Zwiebelmuster auf dem Küchentisch |
Auf dem Weg zum Bahnhof hat mein Vater geweint. Sein erstes Kind zog aus, frisch abituriert, den selbstgefunden Studienplatz in Paris wahrnehmen. Es war vor dem Mauerfall, damit vor Erasmus und anderen Austauschprogrammen. Ich hatte mich ein Jahr zuvor allein in Paris zum Einstufungstest an der Sorbonne begeben, dem ESEU (examen spécial d'entrée à l'université), und hätte sogar schon ein Jahr zuvor einen Studienplatz bekommen können, habe dann das 13. Schuljahr und das deutsche Abitur doch noch gemacht.
Mein Vater war gleichermaßen stolz auf mich, irritiert und großzügig. Die Hälfte meines Lebensunterhalts in Paris konnten die Eltern beisteuern, damals war unsere Mutter mit den drei Geschwistern noch zuhause, ein Teil kam vom Erbe der Oma, und ich habe rasch diverse Jobs angenommen, Teilzeit-Au-Pair gegen das Zimmer, Stadtführungen (für deutsche Jugendgruppen), Deutschunterricht. Paris war damals schon ein teures Pflaster.
Mein Vater war gleichermaßen stolz auf mich, irritiert und großzügig. Die Hälfte meines Lebensunterhalts in Paris konnten die Eltern beisteuern, damals war unsere Mutter mit den drei Geschwistern noch zuhause, ein Teil kam vom Erbe der Oma, und ich habe rasch diverse Jobs angenommen, Teilzeit-Au-Pair gegen das Zimmer, Stadtführungen (für deutsche Jugendgruppen), Deutschunterricht. Paris war damals schon ein teures Pflaster.
Mit der Vollendung des 21. Lebensjahrs, der erweiterten Volljährigkeit, habe ich die erste Übersetzerprüfung an der IHK Paris abgelegt, worauf ich einen Job als Werkstudentin in einem Pariser Vorort fand (einen Tag in der Woche).
Nach meinem Praktikum bei damaligen Sender Freies Berlin, weitere zwei Jahre später, konnte ich kurze Hörfunkbeiträge aus Frankreich verkaufen. Damals wurden Wiederholungen noch gut bezahlt, das war mein Trick: "bunte Stückchen" wurde im Radio das genannt, was in einer Zeitung auf der letzten Seite unter "Vermischtes" steht, in der Regel mit einem kritischen Blick auf die Gesellschaft. Ich fand Themen, feilte, nahm Akustiken auf, lernte gut zu sprechen. Andere ARD-Anstalten übernahmen gerne.
Mich überrascht die Chuzpe, mit der ich dieses Projekt durchgezogen habe, bis heute. Auf dem Weg zum Bahnhof weinte mein Vater. Und er erzählte meiner Mutter und mir, wie es sich angefühlt hatte, als er mich zum ersten Mal im Kindergarten unter Wildfremden aussetzen musste.
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Foto: C.E.
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