Wir 'synchronisieren' Genets Theaterstück "Die Wände" (Les paravents), das nächste Woche in Berlin auf Französisch gegeben wird. Boris und ich werden am 18. und 19.12. die deutsche Fassung "einsprechen" - für alle, die kein oder nicht genug Französisch können. Hier das "making of" der deutschen "Tonspur".
Vierter Probentag, zweite Leseprobe zu zweit. Wir richten selbst die Fassung ein, "sprechen" mit den französischen Schauspielern "mit", die von der Scheibe kommen. Zwei von zehn Bildern klappen auf Anhieb, bei allen anderen müssen wir schleifen. Kürzen, den Einsatz der Zeit nochmal in Ruhe ansehen, Pausen einzeichnen. Schnelle Partien erhalten von mir Ausrufezeichen am Rand, Phasen, in denen wir uns - gemach, gemach! - Zeit lassen können, ein anderes Zeichen.
Manches spricht sich schlecht in der Übersetzung. Ich höre die französische Fassung ab (das französische Buch bekomme ich morgen). Und wenn die Übersetzung mehr holpert als das Original, wird geglättet. Auch wenn wir das Gefühl haben, dass einfaches Zuhören auf Deutsch und gefiltert durch die Dolmetschanlage fürs sofortiges Verstehen nicht ausreicht verglichen mit dem kleinen Vorteil, den die Franzosen mit der szenischen Interpretation haben, machen wir's eingängiger. Denn kein Zuschauer kann, anders als wir jetzt, im Theater den Text zurückspulen oder -blättern.
Von der Interpretation der französischen Fassung sprach ich - die französischen Schauspieler und Erzähler machen ihren Job, und im Rahmen einer Inszenierung wurde das wochenlang mit einem Regisseur eingeübt. Wir sind Sprecher, nach relativ wenig Tagen ihren Mann bzw. Frau stehen - und ohne Regisseur proben müssen. Eingesprochene Texte sind "gesprochene Titel", ganz gleich ob Untertitel (Kino) oder Übertitel (Theater). Wir gehen natürlich ein wenig in die Gefühle mit herein, wir wissen, wann wir wen sprechen, aber auf der Skala von eins (Ansage in der U-Bahn) bis zehn (emotionales Schauspiel) liegen wir so etwa auf der 3,5.
Irgendwann tritt in den Proben da auf der DVD eine Sprechpause ein. Die spielen nur, die kleinen Figürchen da im Fernseher, denen wir ab Samstag in den Proben unsere Stimmen leihen werden. Wir schauen zu, sehen geometrische Formen, Licht und bewegte Figuren. Es tut gut, mal nicht reden müssen. "Du", versuche ich etwas Privat-Konversation zwischendurch, "ich glaube, wir werden das Stück dann auch gesehen haben, am Ende." Darauf Boris trocken: "Vielleicht!"
Wir lachen viel ...
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Zeitaufwand gestern: drei Stunden lesen, sehen, hören, mitsprechen, kürzen. Heute: vier Stunden (Bilder 1-3 in der Wiederholung, 4-10 erstmalig, oft mehrfach, am Ende ein Durchlauf von 1-10). Insgesamt: 16,5 Stunden. Wir kommen rein.
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