Bonjour und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Was
Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, und natürlich auch
wir Frauen im Beruf, wie sie bzw. wir arbeiten, ist hier seit Mitte
der Nuller Jahre regelmäßig Gegenstand in Form kleiner Berichte aus
dem Alltag. Der Blog wurde zum COVIDiary.
Corona hat den europäischen Flugverkehr stark zurückgehen lassen. In Deutschland sind letztes Jahr ca. 31,3 Millionen Menschen geflogen, 2019 waren es noch 124,4 Millionen. Statt der verbleibenden 25,5 Prozent der sonst üblichen Fluggäste erwartet die Branche dieses Jahr maximal 45 Prozent.
Und weil (nicht nur) jüngere Leute wieder mehr mit der Bahn fahren, sollen auch die vor wenigen Jahren abgeschafften Nachtzuglinien wieder in Betrieb genommen werden, ein erster Schritt zu einer wieder attraktiveren Bahn.
Bunt und duftend |
Den reduzierten Flugverkehr genieße ich, denn alles riecht intensiver als zuvor: die regennasse Stadt, Blüten, was aus dem Küchenfenster bei den Nachbarn kommt, die Backstube im Vorbeigehen. April 2020 fiel mir das zum ersten Mal auf. Ich weiß nicht, wer's noch bemerkt hat, aber es wirkt auf mich so, als würde vom Flugverkehr auch eine intensive Luftverschmutzung mit kleinsten Partikeln ausgehen, der unseren Geruchssinn behindert.
Meinem Vater, der Altwerden mit der Abnahme dieses Sinnes beschrieb und der diesen Umstand beklagt hat, war nicht bewusst, wieso er möglicherweise in der zweiten Hälfte seines Lebens immer schlechter riechen (und auch schmecken) konnte. Die tagesschau zitiert in diesem Zusammenhang einen Finanzberater von Airlines: "Die Luftfahrt ist die letzten 40 Jahre kontinuierlich gewachsen, hat etwa alle zehn Jahre den Umsatz verdoppelt."
(Schade, dass ich diese Beobachtung mit ihm nicht mehr teilen kann.)
Diese Branche wird wohl weiterhin kleiner bleiben. Ein dauerhafter Strukturwandel läuft, Entlassungen, Umschulungen, es ist von "Gesundschrumpfen" die Rede. Das ist schwierig, aber wohl nötig. Auch meine Branche betrifft es, denn mit den Fluggastzahlen gingen auch die Studienreisen, Fortbildungen, Kongresse und informelle Begegnungen zum Beispiel in der Politikberatung stark zurück, das war jahrelang mein Arbeitsfeld. Auch wenn diese Bereiche wichtig sind und nicht ewig auf Sparflamme weiterlaufen werden, so kenne ich kenne Kolleg*innen, die sich krisenbedingt in den Ruhestand verabschiedet haben und aufs Land gezogen sind. Andere sind Lehrer*innen geworden, Coaches, Manager*innen.
Auch ich werde mich diversifizieren, werde meine Fachbereiche vertiefen und damit möglicherweise eine krisenfestere Nebenbeschäftigung aufbauen, denn die olle Warterei liegt mir nicht.
Und über die bessere Atemluft freuen sich alle, sofern die Bahn die Kurve kriegt.
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Collage: C.E.
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