Die Autoren, Studenten im vorletzten Studienjahr, sind unvoreingenommen an die Sache herangegangen. Und sie stecken schon seit vier Jahren im französischen akademischen Betrieb, in dem Wissen angehäuft, Methode gelehrt und Stil geprägt wird, um das Ganze für den Leser entsprechend zu verpacken.
Und hier genau ist der Haken des Projekts. Die Studenten schreiben im Grundlagenteil stellenweise redundant, nehmen den unwissenden französischen Leser an die Hand, schreiben wie für einen Senatsabgeordneten, der ja auch Figuren für späteres verbales Kapriolenschlagen braucht. Dann sind Partien wieder sehr dicht und faktenreich - auch das hat seinen Grund. Es geht um das Neue, um praktische Ansätze und Erkenntnisse, die neue Weichenstellungen bereits mit sich brachten.
Mein Übersetzen ist also vielmehr ein Übertragen. Ich habe das Vorgehen mit den Studenten abgesprochen, sie vertrauen mir, da sie im Jahr, in dem sie forschten, von mir auch viele Kontakte, Namen und Mailadressen erhielten.
Dennoch: Die Arbeit fällt mir schwerer als gedacht. Ich muss zwischendurch immer wieder den Kopf frei kriegen, klebe zu sehr an der Ausgangssprache. Und ich muss den richtigen Tonfall finden für die deutsche Branche, Wiederholungen raus- und Fußnoten reinnehmen. Und ich werde ergänzende "Servicekästchen" texten, sie mit meinen Initialen versehen und ein Vorwort schreiben.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen