Was Dolmetscherinnen und Dolmetscher so erleben, können Sie hier mitverfolgen. Wir sind im 2.
Coronasommer. Konferenzen gibt es nur wenige, meine Sprachen (Französisch und Englisch) spreche ich jetzt hauptsächlich privat. Sonntagsbild!
Mit Hackenschuhen, Dutt und Blumen |
Sonntag bei einer befreundeten Familie: Die kleine Camille und ich arbeiten weiter an der Aussprache. Ich habe hier schon davon berichtet. Das Problem mit den falsch sitzenden Lauten möchte ich spielerisch zu lösen helfen. Wir bringen die Zungen in Schwung. Heimliches Zungerausstrecken macht gut erzogenen Töchtern wie uns ja immer Spaß! Wer schafft es, mit der Zunge die Nasenspitze zu berühren? Kann jemand mit der Zunge das Kinn erreichen? Jetzt die gleiche Bewegung im Mund, die Zunge bleibt hinter den Zähnen. Der Zunge-Richtung-Nase-Druck macht ein /t/. Der Zunge-Richtung-Kinn-Druck führt in Richtung /k/. Zur Unterstützung drücken wir mit dem Finger die Zunge runter, jede für sich.
Und plötzlich sagt Camille ihr erstes /k/.
Der Moment, in dem sie ihren Eltern zum ersten Mal in ihrem Leben ihren Namen fehlerfrei sagt, mit fast viereinhalb Jahren, bringt mich fast zum Heulen vor Freude. Ihr Strahlen — unbezahlbar! (Die große Schwester reicht diskret ein Taschentuch an.)
Jetzt bin ich sehr, sehr, sehr happy. Die kleine Maus übt ab und zu spielerisch weiter, wir sehen uns weiterhin einmal in der Woche, nicht immer ist es der Sonntag, und üben weiter. Einen solchen Erfolg hatte ich seit anderthalb Jahren in keinem meiner Berufsfelder! Auch das ist ein Moment der Coronapandemie: Wir Selbständigen, die wir direkt mit Menschen arbeiten, haben weniger bis keine beruflichen Erfolgserlebnisse.
Zum Dank hat mich Camilles große Schwester portraitiert. Sonntagsbild!
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Illustration: S. N.-B.
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