Mittwoch, 27. Juli 2022

Hotelmahlzeit

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blogge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache. Hier ein Bild aus meinem Be­rufs­all­tag.

Draufsicht Hoteltisch: iPad mit PowerPointPräsentation, Lebensmittel, Holzbesteck, Akkreditation
Draufsicht: Abendprogramm
Sorry, liebe Mitrei­sende der Dele­gation, heute Abend esse ich im Hotel­zimmer eine Kleinig­keit und kom­me nicht mit ins Restau­rant, denn für mor­gen kamen eben noch zwei Reden hinein, die ich vor­be­rei­ten darf. Auch das ist das schöne Dolmet­sche­rin­nen­le­ben. Die anderen gehen auf Stadt­er­kun­dung und dann gut essen.
Essen, lesen, vor­be­rei­ten, ler­nen und dann früh ins Bett, das ist mein Abend­pro­gramm.

Mir macht das nichts aus. Zum Glück hab ich immer mein ei­ge­nes Besteck dabei, in ei­nem Bio­la­den fand ich Hanf-Brotauf­strich mit Tomate. Salat, Gemü­se und an­de­res Obst hatte ich früher am Tag schon in aus­rei­chen­der Menge.

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Foto: C.E.

Sonntag, 24. Juli 2022

Balkonien und Terrassien

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che. Ich über­set­ze auch aus dem Eng­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache! Hier passend zum Tag wieder einige Sonn­tags­fo­tos.

Klima- und ner­ven­schonend findet der Urlaub in heimi­schen Gefil­den statt. Wer norma­ler­weise beruf­lich viel auf Achse ist, kann das so rich­tig genie­ßen. Es geht in den Urlaub auf Bal­ko­nien und in Ter­ras­sien, on part en bal­conie ou à ter­ras­sia ! So werden die wich­tigen Reiseziele auf dem ei­ge­nen Balkon, der ei­ge­nen Ter­rasse oder dem ei­ge­nen Garten ge­nannt.

Den Lounge Chair (es gibt noch ein Fuß­teil dazu) habe ich ent­ge­gen der Pla­nung noch nicht neu la­siert. Dafür das 32. Buch die­ses Jahr aus­ge­lesen! Tie­ri­scher und menschli­cher Be­such kommt auf eine Pause vor­bei und genießt für Blü­ten­staub, Eis oder Tee. Nicht im Bild: die vielen Schmet­terlinge, die sich zei­gen.

Blühende Blumen und ein Deckchair
Adieu tristesse: So geht Berliner Hinterhofleben heute
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Fotos: C.E.

Donnerstag, 21. Juli 2022

Soundcheck

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che und blogge hier seit 2007. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache. Durch Corona dolmetschen wir manchmal vom eigenen Büro aus.

"Du klingst, als würdest Du an der Nord­spitze von Sylt mitten im Sturm stehen!", sagt die Kol­le­gin am Morgen beim Sound­check zu einer Red­nerin, die sich darauf­hin ein Lan-Kabel be­sorgt. Der Klang, den wir am Abend bei einer Zoom-Konfe­renz hören, wird deut­lich ver­bes­sert sein.

Zwei Köpfe, mehrere Knöpfe, das Ganez auf schwarzem Hintergrund
Bewusst von mir verpixelt: POV der Dolmetscherin
Per Kabel ist ein jun­ger Mann aus Sene­gal dabe­i, des­sen Ton auch dann nicht besser wird, als nach dem Test sein Um­feld ver­stummt. Das ist gegen Mit­tag, bei der zwei­ten Zoom-Konfe­renz des Tages. Er klingt zwar flau, ist aber für Men­schen, die nur ihm zuhören, gut ver­ständ­lich. Wir Dol­met­sche­rin­nen aber spre­chen rein und hören ihm nur mit 1 ¾ Ohr zu. Ein Vier­tel folgt der ei­ge­nen Stimme, wie bei den alten ana­lo­gen Ton­bän­dern die "Hin­ter­band­kon­trol­le".

Denn ja, wir "quat­schen nicht nur rein", wir hören uns auch selbst zu, achten auf pas­sen­de Verben, logi­sche Zu­sam­men­hänge und Satz­enden.

Für das Ein­drei­vier­tel­zu­hören reicht die Quali­tät aus Afrika in diesem Fall nicht aus. Ich bitte um lang­sa­me­res Spre­chen, worauf er sofort eingeht, ein Voll­profi, tausend Dank! Dann dolmet­sche ich vermut­lich mit kür­ze­ren Wörtern, lasse Re­dun­dan­zen kom­plett weg, spreche schnel­ler. Der Inhalt kommt rüber, die in­di­vi­du­elle Sprech­weise, die Teil der Persön­lichkeit ist, bleibt auf der Strecke.

Als sich später wieder Euro­päer zu­schal­ten: Kein Problem. Bis auf einer, der viel­leicht mit einem alten Rech­ner ar­beitet, der sich auf ein viel­leicht über­nutztes W-Lan verlässt, der möglicherweise denkt: "Hach, diese Men­schen mit Kopf­hörer und Mikro vor dem Mund se­hen albern aus!". Der junge Mann aus dem Senegal hat dage­gen alles richtig ge­macht, allein das Netz ver­fügt dort offen­bar nicht über die Band­breite, die es hätte haben sollen.

Und dann kommt, und hier setzen unsere Wün­sche ein, noch ein wei­teres Problem hinzu, das sogar be­kannte Anbie­ter wie Zoom auch im drit­ten Coronajahr nicht auf die Kette bekom­men, und zwar kommt der Ton auf der Empfangs­seite zusätz­lich ge­staucht an. Um seine Höhen und Spit­zen beraubt, ist der Out­put alles andere als ein natür­li­ches Klang­bild. Das Hören strengt stär­ker an, auch wenn sich das das Laien (wie neu­lich einer meiner Brü­der) nur schwer vor­stel­len kön­nen.

Wir alle wissen, wie es aussieht, wenn bei einem di­gi­talen Fo­to die Infor­ma­tions­men­ge verringert wird aufgrund der Spei­che­rung als klei­ne­re Datei oder der Wie­der­ga­be in gerin­ge­rer Auflösung. Stellen wir uns ein Foto vor, einmal mit Tie­fen­schärfe, so dass jeder Fens­ter­steg, jedes Mut­ter­mal zu erkennen sind, und einmal mit groben Pixeln, so dass vom Haut­bild der Men­schen, von bau­li­chen Details dane­ben nicht viel zu sehen ist. So ähn­lich funk­tio­niert die Reduk­tion im Klang. Und wir, die wir dol­met­schen, müs­sen dann im­mer erahnen und ausg­lei­chen, was da fehlt an Silbe oder Tönung, uns die Be­deu­tun­gen im Hirn rasch zu­sam­men­puz­zeln (als wäre Dol­metschen nicht schon schwer genug).

Wir haben es hier also mit einer vier­fachen Heraus­fo­rde­rung zu tun: Ers­tens das Dolmet­schen, zwei­tens die Klang­re­zeption im In­nen­ohr, schlech­ter Klang macht auf Dauer krank, drit­tens die kog­ni­tive Er­schwernis sowie, viertens, das Wis­sen darum, den Rah­men un­se­rer Arbeit nicht posi­tiv be­ein­flus­sen zu kön­nen, gewis­ser­ma­ßen ausge­lie­fert zu sein.

In der heu­ti­gen Arbeit, urlaubs­be­dingt nicht zu zweit aus dem Dol­metsch­stu­dio aus, kommt noch eine fünf­te hinzu, nämlich die Angst vor dem Ver­sa­gen der Tech­nik, dem An­wen­den unserer grund­sätz­lich Kennt­nisse, die wir in dem Feld erlangt haben, denn in Ton­tech­nik aus­ge­bil­det ist von uns so gut wie nie­mand.

Die Folgen für den kon­kre­ten Dol­metsch­pro­zess dürf­ten ver­ständ­lich sein: Da ich mehr Ener­gie aufs Hören und Verste­hen ver­wen­den muss, fehlt mir etwas beim Über­tra­gen und beim For­mu­lie­ren in der Ziel­sprache.

Zusam­men­ge­fasst unsere Wunsch­liste:
⊗ Com­pu­ter­tech­nik à jour halten
⊗ Lan-Kabel zum Netz­an­schluss
⊗ Head­set oder Kopf­hörer und gutes Mikrofon nutzen (*)
⊗ Ruhigen Raum wählen
⊗ Stumm­schal­ten, wenn nicht im "On"
⊗ Sollte die Band­brei­te nicht aus­rei­chen, bitte Ka­me­ra aus­schal­ten

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Foto:
Screenshot "Zoom", hier dolmetscht
die Kollegin ins Deutsche / (*): Wer investie-
ren möchte: das RØDE NT-USB mini hat der-
zeit das beste Preis-/Leistungsverhältnis

Mittwoch, 20. Juli 2022

Da ist der Wurm drin

Hal­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache.

Gestern war einer der bislang hei­ßesten Tage des Jahres. Während es in Südeuropa und in West­frank­reich an vielen Stellen brennt, mir blu­tet das Herz, schwitzt die­ser Tage auch Deutschland.

Im "Home Office" hät­te mir meine Chefin vielleicht hitze­frei gegeben, denn Raum­tem­pe­ra­turen über 35 Grad Celsius gelten für Ar­beit­ne­hmer:in­nen als un­zu­mut­bar. (Auch ich habe heute 38 Grad erlebt.) Aber erstens bin ich keine Ar­beit­neh­merin sondern selb­stän­dig, zweitens schließe ich an solchen Ta­gen immer recht­zei­tig Bal­kon­tür, Fens­ter und die hel­len Vor­hän­ge, so heiß wird es dann bei mir nicht. Und drit­tens durfte ich diesen Tag ein­mal mehr im Zug ver­brin­gen, nach dem Kran­ken­haus­ter­min am Vor­mit­tag hin, am Abend zu­rück, wobei ich stun­den­lang in der Ge­gend vor Han­no­ver hän­gen­blei­be: Bö­schungs­brän­de am Gleis und sich ver­for­men­de Wei­chen sind der Grund.

An diesem Hitze­tag in einem Pan­de­mie­som­mer mit hohem Kran­ken­stand war das rol­len­de Büro beim Staats­be­trieb selbst­ver­ständ­lich kli­mati­siert und ohne na­tür­li­che Land­luft. An an­de­ren Tagen sehe ich, dass es meis­tens ab 18 Uhr merk­lich küh­ler wird. Ich fange mor­gens manch­mal schon um fünf oder sechs Uhr an, mache, wenn es heiß wird, eine lange Pause und den­ke an Frank­reich. Dort gibt es auf dem Land auch heute vie­le Läden, die mit­tags zu­ma­chen und erst am Nach­mit­tag wie­der öffnen. Mein Mit­ge­fühl haben derzeit alle Men­schen in Hand­werk und Bau, Kü­che und im me­di­zi­ni­schen und pfle­gen­den Be­reich, die nicht ein­fach so eine lan­ge Pau­se machen kön­nen.

Apfel mit Wurm in verschiedenster graphischer Darstellung
In Varia­tion: Pausenobst mit Wurm

In Sa­chen Klima sind wir auf dem Weg in die nächsten Ka­tas­tro­phen, da ist der Wurm in der Frucht, wie es auf Französisch heißt, le ver est dans le fruit. Ja, es gibt Mög­lich­kei­ten, et­li­ches zu­rück­zu­drehen, aber auch nicht al­les. Im Grun­de macht es keinen Sinn, über die Details län­ger­fris­tig noch nach­zu­denken, denn es zählt nur eins: Ma­chen! Jetzt!

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Illustration: eigenes Archiv

Dienstag, 19. Juli 2022

Im Krankenhaus

Hallo und gu­ten Tag auf mei­nen Blog­seiten. Momente aus dem Ar­beits­alltag einer Dol­met­scherin können Sie auf diesen Seiten mitbekommen. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Die Pandemie hat unseren Beruf verändert, der medizinische Fortschritt ebenso.

Platzhalterillustratiönchen

Heute bin ich ge­bucht und weiß nicht, wozu. Sowas habe ich sel­ten. Ich infor­miere mich im Vor­feld über die Themen und Inhal­te, lerne mich ein. Dol­met­schen besteht nicht selten zu 80 Pro­zent aus Vor­be­rei­tung. Nur, wer ein Feld kennt, kann auf dem­sel­ben im­pro­vi­sie­ren.

Hier wurde mir nur gesagt, je­mand wol­le eine Zweit­mei­nung ein­ho­len. Ich stecke das me­di­zi­ni­sche Wör­ter­buch ein, denn das Wort "Zweit­mei­nung" klingt nach Arzt.
So ist es dann auch.

Es geht um eine Trans­per­son und eine miss­lun­ge­ne Pe­nis­pro­these. Of­fen­bar gibt es im Ur­ban­kran­ken­haus un­weit von uns eine Fach­ab­tei­lung, denn in­ner­halb von 25 Jah­ren, die ich in der Gegend lebe, ist das mein zwei­ter Fall. Das Arzt­ge­spräch ist schwie­rig zu ver­dol­met­schen, denn ich sehe nichts. Die Unter­su­chung findet in einem an­de­ren Teil des Raums statt. Ich wäre ja mit an die Liege he­ran­ge­tre­ten, hätte mich nicht der ein­deu­ti­ge Blick des Pa­tien­ten auf meinen Sitz­platz ver­wie­sen.

Ich hof­fe, dass dem Patienten, der aus Bel­gien kommt, in Berlin ge­hol­fen wer­den kann!

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Illustration: C.E.

Montag, 18. Juli 2022

Urlaub: später

Aus dem Arbeits­alltag einer Dol­met­scherin können Sie auf diesen Seiten einiges er­fah­ren. Meine Muttersprache ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Die Pan­demie hat unseren Beruf ver­än­dert, vor allem die Früh­jahrs­sai­son ver­län­gert.

Hach, eine Reise ans Meer, in die Som­mer­frische, das wäre jetzt schön! Aber dieses Jahr waren wir schon ein wenig un­ter­wegs und werden es in ei­ni­gen Mona­ten wie­der sein. Im Rahmen des Netz­werks halte ich diesen Som­mer die Stellung ... und ver­tre­te urlau­bende und erkrankte Kolleg:innen.

Dafür dürfen die Augen ein wenig reisen. Hier ein Bild von der Ostsee, allein der Name klingt schon viel­ver­spre­chend: "Som­mer­fri­sche in Küh­lungs­born" stellt allein schon sprach­lich eine wunderbar frische Brise dar!

Als Dol­met­sche­rin liebe ich es, Sprache zu zelebrieren und mich an linguis­ti­schen Fi­nes­sen zu freuen. Und während das nachkolorierte Foto aus den 1920-ern heute meinen Blog­ein­trag dar­stellt, übersetze ich weiter an einem Buch.

Kühlungsborn (1929)

 

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Foto:
Privatarchiv, nachkoloriert

Sonntag, 17. Juli 2022

Afrika in Berlin (1)

Bon­jour & hel­lo! Sie sind auf den Sei­ten eines digitalen Ta­ge­buchs aus der Welt der Sprachen ge­landet. Seit 2007 blog­ge ich hier über das Be­rufsle­ben der Über­set­zer und Dol­met­scher. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch, da­ne­ben auch mit Eng­lisch (was die Ziel­spra­che der Bü­ro­kol­le­gin ist). Und schon ist wie­der Sonn­tag!

Eine frühe Runde durch den Kiez, das habe ich mir in den hei­ßen Tagen an­ge­wöhnt, das kom­pen­siert meine "spa­nische" Siesta, wo immer ich auch bin.

Schild: TOGO LUNCH ANGEBOT
Fernreise in der Nachbar­schaft (*)
Heute Morgen sind es 15 Grad Celsius in Berlin. In dieser Wo­che habe ich auch mehr als 20 Grad mehr am ei­ge­nen Kör­per erlebt. Die­se Sprün­ge stren­gen viele Men­schen an, mich nur im Vor­hinein mit Druck­kopf­schmerz, wenn ich an Ort und Stelle bin. Fahre ich mit dem Zug zwischen den Wet­ter­zo­nen hin und her, fällt das ko­mi­scher­weise weg — offenbar reicht die Rei­se­dauer zur Ak­kli­ma­ti­sie­rung.

Afrika in Berlin ... ich schätze mal, ungewollt. Passend dazu lerne ich zum Thema Ener­gie­wen­de, Gas­hunger in Europa und Aus­wir­kun­gen auf Afrika sowie Über­gang der Land­wirt­schaft in eine immer trockener wer­den­de Si­tu­ation, auch im Hin­blick auf die Bera­tung einer aus Afrika kom­men­den Dele­gation. Die meis­ten Dol­met­sche­r:in­nen sind selb­ständig und ar­bei­ten "selbst und ständig", also auch wie ich heute, drei, vier Stun­den an einem nor­ma­len Som­mer­sonn­tag in der besten Urlaubszeit.

Berlin ist derzeit angenehm leer, nur die vielen Touris halt ... aber schon gut, die brin­gen Geld in die Stadt! Ja, es ist an­stren­gend, wenn sich nachts vor dem Schlaf­zim­mer­fens­ter Men­schen über dies und das aus­tau­schen, ein Ami aus Los An­ge­les, der Stra­ßen­name Mul­hol­land Drive fiel, da war ich schon, dann kam: Do you know Paris? Small lit­tle city ... I like the ar­chi­tec­tu­ral he­ri­tage.

Linktipps zum The­ma Trocken­heit
Com­ment s’adap­ter au chan­ge­ment cli­ma­tique ? Podcast von "Le Monde"
Klima­an­pas­sung — Was können wir gegen Wetter­ex­treme tun?  Podcast von SWR

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Foto:
C.E. ...  (*) das Schild liest sich
für mein Dol­met­scher­hirn drei­spra­chig

Mittwoch, 13. Juli 2022

Kleiderwahl

Aus dem Arbeits­alltag einer Dol­met­scherin können Sie auf diesen Seiten einiges er­fah­ren. Meine Muttersprache ist Deutsch, ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Ins Eng­lische übersetzt eine Bürokollegin. Im Gegensatz zu ihr bin ich ab und zu sicht­bar bei den Einsätzen, denn der Begriff "Dolmetschen" steht ja für die münd­li­che Über­tragung.

Neulich fiel mir das Dolmetschen in Jeans und Sommer­bluse etwas we­ni­ger leicht als sonst im An­zug, auch wenn die Ho­sen­bei­ne gar nicht zu sehen waren, wir saßen ja in Dol­metsch­ka­bi­nen.

Kleid, zusammengesetzt, Nadel und Faden, Maßband, Schere, Schließe, Knöpfe
Die Schließe ließe sich verwenden
Hier hat mir ganz eindeutig die Kon­di­tio­nie­rung einen Streich gespielt, Pawlow lässt grüßen! Von uns Dol­met­scher:innen wird im­mer er­wartet, dass wir uns kom­plett ins Bild ein­fügen, also gepfleg­te Ober­gar­de­robe bei eher steifen be­ruf­li­chen Anläs­­sen tragen, Fest­li­cheres bei Festlichem, legerer bei solchen Ar­beits­tref­fen wie neulich ge­klei­det sind.

Ende nächster Woche steht ein Nach­mit­tag mit Minister an. Nun habe von einer Freundin ein Kleid über­nom­­men, das nicht nur aus einem groß­ar­ti­gen Stoff in einer wun­der­schö­nen Farbe ist, sondern auch weit ge­schnit­ten und zwei Größen zu groß.

Auf mich um­ge­näht wäre dieses Kleid für den Ter­min perfekt!

Jetzt suche ich also eine sehr begabte Än­de­rungs­schnei­de­rin. Die Dame, die das wie­der­holt für mich ge­macht hat, ging in Rente. Die talentierte Nach­barin und Di­plom­­de­sig­ne­rin hat ihr eigenes Label ge­grün­det und ist somit aus­ge­bucht.

Für uns Dolmet­scherinnen ist das Kleidung­sthema (ge­ra­de in der Pan­de­mie) mit­un­ter auch ein Geld­problem. Nicht, dass unsere Tagesgagen nicht gut wären, aber auf einen Tag bezahlter Arbeit kom­men oft mehrere Tage Vorbereitung bzw. Er­ho­lung nach über­an­stren­genden Einsätzen. Und wir wollen ja nicht unbedingt nur für den Kleider­schrank arbeiten! (Vorsicht Ironie!)

Andere Eigen­schaften brauchen meine Arbeitssachen, die ich anders als eine Ärztin oder ein Bauar­beiter nicht von der Steuer absetzen kann: Ver­bo­ten sind klackernde Knöpfe am Ärmel, dafür wird Robus­theit gesucht (pflegeleicht!), Atmungsaktivität und am liebsten auch noch Koffertaug­lichkeit. Nicht immer einfach, das alles zu kombinieren. Sie dürfen klassisch sein, eine Spur fashion statement ist erlaubt, grund­sätzlich treten wir immer hinter denen, die wir ver­tonen, zurück, auch mo­de­­tech­­nisch.

Ich hoffe, bald wieder eine Chef­schnei­derin gefunden zu haben (es könnte auch ein -er sein). Über die Jahre habe ich ei­ni­ge Lieblingssachen für mich ent­deckt; etliches war bereits vintage gefunden, also klassisch, bewährt und kein ak­tu­el­les Mode­label, da denke ich ans Nach­nähen, das spart Geld UND Such­zeit nach Neuem.

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Collage: C.E.

Dienstag, 12. Juli 2022

Berufskleidung und andere Grundlagen

Bon­jour und guten Tag! Hier bloggt seit 2007 eine Dolmetscherin. Was Kon­fe­renz­dolm­etscher und Über­setzer machen, natür­lich auch wir Frauen im Beruf, wie sie bzw. wir arbeiten, ist hier Gegen­stand kurzer Be­rich­te. Im Blog fließen oft zwei Events zusammen zu einem Ein­trag. Dies ge­schieht aus Gründen der Dis­kre­tion. Der Blog ist autobiofiktional, alles ist wahr­haftig und beruht auf Tatsachen.

Neu für mich: Frücht­eteller im Hotel­zimmer
Nachtrag zu letzter Woche: Die Konferenz ging über meh­re­re Tage, daz­wischen war eine Fahrt an einen an­deren Ort an­be­raumt. Wir hätten uns ei­gent­lich Herbst '21 treffen sollen, aber Corona ...
Nun findet die Ar­beits­kon­fe­renz im Som­mer statt und be­in­hal­tet auch ruhige Mo­men­te ohne uns Dol­met­scher:in­nen, da­run­ter Stadt­be­sich­ti­gung und Team buil­ding.

Noch etwas ist kom­plett an­ders als sonst. In den Rei­se­in­for­ma­tio­nen wurde um ei­ne leich­te, all­täg­liche, der Jah­res­zeit an­ge­passte Klei­dung ge­be­ten, das da­zu­ge­hö­ri­ge Stichwort heißt casual.

In Frei­zeit­klei­dung habe ich tat­säch­lich noch nie in der Dol­met­scher­ka­­bi­ne ge­ses­sen. Ich muss an Kol­legin H. denken, die bald Ge­burts­tag hat, und ihr: "In Jeans kann ich doch nicht dol­met­schen!"

Aber es geht gut. Wich­tig ist in der Vor­be­rei­tung das Wie­der­ho­len auch ver­meint­lich be­kann­ter Be­grif­fe.

Die Lexik zu er­gän­zen gehört auch dazu
Ich schrei­be vie­les auf, auch für die jüngere Kol­le­gin S., die ihre Sa­che her­vor­ra­gend macht. Glück­wunsch! Die­ses "Mehr­auf­schrei­ben" ist in der Tat eine gute Mög­lich­keit, al­ler­lei Ter­mi­ni auf­zu­fri­schen. Ler­nen geht, ich kann's nicht oft ge­nug sa­gen, durch Wie­der­holung. Für meine zwei­te Liste, die der "Es­sen­tials", die ich mir aus­ge­druckt in die Jacken­tasche stecke, lösche ich 80 Pro­zent wieder, zum Bei­spiel das hier:

Vo­ka­bel­liste
Zulieferer [im Sinne von Sub­un­ter­nehmer] — sous-traitant
Lieferant — fournisseur
Nachteil, Beeinträchtigung — préjudice
Ab­schrei­bungen — amor­tis­se­ments
Engpass, Fla­schenhals — goulot d'étran­gle­ment
Ent­sen­de­richt­linie — directive sur les tra­vail­leurs détachés
Tarifvertrag — convention col­lec­tive
Raffgier — cupidité
rechtsverbindlicher Rahmen — cadre juridiquement con­trai­gnant
med. Ein­schrän­kun­gen — res­tric­tions médi­cales
Arbeitsaufsichtsbehörde — inspec­tion du tra­vail

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Fotos:
C.E.

Montag, 11. Juli 2022

Seat with a view

Hallo, gu­ten Morgen oder guten Tag! Sie lesen gerade im Blog einer Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin. Ich arbeite seit der zwei­ten Hälfte der Nul­ler Jahre als Dolmet­sche­rin in Berlin. Unser Beruf ist oft sehr in­ten­siv und er ist nicht selten mit Rei­sen ver­bun­den.

Sei keine Flasche, schütz dich und andere!

Dieses Bild habe ich noch leb­haft im Kopf: Aus der Mitte eines Re­gio­nal­bahn­groß­raum­ab­teils aus den 90-ern war Fläche freigeräumt worden, dortselbst lagen Le­go­steine und die Holz­ei­sen­bahn aus den Kin­der­ta­gen der Gründer herum und wurden in­ten­siv genutzt. Dieses rollende Spielzim­mer, eine Art mise en abyme: der fah­ren­de Zug im fah­ren­den Zug, gehörte zur Privat­bahn Locomore, die es nur von 2016 bis 2017 gegeben hat.

Diese Bahn nutzte aus­rangierte DB-Wagons, die hübsch gestal­tet waren, die alten Sitze liebe­voll ge­pols­tert. Damals war die CI-Farbe der Züge noch orange, später über­nahm die Bus­firma mit der giftgrünen Flotte. 

Obwohl ich inzwischen verschärft auf die pla­tin­far­be­nen Schulter­klappen als Bahn­fah­rerin beim "privati­sierten" Staatsbetrieb zusteuere, musste ich neulich an die Spielzeug­ei­sen­bahn denken, als ich "Privatbahn" gereist bin, Flixtrain heißt das Un­ter­neh­men jetzt, das jetzt eher französisch-nüchtern mit engen Sitz­reihen und fest zu­ge­wie­se­nen Sitz­plätzen bei der Buchung daherkommt.

Der Grund dafür waren Probleme mit den Klima­anlagen beim Staats­betrieb Bahn, so dass Wagons gesperrt und Züge stor­niert worden sind. Kurzfilm für den Kopf: Hun­derte von Rei­sen­den irren fluchend auf der Suche nach Aus­kunft durch den Bahnhof. Und ein Dol­met­scher­team schwebt an allen vorbei und reist flink Flix, weil die Info recht­zei­tig bei einem von uns im Postfach aufgeploppt war. (Wir hat­ten mehr Glück als Ver­stand.)

Im giftgrünen Zug gibt es wie zu Lo­co­more­zeiten keine Klima­anlage, so kann diese auch nicht aus­fal­len. Eine schöne Aus­sicht gab es in meiner Sitz­reihe auch nicht. Bei­des haben die Oberteile anderer Fenster kom­pen­siert: ein Teil ließ sich nämlich in alter Eltern Sitte ganz regulär einen ordent­lichen Spalt öffnen! Der Ritt durch die Pampa mit Landluft hier und da war sehr schön, auch das Lüft­chen, das zwi­schen den Reihen hindurch­wehte und auch mal Grillenzirpen ans Gehör brachte. Die Mög­lich­keit, den Apfel­griebs in Bio­qualität wieder der Natur zuführen zu kön­nen, hat mir besonders gefallen.

Etwas Fahrtwind finde ich besser als diese traurige Kühl­schrank­käl­te in den klima­ti­sierten Wagons!

Diesen Hitze­sommer reise ich grund­sätz­lich mit meh­re­ren Fla­schen: Einem Fläsch­chen mit Spray zum Desinfizieren des Tischchens im Zug, ohne Abbildung, einem Fläschchen mit Desinfek­tionsgel, gel hydro­al­coolique wird es höchst korrekt in der franzö­sischen Alltags­sprache genannt, einer normalen Flasche mit Trink­wasser und einer Thermosflasche für Tee oder schön kühles Wasser. Der Zwi­schen­wohn­sitz der jeweils anderen Flasche ist der Koffer.

Pro-Tipp einer Viel­rei­sen­den: Das Gel, das in der warmen Hand fast die Flüs­sig­keit von Wasser an­nimmt, eignet sich zum "Füße­waschen" am Bahn­steig nach einem Bau­­stel­­len­besuch: Die Füße sind voller Flusen, haben ge­schwitzt, Socken taugen als Wasch­lappen, die San­dalen stehen tausch­bereit. Wun­derbar. Ich werde die Fläsch­chen, die ich immer von Hand nachfülle, 'später' beibehalten.

Nach Sitzplatzwechsel
Und da ich keine Sicht hatte, konnte ich mich lange stö­rungs­frei auf meine Über­set­zung kon­zen­trieren, an der ich wie im­mer im Zug ge­ar­beitet habe. Bis eine Meute von MuNaSchu-Ver­wei­ge­rern mich auf die hinteren Ränge emi­grie­ren ließ, die üb­li­cher­wei­se für Eltern und Kind freige­hal­ten waren (daher die Kette zur Absper­rung).
Hier schließt sich der Kreis zum Ein­gangs­bild.

Ergän­zung: Flix­train ist in Pan­de­miezeiten doch keine gute Idee, denn die Zug­be­glei­ter setzen das Mas­ke­tragen nicht durch, obwohl sie das Haus­recht haben.

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Fotos:
C.E.

Sonntag, 10. Juli 2022

Home, sweet h...garden!

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che. Ich über­set­ze auch aus dem Eng­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache. Manch­mal werde ich hier privat: Sonn­tags­fo­tos!

Genaues Hinsehen, immer wieder schön!
Vor eini­ger Zeit kam ich von ei­ner Re­ise zurück, packte kurz um, nach einem Boxen­stopp mit Wä­sche­waschen und ein­mal Schla­fen ging es flott weiter. (Die Jeans wan­der­te, noch klamm, in die Ta­sche mit den Vik­tu­alien.) Umso schöner ist das Heim­kom­men! Und noch ein Plai­doyer für das Mehr­fa­mi­lien­haus: Aus Nach­bar­:in­­nen wer­den rasch Freun­d:in­nen, wenn alle ein gemein­sames Ziel ha­ben und Freu­de teilen!

Bei uns ist es der Hof­gar­ten, der mich im­mer wieder über­rascht und be­zau­bert. 

Die nächs­ten zwei Wo­chen habe ich Gieß­dienst. Ich wer­de Gar­ten­möbel lasieren, ei­nen Blu­men­stän­der aus­tau­schen, den Ole­ander vom Bal­kon in was Gro­ßes um­top­fen und in den Hof ein­brin­gen. So kamen viele Pflan­zen in den Hof, oder aber es sind Päp­pel­pflan­zen von der Straße oder vom Trödler.

Nur ein Teil wurde zu­ge­kauft.

Bevor dann in der zwei­ten Au­gust­hälf­te die Schu­le wie­der los­geht, darf ich noch einige Pflan­zen in der Pflanz­app nach­schl­agen und neue Erklär­stäb­chen schnitzen. Das nächs­te Haus­kind kommt in die Schule. Der Hof­gar­ten über­nimmt hier gerne auch ei­nen pä­da­go­gi­schen Auf­trag!

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Collage:
C.E.

Freitag, 8. Juli 2022

Versorgung von Dolmetschenden

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­te­rin kön­nen Sie hier er­hal­ten. Ich bin Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che. Ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Sprache.

Einen durch­aus be­deu­ten­den Mo­ment der Kon­ferenz, auf der wir diese Woche dol­met­schen, habe ich noch nicht er­zählt. Zu einem Abend­essen wurde Fisch ser­viert.

Grup­pen­ver­pfle­gung kann sehr lecker sein
Um es an­zu­deu­ten: Ich hat­te Mü­he, die­se Mahl­zeit zu ver­dau­en. Die nach­fol­gen­de Nacht fand ich kaum in den Schlaf, ha­be statt­des­sen die Flie­sen im Ba­de­zim­mer be­wun­dert. Den Tag über hat der Ma­gen im­mer wie­der mal schmerz­haft ge­krampft.
Ich ha­be trotz­dem ge­ges­sen, vor­sich­tig, und nur sehr Ver­träg­li­ches wie Ba­na­ne, Zwie­back, fett­ar­me Salz­kräcker, dazu Kräu­ter­tee und Ka­rot­ten­saft ge­trun­ken, um über­haupt denken und auch dol­met­schen zu kön­nen.

Auf Reisen einen ver­dor­be­nen Magen zu ha­ben ist übri­gens ge­nau­so un­prak­tisch wie bei mehr­tä­gi­gen Kon­fe­ren­zen. Die meisten Ho­tels sind darauf nicht die Boh­ne ein­ge­stellt, so­gar Ta­gungs­ho­tels nicht: Es gab dort nicht ein­mal ein ein­zel­nes Scheib­chen Knäcke­brot.

Ich habe mei­nen Zu­stand den Ver­an­stal­ter:in­nen ge­gen­über nicht mit Nach­druck kom­mu­ni­ziert, mir selbst ge­gen­über auch nicht, ha­be aber sehr lang­sam ge­macht in al­lem und wie eine Zen-Meis­te­rin je­de Be­we­gung, je­des Wort wohl­über­legt. In der Ka­bine trat ein, worauf ich spe­ku­liert hatte: Meine Kon­di­tio­nie­rung er­wies sich als stark genug, ich habe gear­bei­tet, als ob nichts wäre. Nur die Pha­sen, in denen die Kol­le­gin dran war, erwiesen sich als müh­se­lig, vor allem ge­gen Abend des Fol­ge­tags, der Müdigkeit we­gen.

Ich hatte meine Ma­gen­sa­che zu­nächst auf nicht aus­ge­schil­derte grüne Paprika in einem Chutney ge­scho­ben, aber am Ende hat­ten doch mehr Teil­neh­mende von Ver­dau­ungs­ano­ma­lien be­rich­tet. Und als würde das nicht rei­chen, gab es auch eine Covid-19-Er­krank­te. Eine Kollegin aus einer der Dol­metsch­ka­bi­nen. Am Abend hat­ten fast al­le (bis auf ich ... Ma­gen!) zu­sam­men ein we­nig ge­feiert. An­schlie­ßend dürfen sich jetzt alle täg­lich tes­ten und iso­lier­ter blei­ben. Der Kol­le­gin wün­schen wir ei­nen mil­den Ver­lauf!


Tipps für Veran­stalter:innen
— Vor der Ver­an­stal­tung alle Teil­neh­men­den nach ihren Un­ver­träg­lich­kei­ten fragen
— Caterer zur Er­stel­lung voll­stän­diger Zutaten­listen ver­pflich­ten
— Diese über­setzen las­sen; das Spra­chen­team ist viel­leicht geneigt, Korrek­tur zu lesen (wenn recht­zeitig die meis­ten Präsen­ta­tionen vor­lie­gen z.B.)
— Diese mehr­spra­chigen Zu­ta­ten­lis­ten bitte im­mer aus­le­gen/auf­hän­gen
— Snacks für die Dol­met­schen­den bereitlegen, in ausreichenden Mengen und in Bio­qua­lität, darunter Früchte, Bit­ter­scho­ko­lade, Nüsse etc.
— Stilles Wasser für die Dolmetsch­ka­binen be­reit­stel­len
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Collage:
C.E.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Routine ist alles!

Ein­blicke in den Berufs­all­tag von Über­setzer:in­nen und Dol­met­scher:inn­en be­kom­men Sie hier. Die meis­ten von uns sind selb­stän­dig. Co­vid-19 hat unseren Be­ruf ver­än­dert. Echte in­ter­na­tio­na­le Kon­fe­ren­zen sind sel­tener ge­wor­den.

Auf den letz­ten Drücker hat sich in der Por­tu­gie­sisch­ka­bine eine Än­de­rung er­ge­ben: Die ge­buchte Kol­le­gin musste mit Covid-19 zu­hause blei­ben, eine andere Dol­met­scherin ist ein­ge­sprun­gen.

Impro­vi­sierte Leinwand

Das habe ich ver­spä­tet mit­be­kommen, der Kopf war wo­an­ders, hat gerö­delt: Unsere Re­fe­rent:innen liefern, wir kennen das aus anderen Arbeits­kon­texten auch, ihre Prä­senta­tionen auf den letzten Drücker ab. (Immer­hin bekommen wir sie mit etwas Vor­lauf vor Rede­beginn.) Zeit für de­ren Vorbe­rei­tung ist dann gerne mal morgens, in der Mittags­pause oder am Abend nach dem Ar­beits­tag, wäh­rend die an­de­ren feiern.

Oder aber, während die Kol­le­gin die Ansagen zur Tages­ordnung, zu Or­ga­nisato­ri­schem oder eine Wahl verdolmetscht.

Die Gäste kom­men aus zehn Län­dern und damit des quat­re coins du monde, aus den vier Him­mels­rich­tungen. Am Anfang suche mein Kopf noch länger nach Wör­tern, vor allem dann, wenn ich aus dem be­reits deutsch Ver­dol­metschten in die nächste Spra­che über­tra­ge (in un­se­rem Jargon heißt das "Relais"), weil es dort auch immer wieder War­te­mo­mente gab. Habe ich den Sprech­duktus der Koll­egin imi­tiert? Lag es an der Kran­ken­ver­tretung?

Ich höre mir selbst zu und merke, dass wir beide nur am Anfang etwas ein­ge­rostet waren. Das war mir neu­lich be­reits bei der Sahel-Kon­fe­renz auf­ge­fal­len, wir hat­ten schlicht weniger Rou­tine in den letzten Jahren. Nach einigen Stun­den spre­chen wir beide wieder routi­niert flüssig.

Auch das In­ter­net in der Ka­bi­ne hat am An­fang gehakt. Dann wird ein zweiter Zu­gang aufgemacht, so dass wir selten ge­brauch­te Begriffe in Realzeit nach­schla­gen können, was sinn­voll ist, denn der letzte Ein­satz zu die­sem The­menfeld liegt mehr als ein halbes Jahr­zehnt zurück.

Rou­ti­ne ist al­les! Vor­be­rei­tung ist die an­de­re Hälf­te!

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Foto:
C.E.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Room with a view

Bon­jour & hel­lo! Sie sind auf den Sei­ten eines di­gi­ta­len Ta­ge­buchs aus der Welt der Spra­chen ge­lan­det. Seit 2007 blog­ge ich hier über das Be­rufs­le­ben der Über­set­zer und Dol­met­scher. Seit dem Aus­bruch der Co­ro­na­pan­de­mie ha­ben wir kei­ne gro­ßen Ver­an­stal­tun­gen vor Ort mehr ge­dol­metscht. Die­se Woche: Sechs Spra­chen und ei­ne ech­te Kon­fe­renz!

Der Auf­takt am Vor­abend war übri­gens sehr, na­ja, er­hei­ternd. Hier der gran­dio­se Blick aus un­se­rer Ka­bi­ne auf die Lein­wand mit ih­ren Power­Point-Prä­sen­ta­tio­nen. Nicht ge­nug, dass hier ein stei­fer Na­cken droht vom ewi­gen In-die-ei­ne-Rich­tung-Se­hen, wir wer­den auch die­se schwe­ren Bril­len tra­gen müs­sen, mit de­nen wir durch Säu­len hin­durch­se­hen kön­nen.

Eine Säule versperrt den Blick auf die Leinwand
Al­ter­na­ti­ve Fo­to­le­gen­de: Re­vi­si­ons­klap­pe
Die­ses Mal ist kein Nach­su­chen im Kunst­ge­schichts­le­xi­kon nö­tig wie vor mehr als ei­nem Jahr­zehnt, hier zum al­ten Bei­trag, in­wie­weit die klas­si­sche Säu­len­ord­nung ein­ge­hal­ten wur­de, ob es sich um do­ri­sche, io­ni­sche oder ko­rin­thi­sche Säu­len han­delt. Im ak­tu­el­len Fall stel­le ich fest: spä­te An­spie­lung auf die 1970-er Jah­re in ei­nem an­sons­ten post­mo­der­nen Saal­bau.

Nun gut. Wir er­klä­ren gleich die Un­mög­lich­keit die­ser Ka­bi­nen­an­ord­nung und schla­gen ei­nen nächt­li­chen Um­bau vor. Oder aber, was schnel­ler geht und dann auch so ge­schah: Es wur­den Stell­wän­de or­ga­ni­siert, die dann mit Pa­pier­bah­nen be­klebt wur­den — fer­tig war die im­pro­vi­sier­te Lein­wand!


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Fo­to:
C.E.

Dienstag, 5. Juli 2022

Freude und Furcht zugleich

Bonjour und gu­ten Tag! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Über­setzer und Kon­fe­renz­dol­met­scher mac­hen, na­tür­lich auch die ":innen" im Be­ruf, wie wir ar­bei­ten, ist hier, in mei­nem di­gi­ta­len Ar­beits­ta­ge­buch, seit 2007 Gegen­stand in Form kur­zer Epi­so­den. Wie manch an­de­re Berufs­grup­pe auch, ha­ben wir Spra­char­bei­ter:innen die Pan­demie bis­lang sehr deut­lich ge­spürt. 

Menschen haben einander untergehakt (Blick aus der Dolmetschkabine)
Aufwärmübung bei der Konferenz
Es ist so über­ra­schend anders: Ich er­le­be die erste grö­ße­re mehr­spra­­chi­­ge Kon­­fe­renz seit En­de 2019. Da ste­hen leib­haf­tig Men­­schen vor den Fens­tern un­se­rer Dol­­metsch­­ka­bi­nen. (Es sind viele Boxen, das Event ist sechs­spra­chig.) Der Raum ist optimal dau­er­ge­lüf­tet, die wenigsten Men­schen "drau­ßen" tra­gen Mas­ken, und sie fassen ein­­an­­der bei den Team buil­ding-Übungen sogar an.

Wir sitzen nicht mehr pan­de­mie­be­dingt allein, sondern zu zweit in ein- und der­­sel­­ben Ka­­bi­ne. Un­fass­bar (... und wenn das mal gut geht!)

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Foto: C.E.

Montag, 4. Juli 2022

Auf dem Schreibtisch (LXVI)

Wie Über­setzer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, erfahren Sie hier. Meine Arbeits­sprachen sind Franzö­sisch und Deutsch (Mutter­sprache) sowie Englisch. Co­ro­na hat die Le­bens­grund­la­gen und -rhythmen vie­ler von uns durch­ein­an­der­ge­bracht.

Dieses Jahr ist für mich eingetreten, was ich seit Beginn der Pandemie pro­phe­zeihe: Die Sommer­pause verkürzt sich in meiner Bran­che. Ich schie­be in diesem Jahr im Juli nicht nur die Ur­laubs­ver­tre­tung mit Mal-hier-mal-da-Jobs, son­dern habe neun Hono­rartage, etwas zum Soli-Satz, biss­chen Bahn­fahrt, und Text­über­set­zungen.

Draußen Sommer­feeling, drinnen Bürozeit
Was liegt auf dem Tisch?
⊗ Buch­über­set­zung, ich ver­rate jetzt mehr: Es geht um das Altern
⊗ Ge­werk­schafts­kon­fe­renz
⊗ Bo­den­ge­sund­heit, Klima, Land­wirt­schaft
⊗ Groß­kü­chen­geräte
⊗ Ur­laubs­ver­tre­tung, also hier noch das gro­ße Fra­ge­zei­chen

 

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Foto:
Eigenes Fotoarchiv

Freitag, 1. Juli 2022

Cruising Berlin

Bonjour & hel­lo! Hier bloggt seit 2007 eine Über­set­zerin und Dol­met­scherin. Meine Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch, da­ne­ben auch mit Eng­lisch. Wir Wort­arbeiter:in­nen sehen die Welt mit ande­ren Augen. Wir sind sprach­sen­si­bel und re­agie­ren be­wusst auf an­de­re sprach­sen­si­ble Men­schen. Ges­tern, nach dem Bib­lio­theks­be­such ...

Gesehen in Berlin-Neukölln
Zu erwäh­nen ist die ältere Da­me im Dop­pel­decker­bus, die mir beim Auf­pas­sen hilft, an wel­cher Hal­te­stelle auf dem lan­gen Ku'damm eine Volks­bank-Filiale ist, denn ich muss da aus­stei­gen. (Ich hat­te zu­nächst den Bus­fah­rer ge­fragt.) Sie kommt von weit her, spricht sorgfältig, langsam und gram­­ma­ti­ka­lisch sehr ak­ku­rat. Ich höre sofort, es ist bestes Fremd­deutsch, ge­schätzt auf B1-Ni­veau.

Es folgt ein kleines Höf­lich­keits­ge­plän­kel mit leicht keckem Un­ter­ton, wie es in Berlin üb­lich ist. Das kann sie sehr gut. 

Mir hat mal eine Freun­din erzählt, dass in ei­ni­gen Städten Syriens ei­ne ähn­li­che Di­rek­theit üblich sei. Ich ant­wor­te, ar­ti­ku­lie­re wie im­mer, spre­che al­ler­dings ein µ lang­samer.

Es entsteht einer län­ge­re Pause. Dann sieht sie mich mit auf­fallend direktem Blick an: "Sie spre­chen so schön. In mei­nem Be­kann­ten­kreis ist das selten!" Kurz erkläre ich ihr den Grund und dass ich ge­ra­de aus einem Theater komme, das Dol­metsch­be­darf hat. Sie strahlt. Sie stellt sich als ehe­ma­li­ge Kos­tüm­schnei­de­rin für The­ater und Film vor.

Die Fahrt dauert eine Weile, und nach einem vermutlich gemeinsam empfundenen Hei­mat­mo­ment ent­deckt sie die Bank­fi­lia­le am Straßenrand. Wir umarmen ein­an­der kurz, ich sprin­ge aus dem Bus, wir win­ken kurz zum Abschied. Nach dem Bank­be­such weiter in die Nor­di­schen Bot­­schaf­ten zum postsaisonalen Kol­le­gin­nen­tref­fen, ein Mittagessen in der Kan­ti­ne. Dort das nächste Hei­mat­mo­ment: Eine Ser­vice­kraft spricht Deutsch mit einem so wundervollen Stock­hol­mer Ak­zent, dass ich Schmetterlinge im Bauch habe. (Mei­­ne Mom war prä­na­tal mit mir länger in Schwe­den. Durch die Bauch­decke hin­durch habe ich sie und andere Schwe­disch spre­chen hören.)

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Foto:
C.E.