Dolmetscher sind höflich, meistens jedenfalls. Wenn sie übersetzen, "transponieren" sie das Gesagte immer eine Höflichkeitsoktave nach oben. Das hat seinen Grund.
Einstmals, als in den Königsschlössern noch residiert wurde und es noch blutige Kriege in Europa gab, war das ein Überlebensinstinkt. Denn im Streitfall zwischen zwei Potentaten gibt es nur zwei Lösungen: Krieg oder - Schuldübertragung.
Von den Königen kann keiner den Streit ausgelöst haben, denn durch ein solches Eingeständnis droht Gesichtsverlust. Also war's der Dritte im Bunde: der Dolmetscher. Er wird schlecht gearbeitet haben.
Damals lebten Sprachmittler ebenso gefährlich wie Überbringer schlechter Botschaften - und die Potentaten waren Potentaten, allmächtig darüberhinaus.
Heute sind die Lösungen zwar nicht ganz so radikal, aber das Ausbleiben von Aufträgen will ja auch niemand riskieren. Also: "Eins rauf!"
So wird Mitte November in der Verdolmetschung beim deutsch-französischen Filmtreffen aus August Diehls auf der Bühne in Versailles en français dans le texte gesprochenem Satz: "Je pense la même chose qu'elle" ein "Ich schließe mich meiner Vorrednerin an" anstatt eines: "Ich denke das gleiche wie sie!"
Die Deutschen werden Diehl (oder der Dolmetscherin) die verbale Steifheit verziehen haben. Die Franzosen waren eh' hin und weg ob der vielen deutschen Schauspieler, die öffentlich Französisch sprechen, angefangen bei Martina Gedeck bis hin zu Sibel Kekilli. Selbst wenige Worte wurden wohlwollend kommentiert. Eins rauf!
(Da verzeihen wir den Franzosen schnell und höflich, dass sie im Portfolio-Film uns' Martina falsch schrieben, nämlich Gedek. Wer will denn so kleinlich sein ...)
Abstand: Platzhalter
Foto: Das deutsch-französische Filmtreffen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen