Konsekutiv bedeutet zeitversetzt. Erst spricht der Redner (aus Gründen der Einfachheit hier nur die männliche Form), dann der Dolmetscher. Der Vorteil: Wenn Leute unter den Zuhörern sind, die beide Sprachen können, hören sie auch beide. Ich habe meine Sprachkenntnisse auf jeden Fall durch viel Zuhören verbessert und das geschieht auch heute noch so.
Der Nachteil: Es dauert alles doppelt so lange. Oder nicht ganz doppelt so viel, weil wir immer ein wenig kürzen, aber die Wechselei kostet ja auch Zeit.
Und noch ein Vorteil fällt mir ein: Konsekutives Dolmetschen ist nicht ganz so anstrengend. Bin ich beim Simultandolmetschen nach einer halben Stunde spätestens müde, hab ich hier noch Energie.
Bei Themen, in denen ich zu Hause bin, und bei bekanntem Publikum, dolmetsche ich auch länger. Aber das sind die Extremausnahmen. Zum Beispiel letzten Sommer, beim Besuch von Benoît Jacquot in der deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), da wollten Moderator Gerhard Midding und der Gast irgendwie gar keine Pausen machen aus Angst, die Studenten würden sich im Filmhaus am Potsdamer Platz verlaufen. So saßen wir da und ich dolmetschte immer schön konsekutiv, unterbrochen lediglich von drei etwa zehnminütigen Filmbeispielen. Im Publikum saßen auch meine Studenten, die Fragen waren erstklassig, die Themen spannend. Nach gefühlten anderthalb Stunden war Schluss — und ich erschrak, als ich auf die Uhr sah: Die Masterclass hatte drei Stunden fünfzehn Minuten gedauert. Aber das ist so eine extreme Ausnahme, dass ich sie lieber keinem weitererzähle. Psst!
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Foto: FFT
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