Was Dolmetscherinnen und Dolmetscher so erleben, können Sie hier mitverfolgen. Ich arbeite mit den Sprachen Französisch und Englisch. Wir sind im zweiten Coronasommer. Anders als früher, als ich meistens vor Ort tätig war, arbeite ich jetzt oft aus der Ferne. Und ich muss Impulse setzen, um mir den Tag zu gestalten.
In Berlin fangen die Tage derzeit mit herbstkühlem Wetter an, und sie enden auch so. Morgens um acht höre ich den kleinen Grundschüler mit der schrägen Stimme von oben, wie er seine vermutlich noch müde Mutter die Treppe runterpalavert. Schon vor der Einschulung war er ein besonderes Kerlchen mit seiner Stimme, die nach rostiger Gießkanne klingt und seinem Blick, der durch und durch geht. Ich liebe den kleinen Mann, dessen Kommentare und Fragen hochspannend sind. Wenn er mit seinen Morgenbetrachtungen um acht Uhr die Hausgemeinschaft unterhält, hat die Schule wieder begonnen.
Berlin ist dieses Jahr sehr früh dran. Dabei hat die zweite Sommerhälfte doch eben erst begonnen. Ich sitze und schreibe um, übersetze, lektoriere. Ein weiterer Urlaubstrip fällt wohl aus. Die Inzidenzen steigen, eine vierte Welle baut sich auf. Ich organisiere daher mit Hilfe die Wohnung so um, dass ab dem Winter ein Zimmer vermietet werden wird, und halte ansonsten die Kröten beisammen. Wer weiß, wann wir wieder Konferenzen erleben werden. Für den Oktober wurden soeben drei Tage optioniert. Wird das klappen? Oder kommt die fünfte Absagewelle?
Powerfrühstück Smoothie |
In der Zwischenzeit "kure" ich. Meine Kur geht so (und ist eigentlich gar keine):
⊗ früh aufstehen, Wechseldusche nach Bürstenmassage,
⊗ freie Schreibzeit am Morgen,
⊗ morgens ab 10.00 Uhr: Ein Smoothie aus einem Apfel, einer Banane,
einer Karotte, einer großen Handvoll Salat, dazu Walnüsse und etwas
Leinöl, Flohsamenschalen, manchmal Haferflocken oder Hanfmehl oder/und Joghurt —plus H2O,
⊗ jeden Tag ausmisten. Aus meinem Haushalt wird kein Minimalistenprojekt, aber etwas lichter darf er werden,
⊗ zwei Mal die Woche: Tee aus Brennesseln (vom Biostand),
⊗ jede Woche ein Sachbuch lesen, Begriffe rausschreiben und übersetzen,
⊗ intermittierendes Fasten (derzeit 15 Stunden ohne zu essen, kann gesteigert werden),
⊗ jeden zweiten Tag einen Blogeintrag schreiben, den anderen Tag lektorieren und hochladen (wenn's mehr wird, ist es auch gut),
⊗ jeden Tag mindestens drei, eher fünf bis sieben Kilometer zu Fuß unterwegs sein
⊗ Five o'clock-tea zelebrieren, gerne mit Freunden
⊗ Mittags dominieren Kohlehydrate, dann kurzes Mittagsschläfchen; abends leichter essen,
⊗ die Schlussklappe des Tages zur festen Uhrzeit, ebenso den Start morgens (mit Wecker).
Vieles von dem habe ich vorher schon so gemacht, werde allerdings mehr davon in meine täglichen Routinen aufnehmen. In Zeiten, in der es kaum Termine gibt, ist eine klare Alltagsstruktur für Selbständige wichtig. Also in Zeiten von Corona und Klimakatastrophe, in der mich die Leugner genauso emotional belasten wie die Nachrichten selbst.
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Fotos: C.E.
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