Bonjour und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Was
Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, und natürlich auch
wir Frauen im Beruf, wie sie bzw. wir arbeiten, ist hier seit Mitte
der Nuller Jahre regelmäßig Gegenstand in Form kleiner Berichte aus
dem Alltag. Der Blog wurde zum COVIDiary.
Ein Onlinemeeting zum Thema Bildungs(un)gerechtigkeit und das Empowerment von Mädchen (*): Lauter Expertinnen und Experten sitzen im Kongo, in Frankreich und Deutschland an den Computern. Der Austausch ist spannend und hochgradig informativ. Es sind zwei Dolmetscherinnen dabei, im Bild links unten zu sehen.
Nur die Minderheit trägt Kopfhörer und nutzt ein externes Mikrofon |
Als wieder eine Fachfrau aus dem Kongo dran ist, muss meine Kollegin sagen: "Leider ist die Verbindung so schlecht, dass die Dolmetscherin nur Stichworte verstehen kann." (Wir sprechen von uns in solchen Momenten immer in der 3. Person Singular, weil damit klar wird, dass wir gerade nicht dolmetschen.) Alle achten jetzt auf die leicht pfeifenden Verzerrungen, dann wird der O-Ton ganz still, dauert die Pause länger als die Übertragung, schließlich setzt wenigstens das Pfeifen wieder ein. Hier haben alle gehört, was im Extremfall unsere Arbeit behindert.
Weniger offensichtlich ist dieser Fall: Eine ältere Fachfrau sitzt hinter einem modernen Rechner, allerdings ohne Kopfhörer und Mikrofon. Weil in Süddeutschland (im Gegensatz zu Berlin) das Wetter gut ist, stehen bei ihr Fenster und Türen offen. Wir hören das Vogelgezwitscher, spielende Kinder, irgendwann auch die Müllabfuhr, dann hören wir die Teenager der Nachbarn, die auf der Terrasse chillen. Sie waren am Tag am See und würden gerne grillen, so viel kann ich wörtlich verstehen, wenn ich mich auf die Parallelstimmen konzentriere, während die Kollegin dolmetscht.
Die Kollegin zieht ihren Einsatz durch ohne zu murren, die Gäste hören eine Verdolmetschung. Möglicherweise fällt ihnen nicht auf, wie viel fehlt und wie anstrengend hier die Konzentrationsarbeit ist. Denn manche Nuance fällt weg. Wir hören in solchen Momenten nicht alles, da wir ja auch gleichzeitig sprechen und damit den Schallpegel im eigenen Kopf erhöhen.
Unsere Bitten:
⊗ Sofern möglich, sollte jeder und jede am eigenen Rechner sitzen.
⊗ Bitte Kopfhörer und externes Mikrofon nutzen (z.B. ein separates Headset).
⊗ Die Übertragung wird durch ein LAN-Kabel deutlich verbessert.
⊗ Einen möglichst ruhigen Ort wählen. Störungen im Vorfeld ausräumen.
⊗ Vorab einen Termin mit möglichst vielen Teilnehmenden anberaumen, an dem die Technik getestet wird.
⊗ Beobachtungen formulieren, Wünsche ableiten, ein(e) Beteiligt(er) schreibt die Onlineetikette auf und sendet sie an alle.
⊗ ... in der zum Beispiel steht, dass nur wer spricht das Mikrofon einschaltet.
⊗ ... in der zum Beispiel auch steht, dass zwischen Antworten und neuen Fragen kurze Pausen zu belassen sind, vor allem dann, wenn die Diskussionssprache gewechselt wird. Beispiel: Eben wird noch ins Deutsche gedolmetscht — Dolmetschen braucht immer ein wenig länger als der/die Redner/in selbst. Wenn jetzt die Moderation auf Deutsch sofort die nächste Frage stellt, ist der deutsche Tonkanal doppelt belegt und weder das eine, noch das andere sauber zu hören.
Sprechen Sie uns an! Wir wirken gerne mit einem Testlauf am Entwickeln Ihrer Onlineetikette mit!
Unserer Erfahrung nach hilft nur die Teamerfahrung eines Vorab-Treffens mit dem gemeinsamen Entwickeln dieser "Netiquette", um möglichst viele zu erreichen.
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Foto: C.E. (Die Kollegin, hier nur im Foto, war
war bestausgestattet.)
(*) oder war's ein Gesundheitsthema? Der Blog
ist Autobiofiktion und damit wahrhaftig.
O-Ton: Originalton
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