Donnerstag, 2. Februar 2017

Goldener Saal

Bon­jour, hello, guten Tag! Hier bloggt seit fast zehn Jah­ren eine Über­set­ze­rin und Dol­met­sche­rin. Die Vielfalt meiner Arbeit ist immer wieder schön.

Es gibt Einsätze, die sind so nur in Berlin möglich. Ich liebe meine Stadt dafür. Und lerne fleißig neue Vokabeln dafür. Der Donaudampfschiffartskapitänshosenknopf ist gar nichts. Ich sage nur:

Ehe­fä­hig­keits­zeug­nis­bei­brin­gungs­be­frei­ungs­an­trags­kos­ten­zah­lungsfor­mu­lar­dop­pel.

Hand/Rose und Hand/Kuli: Beim Unterschreiben
Und noch eine Unterschrift ...
Berlin-Schöneberg: Ich dol­met­sche bei einer LGBT*-Ehe­schlie­ßung im Goldenen Saal, in dem ich schon für die Schöneberger Erklärung für Vielfalt und Respekt tätig war. Am Ende verabschiede ich mich bei der Braut: "Au re­voir, junge Frau !" Selbige darauf mit strengem Ton: "Aber Ca­ro, ich bin doch kei­ne Frau!" Ich muss mich da­ran erst gewöhnen.

LGBT* ist die englische Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender. Das Sternchen steht für die unbekannten Auslassungen. Gesprochen wird das Sternchen meines Wissens nicht. Zwei LGBT*ler ergeben gelegentlich vor dem deutschen Staat ein ehefähiges Paar, sofern sie dieses wünschen.

Die Kinder aus dem früheren Leben der Braut, die keine ist, sie sind im Rathaus mit rumgesprungen, zwei süße Mäuse im Grundschulalter, sahen aus wie Kästners Emil und Pony Hütchen (von den Detektiven): Er in zu großer Anzugjacke mit Flie­ge und Schiebermütze, sie im rosafarbenen Kleidchen, dazu Zopf und kecker Blick unter dem Schopf. Zu meiner Überraschung kannten die Kinder diesen Autor nicht. Das darf natürlich nicht so bleiben. Ich weiß, was die Gören demnächst be­kom­men. Und so lernen wir alle hinzu, die Kinder was über die Zeit und die Li­te­ra­tur­ge­schichte ihres Wohnviertels und ich Vokabeln und Situationen.

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Foto: C.E.

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