Sprache verändert sich, wir Dolmetscher spüren das oft als Erste. Eben hab ich eine Mail im Kasten, in der ein Student anfragt, ob er seine Hausarbeit zum Sommersemester noch nachreichen könne, er würde den Schein gerne bei mir machen, vor allem aber wird folgender Grund genannt: "Die Geschäftsführung macht tierisch Druck, man möge sein Grundstudium möglichst in diesem Semester abschließen."
Da kann ich die Unternehmensführung beruhigen, der Mitarbeiter Sohn darf den Schein bei der freien Lehrkraft gerne noch vollenden, denn diese weiß selbst nur zu genau wie das ist mit einem vollen "Schedule" (Zeitplan), denn sie ist im Haupt"job" Dolmetscherin.
Als solche reiste ich letzten Sommer mit deutschen Journalisten nach Paris. Die angehenden Pressevertreter sollten dort die wichtigsten 'Akteure' des politischen Lebens kennen lernen. Einmal waren wir bei einer Partei, in der uns die Geschäftsführung zur Kommunikationsabteilung schickte.
Die Journalisten stellten sich beim Weggehen die Frage, ob denn die Wähler jetzt Kunden seien und welche Ware hier verkauft werde.
Aber das dürften sie bei ihren Arbeitgebern auch fragen. Seit geraumer Zeit heißt hierzulande der Fachmann für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des zweiten öffentlich-rechtlichen Programms "Unternehmenssprecher". Von welchem Unternehmen ist die Rede? Mit welchen Hauptinvestoren, Kleinanlegern und Produktrisiken eigentlich?
Neben der Anglifizierung ist die Ökonomisierung der Sprache derzeit offenbar voll im Gange, deshalb grüßt:
Ihre
Sprach"coach"-Dienstleisterin
Caroline
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Foto: Rollt das Rad, rollt der Rubel auch.
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