Montag, 17. Oktober 2022

Bildstörung

Was und wie Kon­fe­renz­dol­metscher und Übersetzer (und Dol­met­sche­rin­nen und Über­set­ze­rin­nen) ar­beiten, da­rum geht es hier. 2007 wur­de auf der Ber­linale dieser Weblog ge­bo­ren. Wir sind im drit­ten Herbst der Pande­mie und im ers­ten Herbst der gro­ßen Ener­gie­krise.

Am Abend eile ich noch schnell in den Un­ver­packt­la­den. Aber irgen­dwas ist anders als sonst! Eine Art Bild- oder Tonstörung ...  

Höhle, Gesicht, Windrad, Blüte, Aufkleber von "Stadtträume"
Aufkleber, gesehen in Berlin
Mir kommt es vor wie kurz nach Mitt­sommer, abends nach zehn: Die Stra­ßen voller feiern­der Menschen, die Luft ist 23 Grad warm. Nach ei­­nem lan­gen Über­set­zertag schweift der Kopf ab. Irgendwie seltsam, so spät in der Nacht einkaufen zu gehen. Im Laden treffe ich Nachbarin Mathi­lde samt Sohne­mann, der längst im Bett sein müsste, statt­des­sen darf er Nu­deln auswäh­len (und ent­scheidet sich für sonnen­blumengel­be Mais­nu­deln).
Zurück ins Jetzt: Es ist erst nach sechs Uhr am Abend, wir schreiben den 17. Oktober. Vor zehn Jahren hätten wir uns uns über 26 Grad an einem Spätjunitag gefreut. Jetzt ist die Freude verhan­gen. "Das ist doch nicht nochmal!", sagen die einen, "... wir erst vier Stunden ins­ge­samt", die anderen.

Die Ber­liner meines Um­felds stehen im Wettbewerb darum, wer am wenigsten oft die Gaszeihung anschmeißt. Im Büro am Ufer waren es in letzter Zeit drei Mal nur 16 Grad "warm", sonst immer ein oder zwei Grad mehr. Dicke Pulli, das Plaid auf den Knien, heißer Tee und Wärm­fla­sche helfen weiter. Ich mag nicht an in eini­gen Monaten denken. (Wo bleibt ein Brutus, wenn er ge­braucht wird?)

Nach einem Ein­satz zum Thema Energie­krise neulich verfolge ich weiterhin die News zu den Themen Biogas­an­la­gen, Strom­netze, Grund­last, Re­dis­patch-Prob­le­ma­tik, Gas­füll­stände etc., denn das Grund­in­teresse ist auch privater Art. (Und ich war erschüttert, wie neulich im sonntäglichen TV-Presseclub der Modera­tor nicht wuss­te, dass diese Füll­stände über den Winter immer wieder zu ergänzen sind und dass Teile des Gases gar nicht für den deut­schen Gebrauch be­stimmt sind. Wenn sogar ich das schon weiß!)

Am Abend­brot­tisch wird dann neben der Energie- auch gleich die Mobilitäts­wen­de mit­dis­ku­tiert. Unser Land muss auch hier grund­le­gende Reformen einleiten. Es reicht eben nicht, den Stau auf den Stra­ßen zu elektri­fizieren oder Sonderan­ge­bote ins Schau­fenster zu stellen, dann aber keine guten Ver­bin­dungen bis weit in die Region anzubieten.

So, jetzt folgt noch eine kleine Abend­schicht. Die Kollegen erarbeiten einen Kos­ten­vor­anschlag wieder einmal zum Thema Genossens­chaften und ich ein An­ge­bot für eine In­nen­ar­chi­tek­tin. Ich hoffe, mich bald mit Um- und Einbauten im Alt­woh­nungs­be­stand beschäftigen zu dürfen.

((Am nächsten Tag soll­ten es in Ber­lin dann wieder „nur“ 16 Grad Cel­sius werden.))

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Foto: C.E. / Stadtträume der BUND-
Jugend: hier entlang

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