Die Polizei ruft an, es geht um einen Dolmetschertermin. Was sonst? Naja, mancher könnte auf andere Ideen kommen.
"Sie sind mir als Dolmetscherin zugewiesen worden!", spricht mit viel Schwung der Lieblingspolizeioberkomissar (POK) meiner Kollegin B. in die Sprechmuschel seines Fernsprechapparates. "Wo sollen wir Sie abholen?"
Wir verständigen uns ganz konspirativ auf einen neutralen Ort, Ausgang einer U-Bahn-Station. Er gibt mir das entsprechende KFZ-Kennzeichen durch. Die Nummer geht mit BP los. Stimmt das, ist das der Ort "Bundespolizei"?
Meiner Kollegin Lieblings-POK meint trocken: "Damit Sie mir nicht in den falschen Wagen einsteigen! Da könnt ja sonst wer halten, wenn da eine Dame am Straßenrand steht ...!"
Danke fürs Mitdenken. Der POK weiter: "So, jetzt hätten wir die Zielzuweisung geklärt, ich wünsche Ihnen eine schöne Woche!"
OK ... ich glaube, ich muss noch ein wenig Militärjargon
Aber mir ist eine Zielzuweisung im freien Feld lieber als dass die Männer in Grün bei mir zuhause vorbeischauen. Kam schon mal vor, wenn spontan eine Dolmetscherin gebraucht wurde, dann fuhr ich nicht mit dem beigen, sondern mit dem grünen Taxi.
Dass ich so "schon von der Polizei abgeholt" wurde, hat das Misstrauen einiger Nachbarn geweckt. Was heißt hier "geweckt". Einmal war ich wegen Jobs an anderem Ort und dem Versuch eine dauerhafte Patchworkfamilie zu gründen drei Jahre nur ab und zu in meiner Wohnung, die ich in der Zwischenzeit untervermietet hatte. (Die Untervermietung ging problemlos, denn der einstmals 'unterbürgerliche' nördliche Teil Neuköllns entwickelte sich schon damals zu einem gesuchten Pflaster.)
Als ich wiederkam, hatte sich ein anderer Mieter meinen Kellerraum unter den Nagel gerissen. Auf meine Beschwerde hin sagte dessen oh holde Gattin: "Du hast hier gar nichts mehr zu sagen, du hast gesessen!" (*)
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Foto: C.E. (Archiv)
(*) für die fremdsprachlichen Leserinnen und Leser:
"sitzen" (ugs) — eine Gefängnisstrafe abbüßen
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