Mittwoch, 28. November 2007

Baden gehen

"Subpatellare Bogenvenen" erwähnte ich unlängst. Letztens wollte ich mit einer Freundin ins Schwimmbad gehen. Sie hatte zur Neueröffnung eines großen Hotels Einladungen für den health spa erhalten. Es war Freitagnachmittag, wir durchquerten nichtsahnend die Lobby. Zwei auf Freizeit eingestellte Frauenzimmer bleiben nicht unbemerkt.

Leider wurden wir auch von "der Falschen" gesichtet. Einer Dolmetscherkollegin, die verantwortlich für ein Team war ... und diesem Team fehlten auf einen Schlag beide Französischkolleginnen, die unfallbedingt im Stau steckengeblieben waren. Und flugs saß ich in der Kabine im angrenzenden Tagungsbereich, denn der Kongress wollte nicht warten. So kam ich auf diese Bogenvenen, die nach Kniescheiben-Reflex klangen. Hier musste ich passen; da aber sinnigerweise der deutsche Redner eine PPT mit englischen Begriffen an die Wand warf, musste ich nur den Fachterminus entziffern und sprechen - die Mediküsse werden ja wohl ihre eigenen Begriffe in einer Fremdsprache wiedererkennen. Beim Rest kam ich manchmal ganz schön ins Rudern, schien aber nicht wirklich baden zu gehen, was allerdings nichts als großer Zufall war. Ich beschäftige mich gerne gelegentlich mit Neurologie und Hirnforschung, da, wo es um Sprachenlernen geht, aber wie ging es vom Kopf zum Knie? Fragen Sie mich bitte keine Details, ich hab mir nichts gemerkt.
Was typisch ist für den Job. Den Wasserdurchlauferhitzer verändert das Wasser ja auch nicht, das durch ihn hindurchrauscht.

Nach zehn ewig langen Minuten sind die die Kolleginnen dann eingetroffen. Der echte Schreck kam erst jetzt: Als ich in die Tasche sah, entdeckte ich dort statt eines Wörterbuchs ... meine Badelatschen!
Auch das ist typisch: das Kurzzeitgedächtnis für die eigene Vita tritt zurück.

Warum ich das hier schreibe? Sicher wegen der Auswirkungen auf das eigene Hirn, aber auch, um zu verdeutlichen, warum unsere Arbeit eben viel Zeit am Schreibtisch erforderlich macht, bis wir uns eingearbeitet haben. Fachkongresse improvisiert man nicht. Und Zeit kostet Geld, unsere Kunden gewähren uns beides.

P.S: Wie der Tag zuende ging, wurde ich gefragt. Nun, nachdem ich so nah dran gewesen war am 'Badengehen' haben wir den Spa ein andermal aufgesucht.

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