Montag, 30. August 2021

COVIDiary (370)

Was Sprach­ar­bei­ter*in­nen ma­chen, ge­na­uer: Über­setzer- und Dol­met­scher*in­nen für Fran­zö­sisch, kön­nen Sie hier mit­lesen. Auch wenn wir in Co­ro­nazeiten weniger Kon­fe­renzen ha­ben, achten wir weiter­hin sehr genau auf die Sprache.

Wahlkampf auf n-tv und RTL: Die drei Kan­didaten disku­tieren im "Trialog". Dieses Format und seinen Namen kennen wir Dolmet­scher*innen schon lange, neu scheint der Begriff für die breite Öffent­lichkeit zu sein, bekannter ist der "Dialog". Statt "Duell" nennt die ARD den verbalen Schlagabtausch ein "Triell". 

Das neue Format fand ich lebendiger als die alten Wahlkampfdebatten. Dabei ist interessant, wie die US-Wahl­kämpfe der letzten Jahre als unausgesprochene Re­fe­renz mitschwingen. Als der SPD-Kandidat vom Moderator ganz zu Beginn zum An­griff auf einen Wettbe­werber aufgefordert wird, sagt dieser sehr ruhig (sinn­ge­mäß): "Das ist nicht der Stil, in dem wir hier­zulande diskutieren sollten."

Das fand ich schon mal gut. Fair play und konstruktiv wurde es dann. Es gab einige Elfme­ter, einige Bälle gingen direkt ins Netz, es gab auch Eigentore. Der am­tie­ren­de NRW-Minister­präsident würde sich gern von der Gesell­schaft wünschen, dass wir "die Tassen im Schrank lassen". Den wind of change bringt er in Über­set­zung, "Wind der Verän­derung", möchte sich ihm aber mit Stand­haf­tig­keit entgegen­stel­len. Nun ja. Dabei schien näm­li­chem Kan­didaten Sprache sehr am Herzen zu lie­gen, denn Gendern sei für ihn Über­treibung.

Eine Analyse der Körper­sprache der Beteiligen wäre sicher sehr lohnend. In­ter­es­sant fand ich, wie Baerbock für ihr Schluss­statement vors Pult getreten ist. Dafür hat sie weniger optimale Ausleuch­tung in Kauf ge­nommen, ist die Kamera gegen Ende nicht so nah an sie he­range­fahren wie bei den Herren. Aber ich empfand es als eine "direkte Ansprache" als Bürgerin (und nicht primär als Kand­idatin). 

Die Über­ra­schungs­ge­win­nerin der Show ist die Ge­bär­den­sprach­dol­met­sche­rin, die im Stream leider oft beide Herausforderer des derzeit von der CDU besetzten Am­tes verdeckt hat. Das war ein Regiefehler. So wie online den Saalton bei einer Pro­gramm­un­ter­bre­chung anzulassen, als im TV die Werbe­pause kam.

Hier: Was wäre, wenn heute die Kanz­lerin/der Kanzler direkt gewählt werden könnte? Danke, Gazetteur.Umfrageschock für Union nach #Triell: TV-Duell-Gebärdensprachdolmetscherin jetzt vor Armin Laschet

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Illustration:
Profis vor! Der Gazetteur

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