Donnerstag, 27. Februar 2025

Telefonbetrug

Wie Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen ar­bei­ten ist kaum be­kannt, und ja das gilt auch für Dol­met­scher und Über­set­zer, die we­ni­gen Män­ner im Be­ruf. Des­halb blog­ge ich hier seit 2007. Oft er­le­be ich da­bei sehr prak­ti­sche Prob­le­me.

Der Be­am­te auf der Wa­che war vol­ler Mit­ge­fühl, denn so eine Sa­che sei auch sei­ner ei­ge­nen Mut­ter neu­lich pas­siert, ver­trau­te er uns an.

Rotes Telefon
Ein fran­zö­si­sches Te­le­fon
Zu­sam­men mit ei­ner Pri­vat­kun­din war ich zur Po­li­zei­wa­che ge­gan­gen. Sie war Op­fer ei­nes die­ser be­trü­ge­ri­schen Te­le­fon­an­ru­fe ge­wor­den, bei de­nen ein harm­los wir­ken­des "Ja" als Zu­stim­mung für du­bio­se Ver­trä­ge aus­ge­legt wird.

Der gan­ze Är­ger ging mit ei­nem schein­bar be­lang­lo­sen Ge­spräch los.

Das Te­le­fon klin­gel­te. Am an­de­ren En­de ei­ne Stim­me: "Sind Sie Frau So­und­so?" Mei­ne Kun­din war miss­trau­isch und frag­te zu­rück: "Mit wem spre­che ich?" Der An­ru­fer re­agier­te hek­tisch, es pieps­te und knis­ter­te in der Lei­tung, dann kam ein: "Hal­lo! Haaall­looo! Die Ver­bin­dung ist so schlecht! Kön­nen Sie mich hö­ren?" Mei­ne Kun­din blieb skep­tisch, sag­te aber in­stink­tiv "Ja" – und ge­nau dar­auf hat­te der An­ru­fer es ab­ge­se­hen!

Der Trick mit der Ton­auf­zeich­nung
Was wie ein harm­lo­ses Tech­nik­pro­blem klang, war in Wirk­lich­keit ein ge­plan­ter Be­trug. Die An­ru­fer zeich­ne­ten das "Ja" auf und schnit­ten es in den spä­ter er­folg­ten Aus­tausch hin­ein. Am En­de hat die Auf­nah­me wie ei­ne Ver­trags­zu­stim­mung ge­klun­gen. Denn der An­ru­fer ver­such­te ihr nach den "Stö­rungs­ge­räu­schen", ihr ein Zeit­schrif­ten­abo zu ver­kau­fen, und pro Heft wür­den X Euro an "Brot für die Kin­der" gehen. Mei­ne Kun­din spricht nur schlecht Deutsch, das Ge­spräch wur­de auf Eng­lisch fort­ge­setzt und fand rasch ein En­de.

Da­mit war es aber nicht vor­bei. We­ni­ge Ta­ge spä­ter kam die Rech­nung ei­nes an­geb­lich ab­ge­schlos­se­nen Abon­ne­ments. Als sie nicht zahl­te, folg­ten Mah­nun­gen, dann In­kas­so­an­dro­hun­gen.

So schüt­zen Sie sich vor Te­le­fon­be­trug
Sol­che Ma­schen sind nicht neu, doch sie ent­wi­ckeln sich wei­ter. Um nicht in die Fal­le zu tap­pen, hel­fen ein paar ein­fa­che Re­geln:

✿ Nie­mals un­be­dacht mit "Ja" ant­wor­ten. Statt­des­sen neu­tral re­agie­ren: "Ich kann Sie hö­ren" oder "Wer spricht da, bit­te?"
✿ Kei­ne per­sön­li­chen Da­ten am Te­le­fon her­aus­ge­ben
✿ Bei un­be­kann­ten Neu­gie­ri­gen auf­le­gen
✿ Und wenn je­mand In­for­ma­tio­nen oder Geld im Na­men ei­ner na­he­ste­hen­den Person ha­ben will: Im­mer vor­ab ein Pass­wort ver­ein­ba­ren!
✿ Auch dann miss­trau­isch sein, wenn ei­ne Stim­me be­kannt vor­kommt, die künst­li­che In­tel­ligenz "kann" in­zwi­schen gut "imi­tie­ren"

Sollte der Scha­den schon pas­siert sein
Wer spürt, in die Fal­le ge­tappt zu sein, soll­te schnell han­deln:
▸ Num­mer no­tie­ren und Ge­sprächs­ver­lauf als Ge­dächt­nis­pro­to­koll fest­hal­ten
▸ Po­li­zei und Ver­brau­cher­zen­tra­le in­for­mie­ren
▸ In­kas­so­schrei­ben wi­der­spre­chen und per Ein­wurf­ein­schrei­ben zu­rück­wei­sen

Ge­setz­li­che Än­de­run­gen zum Schutz der Ver­brau­cher
Im­mer­hin hat sich in den letz­ten Jah­ren et­was ver­bes­sert. Seit Mai ver­gan­ge­nen Jah­res gilt ei­ne neue Re­ge­lung: Un­ter­neh­men müs­sen nach­wei­sen, dass Kun­din­nen und Kun­den ak­tiv in Wer­be­an­ru­fe ein­ge­wil­ligt ha­ben. Zu­dem wur­den die Stra­fen für un­se­riö­se Call­cen­ter er­höht. Doch trotz stren­ge­rer Ge­set­ze bleibt Vor­sicht der bes­te Schutz.

Te­le­fon­be­trug ist oft schwer nach­zu­wei­sen, doch wer in­for­miert ist, kann sich weh­ren. Al­so: lie­ber ein­mal zu viel auf­le­gen als auf ei­nen Trick her­ein­fal­len!

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Fo­to: C.E. (Ar­chiv)

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