Mittwoch, 19. Februar 2025

Fortschritte der KI-Forschung

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Heu­te ist KI-Mitt­woch.

Eine Art Ritterfigur vor blutrotem Hintergrund
Es feh­len Bil­der für die Ge­fahr
Die US-ame­ri­ka­ni­sche Fir­ma Me­ta (Facebook, In­sta­gram, Whats­App) be­haup­tet, mit FAIR eine Künst­li­che In­tel­li­genz ent­wi­ckelt zu ha­ben, die in der La­ge sei, Spra­che di­rekt aus Hirn­ak­ti­vi­tä­ten zu ent­schlüs­seln. Die For­schen­den ha­ben da­bei Ma­gne­to­en­ze­pha­lo­gra­phie (MEG) ge­nutzt, um die elek­tri­schen Si­gna­le des Ge­hirns zu er­fas­sen.

Der Hin­ter­grund der For­schung sei na­tür­lich streng wis­sen­schaft­lich: Man wol­le bes­se­re In­ter­faces für Men­schen mit Kom­mu­ni­ka­tions­stö­run­gen schaf­fen. Neu ist da­bei, dass die KI Spra­che hier­ar­chisch ana­ly­siert. Sie zer­legt Ge­dan­ken in Grund­struk­tu­ren, er­kennt se­man­ti­sche Mus­ter und Hier­ar­chie, und kann das Ti­ppen von Buch­sta­ben aus­le­sen, bis­lang mit ei­ner Ge­nau­ig­keit von bis zu 80 Pro­zent. Das be­deu­tet, dass ge­dach­te Wör­ter in ih­rer Ab­fol­ge er­kannt wer­den kön­nen. (Hier ein Hei­se-Ar­ti­kel dazu, ge­schrie­ben von Eva-Maria Weiß.)

Ge­nannt wird die Ent­wick­lung AMI (Ad­van­ced Ma­chi­ne In­tel­li­gence). Da­mit rückt ein Sys­tem in Reich­wei­te, das Ge­dach­tes auf­zeich­net, noch be­vor es ge­spro­chen oder nie­der­ge­schrie­ben ist.

Die­se Ent­wick­lung wirft neue Fra­gen auf: Ist es denk­bar, dass Sprach­mo­del­le künf­tig in Echt­zeit un­se­re Ab­sich­ten deu­ten, noch be­vor wir sie aus­spre­chen? Bis­her gibt es noch Gren­zen: Das Sys­tem kann nicht ein­zel­ne Wor­te exakt re­kon­stru­ie­ren, son­dern eher Be­deu­tun­gen und Kon­zep­te ab­leiten. Wer al­so an ei­ne Gi­raf­fe denkt, be­kommt wo­mög­lich ei­ne va­ge Be­schrei­bung von "groß­em Tier mit lan­gem Hals" statt des ex­ak­ten Wor­tes.

Was wir se­hen: Die Ent­wick­lung geht ra­send schnell. Die wis­sen­schaft­li­che For­schung, die Zi­vil­ge­sell­schaft, die Par­la­men­te und Ka­bi­net­te der ver­schie­de­nen Län­der müs­sen jetzt sehr schnell da­rin übe­rein­kom­men, wel­che Gren­zen sie der Ent­wick­lung set­zen möch­ten und wie da­mit um­ge­gan­gen wer­den soll. Denn bis­lang ist un­klar, wer die­se Tech­no­lo­gie kon­tro­lliert, wer ent­schei­det, wie sie ge­nutzt wer­den darf. Wir brau­chen Me­cha­nis­men, die si­cher­stel­len, dass un­ser In­ners­tes pri­vat bleibt?

Die Gren­ze zwi­schen Le­se­hil­fe und Über­wa­chung wird da­bei im­mer dün­ner. Wenn KI nicht nur Spra­che ver­steht, son­dern auch un­aus­ge­spro­che­ne Ge­dan­ken in­ter­pre­tiert, ge­ra­ten wir in ei­ne neue Ära der Da­ten­ver­ar­bei­tung — mit un­ab­seh­ba­ren Kon­se­quen­zen. Wir spre­chen dann nicht mehr über per­so­nali­sier­te Wer­bung ba­sie­rend auf Such­an­fra­gen oder Ge­sprä­che in der Nä­he des Smart­pho­nes, son­dern über ge­zi­el­te Be­ein­flus­sung, noch be­vor das ge­spro­che­ne Wort fällt. Denn wenn Ma­schi­nen un­ser Den­ken er­ra­ten kön­nen, dann kön­nen sie es auch len­ken.

Ganz klar zeich­net sich hier Größe­res ab, ana­log zum di­gi­ta­len Coup ei­nes Elon Musk in den USA, der kom­plett un­kon­trol­liert und von der Ver­fas­sung nicht ab­ge­sichert, Da­ten­men­gen er­fasst, um­lei­tet und dann von den Ser­vern der Ver­wal­tun­gen löscht, die er zu schlie­ßen oder zu schrum­pfen ge­denkt. Das ist ei­ne d­sy­to­pi­sche Macht­über­nah­me durch Drit­te der wirt­schaft­li­chen Grund­la­gen aber­tau­sen­der Exis­ten­zen, des Funk­tio­nie­rens des Staa­tes und eine Ge­fähr­dung der Volks­ge­sund­heit. Musk schließt gan­ze Ver­wal­tun­gen, Um­welt, Ver­brau­cher­schutz, ato­ma­re Sicher­heit (sic!), Pan­de­mie­mo­ni­to­ring (sic!).

Bei der Ent­wick­lung ums Ge­hirn geht es nun ums Al­l­er­in­ners­te un­se­rer Exis­ten­zen. Das Gan­ze ist so abs­trakt, daher kommt es im Be­wusst­sein vie­ler noch nicht an. Deutsch­land steckt mit­ten im Wahl­k(r)ampf. Die­se The­men müs­sen an­schließend schnell­stens aufs Ta­pet.

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Il­lus­tra­tion: www.pixlr.com (Zu­falls­fund)

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