Der Satz mit der „angenommenen Tatsache“ ist der etwas seriöser auftretende Verwandte des Satzes von den „alternativen Fakten“. Wo der Spruch herstammt, wissen wir noch, oder? Das war aus dem Regnum Nº I von Orange face.
Die angenommenen Fakten, gefühlten Wahrheiten und störenden Bauchgefühle sollten in den Reden des politischen Betriebs etwas weniger vorkommen. Vor allem dann, wenn sie von Volksvertreter:innen kommen, die die gesamte Einwohnerschaft des Landes vertreten sollen und nicht nur einen Flügel der eigenen Partei.
Wer ein wenig gräbt, findet schnell echte Fakten. Wir sehen Gewalt, Mord und Totschlag im Internet schlicht öfter, weil Crime und Absurdes oft angeklickt werden und Geld bringen. Früher hieß es: Mann beißt Hund ist eine News, Hund beißt Mann ist keine. Unsere Gehirne, dem Primatengehirn noch recht gleich, springen vor allem auf das an, was unser Überleben sichert. Wir sind eben erst gestern von den Bäumen herabgeklettert.
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| Dystopie oder Zukunft: Es liegt an uns! |
Aus alten Filmen weiß ich von den „Halbstarken“, die in die Schlägertrupps der Braunhemden gegangen sind, um sich auszutoben, nach dem Krieg trugen sie Elvistolle und fuhren knatterndes Zweirad, später waren die Hippies das zentrale Feindbild.
Allem gemein ist (obwohl es gemein ist, Faschisten in einem Atemzug mit Hippies zu nennen, I know), dass sie ihre Freiheiten gesucht haben, Abenteuer und Spaß, und es ihren „Alten“ mal so richtig zeigen wollten.
In den 60ern, 70ern und 80ern saßen viele Männer auf Bänken an Grünanlagen vor den Bahnhöfen rum, an denen sie zum ersten Mal die Stadt betreten hatten. Heimweh, Fernweh, Landsleute sehen, komplett verständlich. Wo war da ein Problem? Als junge Schülerinnen wurden wir nicht angequatscht, später dann schon. Das nervt, erleben wir Frauen aber unterschiedslos von sämtlichen Zweibeinern mit Testosteronüberschuss.
Parallel dazu wurden die „Gammler“ beschimpft und die „Hausbesetzer“ heute „Migranten“. Und immer waren wir Frauen im Visier. Das Phänomen nennt sich „Catcalling“, das kennen alle. Übergriffe von Männern in verbaler Form sind weit entfernt von körperlichen Angriffen, auch das weiß ich. Aber woher sollen wir Frauen wissen, was Absicht und wo Grenzen sind beim Gegenüber? Zum Glück wurden tätliche Übergriffe in der Ehe Mitte der 1990er per Gesetz verboten. (Da fällt mir einer ein, der dagegen gestimmt hat, exakt jener, der sich heute um Töchter besorgt zeigt.)
Wir brauchen Politik statt Parolen, und zwar NACH Befragung der Betroffenen und NACH Berücksichtigung dessen, was die Wissenschaft sagt. Mit gefühlten Wahrheiten lässt sich genauso wenig positiv verändern wie mit „Augenmaß“. Leute, hört auf mit den Worthülsen, der Maßstab, Klappmeter, Zollstock, aber auch das Zentimeterrollmaß sind längst erfunden!
Reminder: Die Gefahren sind woanders, wir müssten derzeit alle Kräfte aller Länder zusammenspannen, um die Klimakatastrophe und die Biodiversitätskatastrophe abzumildern und einen wirtschaftlichen Aufschwung mit Nachhaltigem zu begründen. Es ist alles durchgerechnet und machbar. Andere Länder machen es uns schon vor.


















