Hallo, ich heiße Sie als Leserin/Leser auf meinen Blogseiten willkommen. Hier schreibe ich über die Arbeitswelt der Konferenzdolmetscher und Übersetzer.
Beim Dolmetschen gibt es immer eine Verschiebung der jeweiligen Sprachströme gegeneinander. Fachbegriffe, die das beschreiben, sind französisch und englisch: décalage bzw. ear-voice-span, die Spanne zwischen Ohr und Stimme. Denn zunächst müssen wir Dolmetscher zuhören, erfassen, wo der Satz überhaupt hinführt, bevor wir anfangen können zu sprechen. Später kommt der für Außenstehende stets faszinierende Moment, das berühmte gleichzeitige "Sprechen beim Zuhören". Hier ist wichtig, das Gesagte dabei genau so ausdrücken, wie es in der gleichen Situation ein deutscher Redner formuliert hätte ...
Gastredner: I’d like also to to thank the other organisers of
Dolmetscher: (Ich höre zu, wo der Satz hinführt): Ich darf
Gastredner: this founding symposium for having invited me,
Dolmetscher: (hön) den Organisatoren des Gründungssymposiums
Gastredner: (and in particular the commission of the ...)
Dolmetscher: nochmals herzlich danken für diese Einladung
... und parallel hört also der Dolmetscher weiter zu, was es mit der Kommission auf sich hat ... Und nicht selten kommt es vor, dass Dolmetscher das Ende vorweg nehmen, es antizipieren, weil sie sich intensiv vorbereitet haben und wissen was kommt, weil sie in der Sitzung davor schon dabei waren oder einfach, weil das Ende, und dort steht im Deutschen ja immer das Verb, unausweichlich scheint.
Zitiert nach:
Prof. Dr. phil. Sylvia Kalina, "Mehrsprachigkeitszeitalter", Vortrag auf dem Multimediatag der FH Köln (2004)
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