Redundanz! ... für die treuen Leser, ich weiß. Aber auch die kritischen Momente wiederholen sich in einem Dolmetscherleben.
Neulich, auf einer zweisprachigen Arbeitssitzung, alle hängen wie ein Schluck Wasser in der Kurve, dies- und jenseits der Dolmetscherkabinenglaswand wird das Mittagessen kollektiv verdaut. Es ist heiß und ohnehin draußen so viel schöner. Wir sind mitten in einer Präsentation, als mit etwas fahrigen und lauten Bewegungen einer der Teilnehmer den Raum betritt (um nicht zu sagen: Er platzt herein.) Der Mann hat sich einen Stapel Papier unter den Arm geklemmt, setzt sich geräuschvoll hin, beteiligt sich sofort am Gespräch.
Dann reicht er, kurz, bevor er dran ist, seine Tischvorlage rum, die er soeben dem Fotokopierer entrissen hat. Es sind 15 Leute im Raum, er hat 14 Kopien von seinem Ausdruck gemacht. Wir zwei Dolmetscherinnen in unserem Kabuff sind ja nicht sichtbar.
Muss ich jetzt noch weitersprechen?
Hm, sicherheitshalber.
Liebe(r) zu Verdolmetschende(r): Es ist sehr gut, dass Sie von Ihrer Arbeitszeit so intensiv Gebrauch machen und bis zur letzten Minute noch an Kommata und grammatikalisch richtiger Zeitenfolge schleifen. Dass Sie uns aber im Vorfeld keine Möglichkeit bieten, wenigstens Ihre Gedanken kennenzulernen (gern auch nur in Konzeptform), ist nicht gut. Ebenso wenig, uns am Ende nicht mit Ausdrucken des Fertigen zu bedenken.
Die Sache mit dem Papier ist ähnlich wie andauernd zu vergessen, aufs Mikroknöpfle zu drücken, bevor Sie das Wort ergreifen. Aber vermutlich halten Sie die Dolmetscherei ohnehin für Hexerei, da können wir unsere Blicke dann auch durch die Glaswand, die die Dolmetscher vom Konferenzraum trennt, teleportieren und die Ohren gleich mit, oder?
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Foto: C. Elias (das Foto zeigt nicht
den Ort des Beschriebenen)
1 Kommentar:
Coole Seite!
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