Freitag, 2. November 2012

Herr Rommel und Gatte

Hallo! Sie haben ein digitales Logbuch aus der Welt der Sprachen angesteuert. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache mit den Schwerpunkten Politik, Wirtschaft, Kultur ... und Film.

Film ist Teamwork, manches Unternehmen hat sich von dieser Tatsache sogar zu seinem Firmennamen anregen lassen. Leider gerät im Zusammenhang von  Globalisierung und digitaler Industrialisierung auch die Filmbranche immer öfter unter enormen Druck. Am Ende entsteht nicht nur an manchem Set, sondern auch in einigen Etagen der Kulturverwaltungen, eine Stimmung, die weniger ein kreatives Miteinander ist denn ein stetes Einander-Übertrumpfen im Hinblick auf den nächsten Zeitvertrag.

Das ist sehr unschön. Oft können wir Basisarbeiter, Sprachmittler arbeiten zwar auf allen Ebenen, tragen aber vor allem zu den Grundlagen der Kommunikation bei, nicht erkennen, wer aufgrund welcher Interessen wo blockiert. Wir sehen nur die Ergebnisse.

Gestern lief mit großer Ankündigung aller Medien der TV-Film "Rommel" in der ARD, Regie: Niki Stein. Ich war bei Freunden eingeladen, um den Film mitzusehen, möchte jetzt inhaltlich nicht detailliert auf den Film eingehen, weil ich erst noch anderes Material sichten möchte, bevor ich meine Meinung äußere.

Mir fiel nur zweierlei auf. An einer Stelle verlässt Rommel das französische Schloss, in dem er einquartiert ist, und will ins Auto steigen. In der Nähe des Wagens steht der Schlossherr, macht einen kleinen Schritt auf ihn zu ... und übergibt ihm ein Geschenk. Er sagt (eindeutig): "Für ihren Mann ...!" Die aus Luxemburg stammende Schauspielerin, die seine Tochter verkörpert "übersetzt": "Für ihre Frau zum Geburtstag!" Hier kurz der Unterschied in phonetischer Schrift: [epu] für den Gatten, [epuz] für die Gattin, am Ende von épouse ist ein warmes, rundes "s" zu hören.

Hier ist der Ton, ca. 16 Sekunden: Klick!
Eine grafische Darstellung der Töne samt Pfeil, um das Anhören zu starten

Ich weiß natürlich nicht, wie die Stimmung am Set von "Rommel" war. Ich sehe (bzw. höre) nur das Ergebnis. So stelle ich mir die Frage, warum im Produktionsprozess niemand dem Team sagen konnte, dass der deutsche Darsteller (vermutlich ein Komparse) da einen Fehler gemacht hat ... Für den Fehler ist übrigens nicht er verantwortlich zu machen. Es wäre die Aufgabe des Teams gewesen, das Einüben des kleinen Sätzchens professionell zu begleiten. Durch geschärfte Aufmerksamkeit beim Dreh hätte diese Stelle leicht als mögliche Fehlerquelle identifiziert werden können. Es wäre anschließend keine große Sache gewesen, einen Sprachkundigen kurz an den Schneidetisch zu holen, um den vielleicht sogar vor Ort doch auch richtig aufgenommenen "take" heraussuchen zu helfen.

Hier hat wiederholt das Teamwork nicht geklappt. Das ist, angesichts dessen, wie viel Mühe und Geld solche Produktionen kosten, mehr als bedauerlich. Und ich beobachte sowas nicht zum ersten Mal (Link).

Frankreich kam übrigens im Film nur als unscharfe Kulisse vor. Auch das ist schade und entspricht nicht mehr den kulturellen Erfahrungen und Sehgewohnheiten vieler. Solche Grundtendenzen sind dafür verantwortlich, dass Menschen wie ich lange TV-abstinent gelebt haben. Ab nächstem Jahr werden wir zur Zahlung genötigt, Stichwort "Haushaltsabgabe". Wir werden uns einmischen müssen.

Meine Schlusspointe ist ein wenig schlicht, ich bitte vorab um Verzeihung, sie ist mehr ein Kalauer. Die Firma, die den Film hergestellt hat, heißt ... teamWorx.

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Ton: soundcloud.com

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