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Es fehlen Bilder für die Gefahr |
Der Hintergrund der Forschung sei natürlich streng wissenschaftlich: Man wolle bessere Interfaces für Menschen mit Kommunikationsstörungen schaffen. Neu ist dabei, dass die KI Sprache hierarchisch analysiert. Sie zerlegt Gedanken in Grundstrukturen, erkennt semantische Muster und Hierarchie, und kann das Tippen von Buchstaben auslesen, bislang mit einer Genauigkeit von bis zu 80 Prozent. Das bedeutet, dass gedachte Wörter in ihrer Abfolge erkannt werden können. (Hier ein Heise-Artikel dazu, geschrieben von Eva-Maria Weiß.)
Genannt wird die Entwicklung AMI (Advanced Machine Intelligence). Damit rückt ein System in Reichweite, das Gedachtes aufzeichnet, noch bevor es gesprochen oder niedergeschrieben ist.
Diese Entwicklung wirft neue Fragen auf: Ist es denkbar, dass Sprachmodelle künftig in Echtzeit unsere Absichten deuten, noch bevor wir sie aussprechen? Bisher gibt es noch Grenzen: Das System kann nicht einzelne Worte exakt rekonstruieren, sondern eher Bedeutungen und Konzepte ableiten. Wer also an eine Giraffe denkt, bekommt womöglich eine vage Beschreibung von "großem Tier mit langem Hals" statt des exakten Wortes.
Was wir sehen: Die Entwicklung geht rasend schnell. Die wissenschaftliche Forschung, die Zivilgesellschaft, die Parlamente und Kabinette der verschiedenen Länder müssen jetzt sehr schnell darin übereinkommen, welche Grenzen sie der Entwicklung setzen möchten und wie damit umgegangen werden soll. Denn bislang ist unklar, wer diese Technologie kontrolliert, wer entscheidet, wie sie genutzt werden darf. Wir brauchen Mechanismen, die sicherstellen, dass unser Innerstes privat bleibt?
Die Grenze zwischen Lesehilfe und Überwachung wird dabei immer dünner. Wenn KI nicht nur Sprache versteht, sondern auch unausgesprochene Gedanken interpretiert, geraten wir in eine neue Ära der Datenverarbeitung — mit unabsehbaren Konsequenzen. Wir sprechen dann nicht mehr über personalisierte Werbung basierend auf Suchanfragen oder Gespräche in der Nähe des Smartphones, sondern über gezielte Beeinflussung, noch bevor das gesprochene Wort fällt. Denn wenn Maschinen unser Denken erraten können, dann können sie es auch lenken.
Ganz klar zeichnet sich hier Größeres ab, analog zum digitalen Coup eines Elon Musk in den USA, der komplett unkontrolliert und von der Verfassung nicht abgesichert, Datenmengen erfasst, umleitet und dann von den Servern der Verwaltungen löscht, die er zu schließen oder zu schrumpfen gedenkt. Das ist eine dsytopische Machtübernahme durch Dritte der wirtschaftlichen Grundlagen abertausender Existenzen, des Funktionierens des Staates und eine Gefährdung der Volksgesundheit. Musk schließt ganze Verwaltungen, Umwelt, Verbraucherschutz, atomare Sicherheit (sic!), Pandemiemonitoring (sic!).
Bei der Entwicklung ums Gehirn geht es nun ums Allerinnerste unserer Existenzen. Das Ganze ist so abstrakt, daher kommt es im Bewusstsein vieler noch nicht an. Deutschland steckt mitten im Wahlk(r)ampf. Diese Themen müssen anschließend schnellstens aufs Tapet.
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Illustration: www.pixlr.com (Zufallsfund)
Illustration: www.pixlr.com (Zufallsfund)
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