Montag, 19. November 2007

Synchronschwimmer

Synchronschwimmer becircen durch die Anmut kunstvoll koordinierter Bewegungen. Sie sind eine Freude fürs Auge. Es ist, als gäbe es in den Schwimmbecken keine Schwerkraft, wenn sie zu mehreren im gleichen Rhythmus durchs Wasser gleiten, mit den Armen Bogen beschreiben, dann untertauchen und die Beine allein oberhalb der Wasseroberfläche Pirouetten drehen lassen.

Synchronübersetzer kann ich mir da schon weniger leicht vorstellen.

Einmal, auf der Heimfahrt von einem Einsatz, in der Straßenbahn: Sebastian und ich halten abwechselnd small talk und schweigen. Im Anschluss ans Berufssprechen ist das private Gespräch ein Bedürfnis, aber dennoch anstrengend. Kopf und Stimmbänder müssen sich regenerieren.

Wir tauschen komische Erlebnisse im Beruf aus. " 'Sind Sie Synchronübersetzer?' - diese Frage kommt regelmäßig von potentiellen Kunden ...", sagt Sebastian, "... 'Kann ich Sie buchen?' "

Und fährt fort: "Darauf müsste man eigentlich sagen: 'Sind Sie sicher?' Und zu bedenken geben, wie das wohl aussieht, wenn lauter Übersetzer in einer Reihe sitzen und klapp-klapp-klapp synchron die Buchstaben der Übersetzung in akkurat parallel ausgeführten Bewegungen in die Tastaturen ihrer in Reihe aufgestellten Maschinen kloppen!"

Nach einer Pause fügt er augenzwinkernd hinzu: "Das müsste dann so enden: 'Ich kenne da eine zeitgemäße Form der Vervielfältigung. Nehmen Sie einen Übersetzer und schreiten Sie dann zum Fotokopiergerät!' "

Das sagt Sebastian natürlich nicht. Das denkt er nur. Aber es ist so schön, ich wollte es Ihnen nicht vorenthalten.

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