Freitag, 16. November 2007

Nach dem Dolmetscheinsatz

Dolmetschen ist ein Traumberuf, doch danach bin ich immer wieder geschafft. Darüber schreib ich hier exklusiv. Texte, die wenig mit Sex, viel mit Hingabe zu tun haben. Hingabe an Sprache. Nach dem Dolmetschen ist im Kopf Kraut und Rüben. Und darüber schreib ich jetzt!
... der Eintrag geht erstmal mit Leere los. Denn so fühlt sich der Kopf an, wenn wir Dolmetscher den jeweiligen Ort des Geschehens verlassen. Oder auch mit Überfülle an Worten, Klangfetzen, Energien, Kadenzen, aus der heraus dann nichts Einzelnes mehr wahrnehmbar ist. Was auch wieder auf Leere hinausläuft.

Ein Knochenjob sind Berlinale-Einsätze: Erst den Film simultan dolmetschen, vom Blatt, alle Rollen: der Finger auf der Dialogliste, die Ohren in den Kopfhörern, die Augen auf der Leinwand. Dann ins Pressezentrum hetzen. Die Konferenzen zu den Filmen dauern zwischen 30 und 50 Minuten.

Und den Film am Abend dann gleich nochmal "machen". Zwischendrin nehme ich die Umgebung nicht mehr so klar wahr, wie sonst, weiß, dass ich nicht alle sechs Sinne beisammen hab' und höllisch aufpassen muss, zum Beispiel beim Überqueren der Straße. Und alles wirkt auf mich wie Film, die Leute, die Gesprächsfetzen, selbst die Lichtspiele im Gang.

Dann ist alles okay. Schöne Leere. Leichtigkeit. Frei von Verpflichtungen, frei von Kommunizieren- und Planenmüssen. Zu den Gedanken sag ich: "Jetzt nicht!" Und genieße ein einfaches Mahl.

In weniger drei Monaten ist die nächste Berlinale.

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