Montag, 11. Juni 2012

konzentriert

Bienvenue beim Blog aus der Dolmetscherkabine. Seit ich acht Jahre alt war, lerne ich Französisch. Heute arbeite ich als Dolmetscherin und Übersetzerin in Deutschland und Frankreich. Und nicht immer sitze ich in einer Kabine, bei Delegationsreisen bin ich oft mittendrin, drinnen oder draußen, in Rednernähe, und das bei Regen, Schnee, Wind und Sonne.

Es ist heiß. Der Fächer liegt zur Abwechslung mal auf dem Tisch, denn was ich mir damit zufächern könnte, würde meine Luftsituation nicht verbessern. Die Herren arbeiten schon im Hemd und ohne Schlips und Jackett, außerdem haben wir casual friday, ein Referent steht sogar in Jeanshosen hinter mir.

Er ist ständig in Bewegung und direkt hinter mir, eigentlich müsste mich seine Gegenwart irritieren. Aber ich habe ihn schon mal gedolmetscht, er spricht schnell, aber nicht zu schnell, ich kann ihm vertrauen, seine Gegenwart ist für mich nicht bedrohlich. Ich kann mich völlig auf seine Worte konzentrieren und höre einfach nur zu.

Mir ist heiß. Meine dünne blaue Jacke lege ich jetzt trotzdem aber nicht ab, das würde mich zu viel Energie kosten. Gleich geht es wieder raus, da ist sie Sonnenschutz, der Sonnenhut auch. Es ist kein Strohhut, denn Stohhüte sind nicht koffertauglich. Mein schlammgrauer Stoffhut, der zu (fast) allem passt, hier farblich sogar zur schallisolierten Wand, liegt gleich wieder eng am Kopf an, wird vom starken Wind nicht weggeweht. Das ist gut.

Meine abschweifenden Gedanken hatten nur kurz dem Wetter und seinen Folgen gegolten, denn es war eine kurze Gesprächspause eingetreten. Jetzt konzentriere ich mich weiter.

Dolmetscherin im roten Top mit blauer Jacke und Mikrophon einer Personenführungsanlage in der Hand. Vor ihr liegen Hut und Fächer, hinter ihr steht ein jeansbehoster Referent im offenen Hemd.

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Foto: Privat

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