Der Vorteil dieser Aufgabenerfüllung ist, dass dieser Weblog nunmehr ein echtes "gros mot" (der klassische Begriff dafür lautet wohl 'Kraftausdruck') aufweist, ohne, dass ich mir damit die Finger schmutzig gemacht hätte.
Und weil alles mit allem zusammenhängt, siehe gestern, hier auch gleich noch die Dolmetscheranekdote zum Stichwort.
Es war einmal eine Studierendengruppe, wie das auf Neudeutsch heißt, die begeisterte sich für Marguerite Duras. Veranstaltete nach einem langen Uniseminar eine Filmreihe mit Diskussionrunden und Gästen dazu. Und ihre Filmdozentin, im Zweiberuf Dolmetscherin, fand sich gaaanz vorne am Pult wieder, moderierte und dolmetschte die Eröffnung. Die Festrede hielt ein bekannter Festivalmacher, der einstmals über die Grande Dame zwischen Literatur und Film promoviert hatte. Erklärte, warum er dadurch zu ihr auf Distanz gegangen war. Er sprach hart in der Sache, gut im Stil, klar und nachvollziehbar, kurz: er vertrat eine starke Position.
Mit im Raum saß der letzte Lebensgefährte der Dame. Der dann in der Erwiderung den Redner direkt ansprach. Und der am Ende seiner Ausführungen das 'gros mot' sagte:
Was ihr sonst noch durch den Kopf ging, weiß die Dolmetscherin heute nicht mehr. Sie machte schlicht ein: "Mir scheint, Sie haben nichts verstanden — und mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch!" draus, letzteres eher apostrophiert und leise gesprochen, was dem Kraftausdruck außerdem noch von seiner Wucht nahm. Diese doppelte Distanznahme und die dritte, weil die Worte ja aus dem Mund der Dolmetscherin kamen, der Angriff also indirekt gespielt wurde, hatten genau das Beabsichtigte zur Folge: Es war alles gesagt und die Veranstaltung hat es nicht gesprengt.
Ich bin noch heute so erschrocken, dass ich hier von mir nur in der dritten Person Singular berichten kann. Und froh, dass ich mit dieser kleinen Weblog-Aufgabe auch noch ein zweites Schimpfwort in das virtuelle Arbeitstagebuch geschmuggelt habe.
Danke, Jule, Antje und Britta :-)
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Bild: Tagungsband, in dem das Zitat
entschärft wurde.
Was ein echter Weblog ist, der hat auch mal charmant-nebensächliches Parlando zu bieten wie die Aufgabe, die meine Textkollegin Jule von ihrer Schwester Antje und die wiederum von Britta zugeschickt bekam. Liebe Jule, Kettenbriefe mag ich auch nicht, aber so schön zeitversetzt und ohne direkte Aufforderung lasse ich mir das Spiel gefallen. Ich schlage also auch ein in meiner Nähe liegendes Buch mit mindestens 123 Seiten auf Seite 123 auf, schreibe die Sätze 5-7 dieser Seite ab und fordere ebensowenig wie Du keine fünf nichtsahnenden Seelen auf, es mir nachzutun.
Je t'avais dit de ne pas l'acheter, cent francs pour un cheval à moitié mort, vous n'en ferez jamais d'autre, feignant, t'es qu'un feignant.Aus dem "cahier rose marbré" (dem rosa marmorierten Heft) der Kriegstagebücher von Marguerite Duras, Ausgabe 2006 bei Folio.
- Merde, dit le garçon, merde et merde, il y a encore la carriole, je m'en fous, je laisse tout tomber, pour ce que ça rapporte. D'abord je fous le camp, tu feras ce que tu voudras.
Der Vorteil dieser Aufgabenerfüllung ist, dass dieser Weblog nunmehr ein echtes "gros mot" (der klassische Begriff dafür lautet wohl 'Kraftausdruck') aufweist, ohne, dass ich mir damit die Finger schmutzig gemacht hätte.
Und weil alles mit allem zusammenhängt, siehe gestern, hier auch gleich noch die Dolmetscheranekdote zum Stichwort.
Mit im Raum saß der letzte Lebensgefährte der Dame. Der dann in der Erwiderung den Redner direkt ansprach. Und der am Ende seiner Ausführungen das 'gros mot' sagte:
... vous n'avez rien compris, Monsieur, vous êtes un con !Die Dolmetscherin, die daneben stand, blickte in entsetzte Gesichter. Die Leiterin der deutsch-französischen Universität war ebenso mit von der Partie wie der Leiter des medienwissenschaftlichen Instituts der Hochschule und andere Persönlichkeiten. "Was nun?", schoss es ihr durch den Kopf, "in dieser Härte übersetzt könnte die ganze Veranstaltung gleich bei ihrer Eröffnung gesprengt werden!" Denn es sollten noch drei Tage Colloquium mit den Studentinnen und Studenten folgen. Auf der anderen Seite waren lauter Menschen im Raum, die aus Gründen der Genauigkeit Fußnoten verfassen oder erläuternde Anstreichungen in Hausarbeiten.
Was ihr sonst noch durch den Kopf ging, weiß die Dolmetscherin heute nicht mehr. Sie machte schlicht ein: "Mir scheint, Sie haben nichts verstanden — und mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch!" draus, letzteres eher apostrophiert und leise gesprochen, was dem Kraftausdruck außerdem noch von seiner Wucht nahm. Diese doppelte Distanznahme und die dritte, weil die Worte ja aus dem Mund der Dolmetscherin kamen, der Angriff also indirekt gespielt wurde, hatten genau das Beabsichtigte zur Folge: Es war alles gesagt und die Veranstaltung hat es nicht gesprengt.
Ich bin noch heute so erschrocken, dass ich hier von mir nur in der dritten Person Singular berichten kann. Und froh, dass ich mit dieser kleinen Weblog-Aufgabe auch noch ein zweites Schimpfwort in das virtuelle Arbeitstagebuch geschmuggelt habe.
Danke, Jule, Antje und Britta :-)
________________
Bild: Tagungsband, in dem das Zitat
entschärft wurde.
Dienstag, 15. April 2008
Beglückende Leere im Kopf
Nach dem Dolmetscheinsatz bin ich oft ein einem flow (Tätigkeitsrausch oder Funktionslust auf Deutsch). Der geht meist schon während der Arbeit los - die Worte fließen fast von allein, die Barrieren zwischen meinen beiden Hauptsprachen sind herabgesetzt, ich sehe Verbindungen zwischen ihnen und habe Erkenntnisse über Worte, die mir neu sind. Zum Beispiel "Kulissentisch" - das kommt von table coulissante, das wiederum von couler - fließen, rollen, versinken. Die gläsernen Auszugsplatten (les rallonges) gleiten nach außen, oder aber sie werden unter die Hauptplatte versenkt. Ich spüre geradezu physisch die Bewegungen im Raum, auch die der Kulisse auf dem Theater.
Französisch, Deutsch, die Sprache der Dinge, zum Teil auch Englisch, alles das fühlt sich im flow an wie die Dialekte ein- und desselben großen Sprachgebildes.
Alles hängt mit allem zusammen, ist benennbar, diese Benennbarkeit gibt Sicherheit. Aber ich muss es auch nicht benennen, es reicht mir, dass ich weiß, ich könnte den Forsythien-Strauch in drei Sprachen ansprechen (selbst, wenn es genanntem Zierstrauch sicher piepschnurz ist, in welcher Sprache ich ihn und sein strahlendes Gelb begrüßen würde).
Und nach der Arbeit beglückende Leere im Kopf.
Französisch, Deutsch, die Sprache der Dinge, zum Teil auch Englisch, alles das fühlt sich im flow an wie die Dialekte ein- und desselben großen Sprachgebildes.
Alles hängt mit allem zusammen, ist benennbar, diese Benennbarkeit gibt Sicherheit. Aber ich muss es auch nicht benennen, es reicht mir, dass ich weiß, ich könnte den Forsythien-Strauch in drei Sprachen ansprechen (selbst, wenn es genanntem Zierstrauch sicher piepschnurz ist, in welcher Sprache ich ihn und sein strahlendes Gelb begrüßen würde).
Und nach der Arbeit beglückende Leere im Kopf.
Kategorien:
Alltag,
Kopfeinsichten
Montag, 14. April 2008
Einsilbig: Die Not der Dolmetscher
Journalisten und Moderatoren lernen in der Ausbildung, dass eine Frage nie länger als 30 Sekunden dauern soll. In ihr soll Respekt für das Gegenüber zum Ausdruck kommen, echtes Interesse, außerdem ein Stil des Fragenden, der Sorgfalt in der Arbeit und Freundlichkeit ausstrahlt, kurz: alles, was ein Gegenüber darauf schließen lässt, es mit einer kultivierten Persönlichkeit zu tun zu haben, die auch dann die Privatsphäre respektiert, sollte im Eifer des Gefechts ein Satz zu viel fallen.
Interviewte haben sich innerlich auf das Gespräch vorbereitet, ihnen sind vielleicht schon Fragen und Gedanken im Kopf rumgesprungen, sie sind um ihr Bild besorgt, das sie hinterlassen werden, und dennoch, sie sagen ja zum Interview und möchten Auskunft erteilen.
Bis hierhin nur Binsen. Und doch kam es zu folgenden Ereignissen:
Eine europäische Hauptstadt, wir befinden uns im Kino einer Kinemathek. Der Moderator begrüßt Gast und Publikum, äußert Freude über den Filmemacher an seiner Seite, erläutert die Einladung, bahnt eine Frage an, stellt sie.
Der Gast schweigt. Sagt nach einer Pause: Ja./Nein./Vielleicht. (Genau erinnere ich mich nicht mehr, aber es war nur ein Wort.)
Der Moderator fragt noch einmal. Antwort: Kann sein.
Die Dolmetscherin (ich) hat das Gefühl, als einzige nervös zu werden, als das Spiel wieder losgeht: Frage, darauf eine Silbe Antwort oder zwei.
Das Gespräch wurde zur Beruhigung aller abgebrochen, es war zu quälend, der vorausgegangene Film ließ dennoch viele Fragen offen.
Ortswechsel, wieder eine Hauptstadt: Wir interviewen eine Grande Dame des Fotojournalismus. Das Interview ist für Arte, der Interviewer ein aufstrebender Universtitätsangehöriger. Er hat Karteikarten vorbereitet, die er nun abliest, ohne sein Gegenüber zwischendurch anzusehen: "Sie waren dann und dann dort und dort und sahen/sprachen/erlebten ... Woran erinnern Sie sich noch?" (Ich fühl' mich wie im falschen TV-Programm und muss an "This is your life" denken.)
"A pas grand chose !" lautet die Antwort, an nicht viel. Die Fragen hatten ja alles schon gesagt, die akademische Faktenreihung war so voller Distanz und übervoll an Stichworten, dafür zu leer an erkennbarem menschlichem Interesse, so dass auch hier das große Schweigen einsetzte.
Auch hier war meine Not als Dolmetscherin und Regieassistentin mindestens ebenso groß wie die des Fragenden und des Befragten. Derlei kann dem passieren, der es zu gut meint und mangelnde Berufserfahrung durch Fleiß kompensiert.
Beim Fernsehinterview konnte meine Vorbildung die Situation ein wenig retten. Als Journalistin (in einem früheren Arbeitsleben) hatte ich schon einmal diese Berühmtheit portraitiert, und was vor dem Mittagessen nicht in den Kasten kam, wurde eben nach dem Mittagessen aufgezeichnet.
Interviewte haben sich innerlich auf das Gespräch vorbereitet, ihnen sind vielleicht schon Fragen und Gedanken im Kopf rumgesprungen, sie sind um ihr Bild besorgt, das sie hinterlassen werden, und dennoch, sie sagen ja zum Interview und möchten Auskunft erteilen.
Bis hierhin nur Binsen. Und doch kam es zu folgenden Ereignissen:
Eine europäische Hauptstadt, wir befinden uns im Kino einer Kinemathek. Der Moderator begrüßt Gast und Publikum, äußert Freude über den Filmemacher an seiner Seite, erläutert die Einladung, bahnt eine Frage an, stellt sie.
Der Gast schweigt. Sagt nach einer Pause: Ja./Nein./Vielleicht. (Genau erinnere ich mich nicht mehr, aber es war nur ein Wort.)
Der Moderator fragt noch einmal. Antwort: Kann sein.
Die Dolmetscherin (ich) hat das Gefühl, als einzige nervös zu werden, als das Spiel wieder losgeht: Frage, darauf eine Silbe Antwort oder zwei.
Das Gespräch wurde zur Beruhigung aller abgebrochen, es war zu quälend, der vorausgegangene Film ließ dennoch viele Fragen offen.
Ortswechsel, wieder eine Hauptstadt: Wir interviewen eine Grande Dame des Fotojournalismus. Das Interview ist für Arte, der Interviewer ein aufstrebender Universtitätsangehöriger. Er hat Karteikarten vorbereitet, die er nun abliest, ohne sein Gegenüber zwischendurch anzusehen: "Sie waren dann und dann dort und dort und sahen/sprachen/erlebten ... Woran erinnern Sie sich noch?" (Ich fühl' mich wie im falschen TV-Programm und muss an "This is your life" denken.)
"A pas grand chose !" lautet die Antwort, an nicht viel. Die Fragen hatten ja alles schon gesagt, die akademische Faktenreihung war so voller Distanz und übervoll an Stichworten, dafür zu leer an erkennbarem menschlichem Interesse, so dass auch hier das große Schweigen einsetzte.
Auch hier war meine Not als Dolmetscherin und Regieassistentin mindestens ebenso groß wie die des Fragenden und des Befragten. Derlei kann dem passieren, der es zu gut meint und mangelnde Berufserfahrung durch Fleiß kompensiert.
Beim Fernsehinterview konnte meine Vorbildung die Situation ein wenig retten. Als Journalistin (in einem früheren Arbeitsleben) hatte ich schon einmal diese Berühmtheit portraitiert, und was vor dem Mittagessen nicht in den Kasten kam, wurde eben nach dem Mittagessen aufgezeichnet.
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Alltag
Freitag, 11. April 2008
Freie Sicht
Hallo, hier bloggt eine Spracharbeiterin: Ich übersetze und
dolmetsche. Arbeitssprachen: Französisch (aktiv und passiv) und
Englisch (nur Ausgangssprache). Die Einsätze sind nur die jeweilige
Spitze des Wissenseisbergs. Die Hauptarbeit geschieht in Vor- und
Nachbereitung. Und die technischen Gegebenheiten müssen wir auch im Auge behalten.
Berlin, in einem historischen Gebäude, das zum Luxushotel umgebaut wurde: Nach der Pause soll der zweite Teil eines Kongresses beginnen. Wir kehren gleich zurück in den schönen Saal, in dessen Mitte an der Seite die Dolmetscherkabine aufgebaut wurde. Sie ragt leicht schräg in den Raum, wir sehen das Podium, viel vom Publikum — und das zweite Saalmikrophon für Fragen und Beiträge aus dem Saal steht seitlich neben unserer Box. So macht es nichts, dass wir die letzten Stuhlreihen für die Zuschauer nicht sehen können.
Zum Nachmittag ist eine zweite Fremdsprache bestellt, zwei weitere Kollegen werden in an einen Tisch im Nebenraum gesetzt und sollen das Bild per Monitor erhalten. Die Veranstaltung ändert sich auch formal: waren es am Morgen vor allem Vorträge, kommt jetzt gefilmtes Material hinzu (das zweite Team hat vorab die Filme sichten können).
Berlin, in einem historischen Gebäude, das zum Luxushotel umgebaut wurde: Nach der Pause soll der zweite Teil eines Kongresses beginnen. Wir kehren gleich zurück in den schönen Saal, in dessen Mitte an der Seite die Dolmetscherkabine aufgebaut wurde. Sie ragt leicht schräg in den Raum, wir sehen das Podium, viel vom Publikum — und das zweite Saalmikrophon für Fragen und Beiträge aus dem Saal steht seitlich neben unserer Box. So macht es nichts, dass wir die letzten Stuhlreihen für die Zuschauer nicht sehen können.
Zum Nachmittag ist eine zweite Fremdsprache bestellt, zwei weitere Kollegen werden in an einen Tisch im Nebenraum gesetzt und sollen das Bild per Monitor erhalten. Die Veranstaltung ändert sich auch formal: waren es am Morgen vor allem Vorträge, kommt jetzt gefilmtes Material hinzu (das zweite Team hat vorab die Filme sichten können).
Die Kongress tagte wie gesagt einen Vormittag lang, dann bekommt er Hunger. Und während des Essens beginnt das Ungemach: Auf dass das Filmmaterial besser zur Geltung komme, entscheidet der Veranstalter in der Mittagspause ad hoc, die Sitzordnung um 45 Grad drehen zu lassen, um die Wand der Längsseite mit Bewegtbild bespielen zu können. Nach dem Mittagessen findet also das Publikum die mit flinker Hand vom Hotelpersonal umgestellten Stühle wieder vor und ist gar nicht amüsiert, denn hier "wanderten" die eigenen Unterlagen, dort Notizen oder sogar der Schal gegen den Wind der Klimaanlage "eine Sitzreihe weiter".
Wir sind auch nicht amused, zum Glück sind wir mit viel Zeitvorlauf aus der Pause zurückgekehrt, um uns einzulesen. Aber dazu kommen wir leider nicht. Denn, Überraschung!, dorthin, wo jetzt das Rednerpult hin umgezogen wurde (und für die Konferenztechnik fest mit den Leitungen im Boden verbunden, die Hotels haben meist mehrere, ins Parkett integrierte Optionen), dürfte es für uns nicht stehen: Genau in der Sichtachse zwischen Pult und uns befindet sich eine Säule. Dafür sehen wir jetzt das ganze Publikum, ausnahmslos, von hinten.
Der Raum ist ein klarer Fall und Beweis dafür, dass Prioritäten bewusst bedacht werden sollten: In diesem Raum müssen bei der Planung von Veranstaltungen erst Sitzordnung und der Standort des Rednerpults festgelegt werden und dann erst wird die Dolmetscherkabine aufgestellt. Das war genauso geschehen — und bei der Änderung vergessen worden.
Als wir bei der Tagungsleitung ankommen, um die Säule vorm Kopf zu melden, ist schon ein anderer vor Ort: Der Tontechniker. Er braucht Zeit, um die Saalmikros wieder einzurichten, denn ein Kabelschaden ist zu vermelden, da wird wohl jemand gestolpert sein. Auch er war nicht vorher informiert worden. Dann kommen die Kollegen aus der "Kabine", die in einem Nebenraum untergebracht sind, und beklagen, dass sie zwar einen Monitor hätten, das Rednerpult aber völlig im Dunkeln läge und somit der Teil der Informationen, die vom Mund abgelesen wird, so nicht bei ihnen ankommen werden wird.
Der Kongress tagt jetzt nicht mehr, er geht auf kleine "große Fahrt". Denn zum Glück ist der Busfahrer erreichbar, die Stadtbesichtigung per Reisebus wird vorgezogen, und Techniker und Stühlerücker dürfen währenddessen noch einmal Hand anlegen.
Der Raum ist ein klarer Fall und Beweis dafür, dass Prioritäten bewusst bedacht werden sollten: In diesem Raum müssen bei der Planung von Veranstaltungen erst Sitzordnung und der Standort des Rednerpults festgelegt werden und dann erst wird die Dolmetscherkabine aufgestellt. Das war genauso geschehen — und bei der Änderung vergessen worden.
Als wir bei der Tagungsleitung ankommen, um die Säule vorm Kopf zu melden, ist schon ein anderer vor Ort: Der Tontechniker. Er braucht Zeit, um die Saalmikros wieder einzurichten, denn ein Kabelschaden ist zu vermelden, da wird wohl jemand gestolpert sein. Auch er war nicht vorher informiert worden. Dann kommen die Kollegen aus der "Kabine", die in einem Nebenraum untergebracht sind, und beklagen, dass sie zwar einen Monitor hätten, das Rednerpult aber völlig im Dunkeln läge und somit der Teil der Informationen, die vom Mund abgelesen wird, so nicht bei ihnen ankommen werden wird.
Der Kongress tagt jetzt nicht mehr, er geht auf kleine "große Fahrt". Denn zum Glück ist der Busfahrer erreichbar, die Stadtbesichtigung per Reisebus wird vorgezogen, und Techniker und Stühlerücker dürfen währenddessen noch einmal Hand anlegen.
Kategorien:
Alltag
Donnerstag, 10. April 2008
Filmdialoge
Übers Filmübersetzen, zehnter Teil (oder ist es nur der gefühlte 10. Teil?)
Ich hab nicht mitgezählt.
Akkurat arbeiten müssen wir Dolmetscher und Übersetzer immer. Beim Film ist es besonders wichtig, denn jeder auch noch so kleine Fehler ist noch Jahre und Jahrzehnte später hör- oder sichtbar (wenn das Ergebnis Untertitel sind). Eine weitere Übersetzart ist die des Abhörens von Filmen mit anschließender Übertragung. Der DVD-Markt boomt, es gibt neue Filme, aber auch mancher Bestand aus dem Katalog wird neu untertitelt oder neu synchronisiert, zum Beispiel Filmklassiker, die nach Sprache und Studioton vergangener Jahrzehnte klingen. Mitunter hängt es auch an einem Lizenzproblem: da ist ein Film verfügbar, nur die Rechte an der Sprachenfassung sind nicht klärbar. Oder aber es kehrt ein Team mit gedrehtem Material zurück, rushes auf Englisch, die Franzosen verwenden den Begriff auch, und vor dem Schnitt wird erst einmal genau überprüft, was vorhanden ist.
Und wieder ist das Gehör die halbe Miete. Für zehn Minuten Film abhören und schreiben rechnen wir durchschnittlich eine Stunde, wenn es sich zum Beispiel um Interviewmaterial handelt. Spielfilme sind immer anders, sie können mal wortkarg, mal verplaudert sein. Zwischen den bereits früher zitierten Filmbeispielen "In den Tag hinein" von Maria Späth und "L'anglaise et le duc" (Die Lady und der Herzog) von Eric Rohmer liegen Welten. Etwa 180 Untertitelder hat eine, mehr als 1200 wären es für den anderen geworden (weshalb ich den Film nur eingesprochen oder synchronisiert kenne).
Erst im zweiten Schritt kommt die eigentliche Übersetzerarbeit ...
Letztens bekam ich einen Film auf den Tisch, wo die Dialoge der Hauptrollen alle im mitgelieferten Script standen, aber Hintergrunddialoge und Massenszenen waren zu bearbeiten. In die DVD war ein timecode eingeblendet (abgekürzt TC, früher hörte man auch den Begriff Zeitstempel), durch den jedes Einzelbild seine eigene fortlaufende Nummer erhält. Das Drehbuchtranskript wies sie auch auf, so dass hier 'nur' eine Art Lückentext auszufüllen war.
Da derlei Arbeiten (im eigenen wissenschaftlichen Auftrag) jetzt öfter kommen werden, kaufe ich gerade Technik, die aus der sozialwissenschaftlichen Forschung stammt. Da spiele ich das Ton-/Bilddokument in ein Programm ein, verbandele ein Fußpedal mit dem Rechner und kann dann mit dem Fuß vor- und zurückspulen. Das sieht dann ungefähr so aus:
.oder so:
Das ist wieder mal ein nettes Beispiel für geschlechtsspezifisches Zielgruppenmarketing, oder?
_______________________
Pedale von www.pedalpeddler.com
Ich hab nicht mitgezählt.
Akkurat arbeiten müssen wir Dolmetscher und Übersetzer immer. Beim Film ist es besonders wichtig, denn jeder auch noch so kleine Fehler ist noch Jahre und Jahrzehnte später hör- oder sichtbar (wenn das Ergebnis Untertitel sind). Eine weitere Übersetzart ist die des Abhörens von Filmen mit anschließender Übertragung. Der DVD-Markt boomt, es gibt neue Filme, aber auch mancher Bestand aus dem Katalog wird neu untertitelt oder neu synchronisiert, zum Beispiel Filmklassiker, die nach Sprache und Studioton vergangener Jahrzehnte klingen. Mitunter hängt es auch an einem Lizenzproblem: da ist ein Film verfügbar, nur die Rechte an der Sprachenfassung sind nicht klärbar. Oder aber es kehrt ein Team mit gedrehtem Material zurück, rushes auf Englisch, die Franzosen verwenden den Begriff auch, und vor dem Schnitt wird erst einmal genau überprüft, was vorhanden ist.
Und wieder ist das Gehör die halbe Miete. Für zehn Minuten Film abhören und schreiben rechnen wir durchschnittlich eine Stunde, wenn es sich zum Beispiel um Interviewmaterial handelt. Spielfilme sind immer anders, sie können mal wortkarg, mal verplaudert sein. Zwischen den bereits früher zitierten Filmbeispielen "In den Tag hinein" von Maria Späth und "L'anglaise et le duc" (Die Lady und der Herzog) von Eric Rohmer liegen Welten. Etwa 180 Untertitelder hat eine, mehr als 1200 wären es für den anderen geworden (weshalb ich den Film nur eingesprochen oder synchronisiert kenne).
Erst im zweiten Schritt kommt die eigentliche Übersetzerarbeit ...
Letztens bekam ich einen Film auf den Tisch, wo die Dialoge der Hauptrollen alle im mitgelieferten Script standen, aber Hintergrunddialoge und Massenszenen waren zu bearbeiten. In die DVD war ein timecode eingeblendet (abgekürzt TC, früher hörte man auch den Begriff Zeitstempel), durch den jedes Einzelbild seine eigene fortlaufende Nummer erhält. Das Drehbuchtranskript wies sie auch auf, so dass hier 'nur' eine Art Lückentext auszufüllen war.
Da derlei Arbeiten (im eigenen wissenschaftlichen Auftrag) jetzt öfter kommen werden, kaufe ich gerade Technik, die aus der sozialwissenschaftlichen Forschung stammt. Da spiele ich das Ton-/Bilddokument in ein Programm ein, verbandele ein Fußpedal mit dem Rechner und kann dann mit dem Fuß vor- und zurückspulen. Das sieht dann ungefähr so aus:
.oder so:
Das ist wieder mal ein nettes Beispiel für geschlechtsspezifisches Zielgruppenmarketing, oder?
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Pedale von www.pedalpeddler.com
Mittwoch, 9. April 2008
Übersetzernormzeile
Hier begrüßt Sie eine Spracharbeiterin, auf deren Seite Sie
geplant oder zufällig gelandet sind. Ob in Berlin, Paris,
Schwerin oder Lille, ich mache überall das Gleiche: Ich dolmetsche und
übersetze. Dabei sind Französisch oder Englisch die Ausgangssprachen,
Deutsch oder Französisch die Zielsprachen.
Filmtexte übersetzen — das können auch Kommentartexte und Interviews sein, die in Reportagen und Dokumentarfilmen vorkommen. Auch hier gilt es, mit dem Ohr zu übersetzen, also sprechend. Und für zeitlich begrenzte Filmzeit, daher ist oft ein weiterer Übersetzervorgang nötig zur Kondensierung des Texts bzw. Kürzen für die Zeit, die zum Sprechen überhaupt vorhanden ist, und das bei möglichst gleichbleibender Inhaltsfülle. Das macht mehr Arbeit, selbst, wenn am Ende das Ergebnis 'schlanker' ist. Um die Arbeit gerecht abzurechnen, gibt es den Zeilenpreis und die Normzeile.
In allen Kostenvoranschlägen und Rechnungen kommt das Wort "Übersetzernormzeile" vor. Sie errechnet sich ausgehend von der Gesamtheit der Anschläge (inklusive Leerzeichen) des Textes geteilt durch 55 Anschläge inklusive Leerzeichen (sonst in Manuskripten üblich: 60 Anschläge). Diese Zahl kommt daher, dass man einstmals, vor der automatischen Wortzählfunktion, jede angefangene Zeile neu berechnet hat, was sich je nach Textform mal zuungunsten des Auftraggebers, mal zuungusten des Übersetzers ausgewirkt hat. Daher wird jetzt die verkürzte "Normzeile" berechnet.
Sich wiederholende Namen und Ortsangaben zählen mit, da die Textvolage als Layoutschema zu berücksichtigen ist, was Mehraufwand schafft, weil wir in der Regel nicht ohne Umformatierungen mit einer unterstützenden Übersetzersoftware arbeiten können (die ist u.a. fürs Schleifen = Lektorat wichtig).
Daraus ergibt sich:
X Anschläge dividiert durch 55 Anschläge x XYZ Euro = Zwischensumme in Euro vor Steuern.
Natürlich brauchen wir bei Übersetzungen fertiger Filme zum Text auch noch das bewegte Bild, gern auch in einem nicht so hochauflösenden Stream, um etwaige Doppeldeutigkeiten zu vermeiden.
______________________________
Foto: C.E.
Filmtexte übersetzen — das können auch Kommentartexte und Interviews sein, die in Reportagen und Dokumentarfilmen vorkommen. Auch hier gilt es, mit dem Ohr zu übersetzen, also sprechend. Und für zeitlich begrenzte Filmzeit, daher ist oft ein weiterer Übersetzervorgang nötig zur Kondensierung des Texts bzw. Kürzen für die Zeit, die zum Sprechen überhaupt vorhanden ist, und das bei möglichst gleichbleibender Inhaltsfülle. Das macht mehr Arbeit, selbst, wenn am Ende das Ergebnis 'schlanker' ist. Um die Arbeit gerecht abzurechnen, gibt es den Zeilenpreis und die Normzeile.
In allen Kostenvoranschlägen und Rechnungen kommt das Wort "Übersetzernormzeile" vor. Sie errechnet sich ausgehend von der Gesamtheit der Anschläge (inklusive Leerzeichen) des Textes geteilt durch 55 Anschläge inklusive Leerzeichen (sonst in Manuskripten üblich: 60 Anschläge). Diese Zahl kommt daher, dass man einstmals, vor der automatischen Wortzählfunktion, jede angefangene Zeile neu berechnet hat, was sich je nach Textform mal zuungunsten des Auftraggebers, mal zuungusten des Übersetzers ausgewirkt hat. Daher wird jetzt die verkürzte "Normzeile" berechnet.
Sich wiederholende Namen und Ortsangaben zählen mit, da die Textvolage als Layoutschema zu berücksichtigen ist, was Mehraufwand schafft, weil wir in der Regel nicht ohne Umformatierungen mit einer unterstützenden Übersetzersoftware arbeiten können (die ist u.a. fürs Schleifen = Lektorat wichtig).
Daraus ergibt sich:
X Anschläge dividiert durch 55 Anschläge x XYZ Euro = Zwischensumme in Euro vor Steuern.
Natürlich brauchen wir bei Übersetzungen fertiger Filme zum Text auch noch das bewegte Bild, gern auch in einem nicht so hochauflösenden Stream, um etwaige Doppeldeutigkeiten zu vermeiden.
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Foto: C.E.
Kategorien:
Alltag,
Grundsätzliches,
Money talks / Preise
Sonntag, 6. April 2008
Drehbuch übersetzen
Letzten Freitagabend, kleine Teambesprechung am Telefon. In den letzten Wochen haben wir ein Drehbuch übersetzt. Alexandra und ich waren im Team beschäftigt. Jede hat ihre Stärken. Alexandra kommt mehr aus der Literatur, ich aus dem Hörfunk. "Mit den Ohren schreiben" hatte man mir in meiner Ausbildung gepredigt, den Ausdruck wiederhole ich heute gern. Denn der Zuhörer oder -seher kann ja nicht zurückblättern, es muss sitzen und passen, ohne angestrengt zu wirken. So ist mein Schwerpunkt die gesprochene Sprache sowie alles Filmtechnische. Wir arbeiten jede für sich, schicken dann Fassungen hin und her, am Ende lektoriert Céline.
Wir sind seit etwa der vierten Fassung an der Übertragung beschäftigt, jetzt müsste es die siebente sein. Die Arbeit geht seit letztem Sommer, dann kamen die ersten Änderungen im Herbst, der Winter war durch die Fortentwicklung der Protagonistin gekennzeichnet.
Jetzt im Frühjahr, wenige Wochen vor Drehbeginn, waren die zweite Hauptfigur sowie die Nebenrollen "dran". Unter dem Strich wurde so viel geändert, dass es mengenmäßig fast zwei Übersetzungen waren (was sich natürlich im Preis niederschlug. Zur Info: Je nach Schwierigkeitsgrad und Länge kostet eine Drehbuchübersetzung ca. zwischen 3 und 5 Tausend Euro).
Alexandra reflektiert das knappe mit dem Buch verbrachte Jahr (natürlich haben wir zwischendurch viele andere Aufgaben erledigt). Alexandra: "Wir haben gesehen, wie sich das Drehbuch entwickelt hat, es wurde spannender, die Figuren und der Konflikt sind jetzt klarer herausgearbeitet. Und beim Dialoge lesen und übersetzen habe ich nach einiger Zeit gemerkt, dass ich laut lesen und mir zuhören muss um festzustellen, ob es stimmig klingt."
Ja, das war damals gemeint mit dem Satz: "Mit den Ohren schreiben ..."
__________________________________________
Etwas über Preise lesen Sie hier.
Wir sind seit etwa der vierten Fassung an der Übertragung beschäftigt, jetzt müsste es die siebente sein. Die Arbeit geht seit letztem Sommer, dann kamen die ersten Änderungen im Herbst, der Winter war durch die Fortentwicklung der Protagonistin gekennzeichnet.
Jetzt im Frühjahr, wenige Wochen vor Drehbeginn, waren die zweite Hauptfigur sowie die Nebenrollen "dran". Unter dem Strich wurde so viel geändert, dass es mengenmäßig fast zwei Übersetzungen waren (was sich natürlich im Preis niederschlug. Zur Info: Je nach Schwierigkeitsgrad und Länge kostet eine Drehbuchübersetzung ca. zwischen 3 und 5 Tausend Euro).
Alexandra reflektiert das knappe mit dem Buch verbrachte Jahr (natürlich haben wir zwischendurch viele andere Aufgaben erledigt). Alexandra: "Wir haben gesehen, wie sich das Drehbuch entwickelt hat, es wurde spannender, die Figuren und der Konflikt sind jetzt klarer herausgearbeitet. Und beim Dialoge lesen und übersetzen habe ich nach einiger Zeit gemerkt, dass ich laut lesen und mir zuhören muss um festzustellen, ob es stimmig klingt."
Ja, das war damals gemeint mit dem Satz: "Mit den Ohren schreiben ..."
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Etwas über Preise lesen Sie hier.
Donnerstag, 3. April 2008
Franzosenarm
Die Vokabel "Wortschatz" heißt so, weil Worte einen Schatz darstellen. Jedes einzelne ist wertvoll, und in ihrer Gesamtheit sind sie es noch viel mehr.
Mein Dolmetscher-Wortschatz ist Teil der Grundlage unseres wirtschaftlichen Handelns. Ich sammle Vokabeln wie andere Leute Briefmarken, historische Schokoladenpapiere oder Stilmöbel - und ich habe viel Spaß daran zu sehen, wie die Vokabeln immer auch kleine Geschichten erzählen.
Nehmen wir die Fahne. Das, was in der Buchproduktion der Probedruck vor dem "Umbruch" ist, der dann in Korrektur geht, ist "bei Films" ein Gerät zur Veränderung und Abschirmung des Lichts.
Es handelt sich um ein mal größeres, mal kleines Ding aus Metall oder aber um einen Rahmen, der mit Molton (schwarzem filzartigem Baumwollstoff) oder einem das Licht filternden Gewebe bespannt wird und neben der Kamera bzw. unter Berücksichtung der Lichteffekte in Stellung gebracht wird. So wie rechts abgebildet sieht es ungefähr aus:
International heißt das Gerät "french flag", französische Flagge also. Das Adjektiv mag die Herkunft bezeichnen oder die vermeintliche Urheberschaft. In Spanien und auf Kuba sehen die Filmemacher das ganz anders: der Begriff "bandera italiana" spricht seine eigene Sprache.
Auf Deutsch ist der Fachterminus in seiner voller Länge eindeutig von Pragmatik geprägt: Die "Abdeckfahne". Nur die Bayern nennen das Gerät nach dem Ort, wo es (auch) sein kann, nämlich oben, ein "Dacherl", was bei internationalen Produktionen Schwierigkeiten geben kann. Could you please give me the dacherl ?!
In Ostdeutschland, in Sonderheit in den Babelsberger Filmstudios, gab es nach der Wende auch einen Regionalismus. Hier hatten die Knickarme dieser Teile, die mit Gelenkschrauben fixiert werden, einen eigenen Namen. Hintergrund: Es waren französische Teams, die in den 50er Jahren bei Koproduktionen mit der DEFA diese Hilfsmittel bekannt machten.
Das Wort, das in keinem Wörterbuch steht, und das, über Google gesucht, niemand zu kennen scheint, lautet: "Franzosenarm".
Ein Wortschätzchen also ...
Mein Dolmetscher-Wortschatz ist Teil der Grundlage unseres wirtschaftlichen Handelns. Ich sammle Vokabeln wie andere Leute Briefmarken, historische Schokoladenpapiere oder Stilmöbel - und ich habe viel Spaß daran zu sehen, wie die Vokabeln immer auch kleine Geschichten erzählen.
Nehmen wir die Fahne. Das, was in der Buchproduktion der Probedruck vor dem "Umbruch" ist, der dann in Korrektur geht, ist "bei Films" ein Gerät zur Veränderung und Abschirmung des Lichts.
Es handelt sich um ein mal größeres, mal kleines Ding aus Metall oder aber um einen Rahmen, der mit Molton (schwarzem filzartigem Baumwollstoff) oder einem das Licht filternden Gewebe bespannt wird und neben der Kamera bzw. unter Berücksichtung der Lichteffekte in Stellung gebracht wird. So wie rechts abgebildet sieht es ungefähr aus:
International heißt das Gerät "french flag", französische Flagge also. Das Adjektiv mag die Herkunft bezeichnen oder die vermeintliche Urheberschaft. In Spanien und auf Kuba sehen die Filmemacher das ganz anders: der Begriff "bandera italiana" spricht seine eigene Sprache.
Auf Deutsch ist der Fachterminus in seiner voller Länge eindeutig von Pragmatik geprägt: Die "Abdeckfahne". Nur die Bayern nennen das Gerät nach dem Ort, wo es (auch) sein kann, nämlich oben, ein "Dacherl", was bei internationalen Produktionen Schwierigkeiten geben kann. Could you please give me the dacherl ?!
In Ostdeutschland, in Sonderheit in den Babelsberger Filmstudios, gab es nach der Wende auch einen Regionalismus. Hier hatten die Knickarme dieser Teile, die mit Gelenkschrauben fixiert werden, einen eigenen Namen. Hintergrund: Es waren französische Teams, die in den 50er Jahren bei Koproduktionen mit der DEFA diese Hilfsmittel bekannt machten.
Das Wort, das in keinem Wörterbuch steht, und das, über Google gesucht, niemand zu kennen scheint, lautet: "Franzosenarm".
Ein Wortschätzchen also ...
Mittwoch, 2. April 2008
Dolmetscher und Weiterbildung im Alltag
Im Herbst darf ich wieder eine Fortbildung veranstalten. Ich freue mich darauf. Dabei kann ich über mein Arbeitsfeld referieren und praktische Übungen anbieten.
Aber ich muss vor überhöhten Hoffnungen warnen. Mancher Dolmetscher und Übersetzer könnte erwarten, nach einer eintägigen Fortbildung fit zu sein für den Arbeitsbereich "Film und Medien". Was ich mir in jahrelanger Arbeit bei Recherchen, Dreharbeiten und im Schnitt aneignete, kann ich natürlich nicht an einem Samstag vermitteln.
Aber ich kann Bewusstsein schärfen für ein spannendes Arbeitsfeld und für "Nebenbeilernen" - und wie man sich diese Vorgänge zunutze macht. Das meiste, was der Mensch lernt, nimmt er informell auf, also ungeplant und außerhalb einer als solcher erkennbaren Lernsituation mit Dozent/Lehrer und Schulraum, dennoch gibt es eine Art Bewusstsein über den Lernvorgang. Die Wissenschaft meint, dass der Mensch zu 70 % informell lernt. Daneben gibt es inzidentielles Lernen - hier ist Lernen auch nicht beabsichtigt und geschieht darüberhinaus unbewusst. Auch hierfür lassen sich in der Wissenschaft Zahlen finden - aber vermutlich ist derlei gar nicht pauschalisierbar, denn es geht ja als Kind mit Laufenlernen und Spracherwerb los, und hier schon machen sich individuelle und soziale Unterschiede bemerkbar, wirken Gene, Einfluss der Eltern, Anreize der Umwelt.
Situationen, die nicht als Lernsituationen geplant sind, begleiten uns durch den Alltag. Und den sollten wir zum Lernen nutzen. Mein kleiner Bruder kann alle Hauptstädte sämtlicher Staaten der Erde auswendig - in seiner Studenten-WG hing auf dem Klo eine entsprechende von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgebrachte Weltkarte.
Die Worte eines fremdsprachigen Werbeplakats - Milch, pasteurisiert, trinken, täglich, erhält gesund - konnte ich schon als Kind. Es war etwa von 1900, ein junges Mädchen war darauf abgebildet, das aus einer Schale trank, beobachtet von einer Katze. Das Plakat hing jahrelang in unserer Küche.
Es geht also um Begegnung mit dem Lernstoff im Alltag. Das Bewusstsein dafür vorausgesetzt, kann ich mir etliche Lernsituationen schaffen, in denen sich unbewusstes und bewusstes Lernen mischen, siehe die Weltkarte. Neue Vokabeln zum Beispiel schreibe ich auf Karten und lege sie immer für Tage ins Regal, an dem ich oft vorbeikomme. Dann schaue ich kurz drauf, und noch bevor sich mir der Sinn erschließt, bekommt das Wort einen vertrauten Klang. Der nächste Schritt ist es dann, den Sinn zu lernen und zu verfestigen.
Nächste Woche bin ich wieder in Frankreich, meine Kollegin wird das Büro weiterführen. Ich werde auf der MIP tätig sein, der weltgrößten Messe für audiovisuelle Programme. In Frankreich werde ich mir auch ein neues Plakat kaufen. Es ist nämlich höchste Zeit, dass ich nach Brot- und Käsesorten jetzt auch Fische und Kräuter einwandfrei lerne. Dazu gibt es spezielle Küchenplakate, die dem Prinzip dieser Bildzeile folgen:
Die Auswahl ist groß: Englische Interpunktion, Kräutertees, die 206 Knochen des menschlichen Körpers und was noch dran ist, Spezialitäten der Provence, die Entwicklung des Lebens auf der Erde, Fossilien für Spezialisten, Nudelformen und Salatbestandteile, oft sogar auf Französisch und Englisch, denn die Kundschaft sind meist Touristen. Dass ich inzwischen einige dieser Plakate habe und sie vor allem zum Lernen einsetze (also auch regelmäßig wechsele), war vom Hersteller nicht geplant. Sie sind auch übers Internet bestellbar, z.B. bei Allposters und bei Ebay. Plakate mit Abbildungen und deutscher Benennung fand ich leider nirgends. In Deutschland ist die Bundeszentrale für politische Bildung mit Ihren Plakaten zu Politik, Geografie und Wirtschaft über Schülerkreise hinaus bekannt.
Was ebenso ernst wie diese Lernplakate gemeint ist und genau deshalb schon wieder witzig, sind die didaktischen Plakate aus Indien und Mexiko, die der OK-Versand vertreibt. Früchte, Yoga, Tiere, "good habits" und "bad habits" - manches scheint direkt aus dem Klassenraum des letzten Jahrhunderts zu kommen und bringt mich zum Schmunzeln.
So macht lifelong learning Spaß ...
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Quellen der Abbildungen: OK-Versand, www.allposters.fr
Aber ich muss vor überhöhten Hoffnungen warnen. Mancher Dolmetscher und Übersetzer könnte erwarten, nach einer eintägigen Fortbildung fit zu sein für den Arbeitsbereich "Film und Medien". Was ich mir in jahrelanger Arbeit bei Recherchen, Dreharbeiten und im Schnitt aneignete, kann ich natürlich nicht an einem Samstag vermitteln.
Aber ich kann Bewusstsein schärfen für ein spannendes Arbeitsfeld und für "Nebenbeilernen" - und wie man sich diese Vorgänge zunutze macht. Das meiste, was der Mensch lernt, nimmt er informell auf, also ungeplant und außerhalb einer als solcher erkennbaren Lernsituation mit Dozent/Lehrer und Schulraum, dennoch gibt es eine Art Bewusstsein über den Lernvorgang. Die Wissenschaft meint, dass der Mensch zu 70 % informell lernt. Daneben gibt es inzidentielles Lernen - hier ist Lernen auch nicht beabsichtigt und geschieht darüberhinaus unbewusst. Auch hierfür lassen sich in der Wissenschaft Zahlen finden - aber vermutlich ist derlei gar nicht pauschalisierbar, denn es geht ja als Kind mit Laufenlernen und Spracherwerb los, und hier schon machen sich individuelle und soziale Unterschiede bemerkbar, wirken Gene, Einfluss der Eltern, Anreize der Umwelt.
Situationen, die nicht als Lernsituationen geplant sind, begleiten uns durch den Alltag. Und den sollten wir zum Lernen nutzen. Mein kleiner Bruder kann alle Hauptstädte sämtlicher Staaten der Erde auswendig - in seiner Studenten-WG hing auf dem Klo eine entsprechende von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgebrachte Weltkarte.
Die Worte eines fremdsprachigen Werbeplakats - Milch, pasteurisiert, trinken, täglich, erhält gesund - konnte ich schon als Kind. Es war etwa von 1900, ein junges Mädchen war darauf abgebildet, das aus einer Schale trank, beobachtet von einer Katze. Das Plakat hing jahrelang in unserer Küche.
Es geht also um Begegnung mit dem Lernstoff im Alltag. Das Bewusstsein dafür vorausgesetzt, kann ich mir etliche Lernsituationen schaffen, in denen sich unbewusstes und bewusstes Lernen mischen, siehe die Weltkarte. Neue Vokabeln zum Beispiel schreibe ich auf Karten und lege sie immer für Tage ins Regal, an dem ich oft vorbeikomme. Dann schaue ich kurz drauf, und noch bevor sich mir der Sinn erschließt, bekommt das Wort einen vertrauten Klang. Der nächste Schritt ist es dann, den Sinn zu lernen und zu verfestigen.
Nächste Woche bin ich wieder in Frankreich, meine Kollegin wird das Büro weiterführen. Ich werde auf der MIP tätig sein, der weltgrößten Messe für audiovisuelle Programme. In Frankreich werde ich mir auch ein neues Plakat kaufen. Es ist nämlich höchste Zeit, dass ich nach Brot- und Käsesorten jetzt auch Fische und Kräuter einwandfrei lerne. Dazu gibt es spezielle Küchenplakate, die dem Prinzip dieser Bildzeile folgen:
Die Auswahl ist groß: Englische Interpunktion, Kräutertees, die 206 Knochen des menschlichen Körpers und was noch dran ist, Spezialitäten der Provence, die Entwicklung des Lebens auf der Erde, Fossilien für Spezialisten, Nudelformen und Salatbestandteile, oft sogar auf Französisch und Englisch, denn die Kundschaft sind meist Touristen. Dass ich inzwischen einige dieser Plakate habe und sie vor allem zum Lernen einsetze (also auch regelmäßig wechsele), war vom Hersteller nicht geplant. Sie sind auch übers Internet bestellbar, z.B. bei Allposters und bei Ebay. Plakate mit Abbildungen und deutscher Benennung fand ich leider nirgends. In Deutschland ist die Bundeszentrale für politische Bildung mit Ihren Plakaten zu Politik, Geografie und Wirtschaft über Schülerkreise hinaus bekannt.
Was ebenso ernst wie diese Lernplakate gemeint ist und genau deshalb schon wieder witzig, sind die didaktischen Plakate aus Indien und Mexiko, die der OK-Versand vertreibt. Früchte, Yoga, Tiere, "good habits" und "bad habits" - manches scheint direkt aus dem Klassenraum des letzten Jahrhunderts zu kommen und bringt mich zum Schmunzeln.
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Quellen der Abbildungen: OK-Versand, www.allposters.fr
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Lerntipps
Dienstag, 1. April 2008
Kein Aprilscherz: Datenschutz
Grundsätzliche Informationen zu Datenschutz, Verfahrensverzeichnis etc. können Sie unter "Impr./DSGVO" lesen.
Google bietet Nutzern von "Blogspot.com" an, später "Blogger", auf dem auch dieser Weblog veröffentlicht wird, einen Dienst namens "Analytics" zu verwenden. Hierüber werden Informationen über die Leser bereitgestellt, die diverse Blogs, darunter diesen hier, ansteuern. Wir haben Analytics bis zum 01.09.2008 genutzt und werden es voraussichtlich ab Sommer 2018 erneut verwenden, um einen ungefähren Eindruck von den Lesern zu erhalten. Hier waren für mich nur Informationen über das Herkunftsland der Surfer, ihre Sprache, technische Ausstattung usw. zu ersehen sowie die Verweildauer auf dem Weblog. Im Sommer 2018 werde ich alle Schritte zur Einbindung von Analytics umsetzen, damit die wiederaufzunehmende Nutzung dem europäischen Datenschutzrecht entspricht. Bis dahin bleibt Analytics deaktiviert.
Eine Leserin oder ein Leser hatte uns vor Jahren auf Fragen des Datenschutzes hingewiesen. Nach eingehender Beschäftigung mit der Thematik hatten wir uns 2008, trotz der Zusage von Google, die Identität der IP-Adressen zu schützen, den Service von "Analytics" nicht mehr zu nutzen.
Für die Zeit bis zum 01.09.2008 gilt folgender Text, der von Google selbst stammt:
„Diese Website benutzt Google Analytics, einen Webanalysedienst der Google Inc. („Google“) Google Analytics verwendet sog. „Cookies“, Textdateien, die auf Ihrem Computer gespeichert werden und die eine Analyse der Benutzung der Website durch Sie ermöglicht. Die durch den Cookie erzeugten Informationen über Ihre Benutzung diese Website (einschließlich Ihrer IP-Adresse) wird an einen Server von Google in den USA übertragen und dort gespeichert. Google wird diese Informationen benutzen, um Ihre Nutzung der Website auszuwerten, um Reports über die Websiteaktivitäten für die Websitebetreiber zusammenzustellen und um weitere mit der Websitenutzung und der Internetnutzung verbundene Dienstleistungen zu erbringen. Auch wird Google diese Informationen gegebenenfalls an Dritte übertragen, sofern dies gesetzlich vorgeschrieben oder soweit Dritte diese Daten im Auftrag von Google verarbeiten. Google wird in keinem Fall Ihre IP-Adresse mit anderen Daten der Google in Verbindung bringen. Sie können die Installation der Cookies durch eine entsprechende Einstellung Ihrer Browser Software verhindern; wir weisen Sie jedoch darauf hin, dass Sie in diesem Fall gegebenenfalls nicht sämtliche Funktionen dieser Website voll umfänglich nutzen können. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit der Bearbeitung der über Sie erhobenen Daten durch Google in der zuvor beschriebenen Art und Weise und zu dem zuvor benannten Zweck einverstanden."
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N.B.: Dieser Text stammt ursprünglich vom 01.09.2008 und wurde als verlinkbare Datei unter einem anderen Datum abgespeichert.
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Eine Leserin oder ein Leser hatte uns vor Jahren auf Fragen des Datenschutzes hingewiesen. Nach eingehender Beschäftigung mit der Thematik hatten wir uns 2008, trotz der Zusage von Google, die Identität der IP-Adressen zu schützen, den Service von "Analytics" nicht mehr zu nutzen.
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Mundart-Theater mit Dolmetschern
Die Fuldaer Zeitung berichtet heute über eine Mundart-Theatergruppe mit eigenen Dolmetschern. Die hessische Laienspielgruppe in Mackenzell bringt Stücke wie „De drai Buideonkel“ auf die Bühne. Das Problem: Die Sprachkenntnisse des Rhöner Platt sind auf dem Rückzug. Das trübt den Kunstgenuss erheblich, Theateraktivist Eugen Roth, im Hauptberuf Apotheker, sagt dazu laut Fuldaer Zeitung: „Immer mehr Gäste sitzen dann enttäuscht im Publikum, verpassen die Pointen und wissen nicht, warum der übrige Saal sich vor Lachen die Bäuche hält“.
So hat ein findiger Hörgeräte-Akustiker das Publikum mit Audio-Guides ausgestattet, über die das Publikum die hochdeutsche Fassung zu hören bekam. Mit diesen Geräten wandern sonst Touristen durch den Ort oder durch Ausstellungen, hier steht der Text von vorneherein fest, das Hörtempo ist unwichtig. Daraus ergibt sich das Problem auf dem Theater: Die Schauspieler spielen mal langsamer, mal schneller - und es gibt Spezialisten, die gern improvisieren.
Nun wurde weiter ausprobiert, man erfand den Dolmetscher neu. So werden ab der nächsten Theatersaison die Sprachunkundigen mit dem Audio-Guide - im Grunde wie Konferenztechnik eine Empfängerbox und Kopfhörer - den Ton von der Hinterbühne übertragen, wo er von dialektkundigen Töchtern der Stadt auf Hochdeutsch eingesprochen wird. Studentin Andrea Roth kommentiert die Zeitnot, in die sie da manchmal gerät: „Jeder Rhöner weiß natürlich, was ein Buideonkel ist und wie er ungefähr aussieht – aber wie genau wäre die treffende Übersetzung ins Hochdeutsche? ,Unverheirateter Verwandter, der auf dem Dachboden haust‘?" Dieser Ausdruck ist viel zu lang, weshalb sie sich für "ewiger Junggesselle" entschied.
Hätten Sie's gewusst?
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Foto: Theater Mackenzell
So hat ein findiger Hörgeräte-Akustiker das Publikum mit Audio-Guides ausgestattet, über die das Publikum die hochdeutsche Fassung zu hören bekam. Mit diesen Geräten wandern sonst Touristen durch den Ort oder durch Ausstellungen, hier steht der Text von vorneherein fest, das Hörtempo ist unwichtig. Daraus ergibt sich das Problem auf dem Theater: Die Schauspieler spielen mal langsamer, mal schneller - und es gibt Spezialisten, die gern improvisieren.
Nun wurde weiter ausprobiert, man erfand den Dolmetscher neu. So werden ab der nächsten Theatersaison die Sprachunkundigen mit dem Audio-Guide - im Grunde wie Konferenztechnik eine Empfängerbox und Kopfhörer - den Ton von der Hinterbühne übertragen, wo er von dialektkundigen Töchtern der Stadt auf Hochdeutsch eingesprochen wird. Studentin Andrea Roth kommentiert die Zeitnot, in die sie da manchmal gerät: „Jeder Rhöner weiß natürlich, was ein Buideonkel ist und wie er ungefähr aussieht – aber wie genau wäre die treffende Übersetzung ins Hochdeutsche? ,Unverheirateter Verwandter, der auf dem Dachboden haust‘?" Dieser Ausdruck ist viel zu lang, weshalb sie sich für "ewiger Junggesselle" entschied.
Hätten Sie's gewusst?
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Foto: Theater Mackenzell
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