Was und wie Spracharbeiter machen, genauer: Übersetzer und Dolmetscher für Französisch, können Sie hier mitlesen. Die meisten von uns sind selbständig, sie arbeiten selbst und ständig. Durch Corona verändern sich unsere Aufgaben. Zeit für ein Sonntagsbild!
Mein Sonntagsbild ist mein Foto der Woche: Camille (Name geändert), die auf meinem Schoß sitzt und gerade zeichnet. Ohne es zu bemerken, hat sie eben perfekt gesagt: "Das ist ein Mädchen, hier ist ihr Kleid ... und jetzt kommen noch die Stinkefüße!"
Wenige Sekunden zuvor ... |
Das war mein Moment der Woche! Ich war einfach nur glücklich. Noch vor vier Wochen konnte sie überhaupt kein /g/ oder /k/ aussprechen. Pandemiebedingt ist das Kind noch nicht in logopädischer Behandlung. Aber ich durfte der Kleinen, sie ist die Tochter von Freunden, ein wenig weiterhelfen. Wir sehen uns einmal die Woche.
Als Praktikantin im Hörfunk, also irgendwann im letzten Jahrhundert, durfte ich einmal zusehen (und aufnehmen und zusammenschneiden), wie ein gehörloses Kind das Wort "Affe" auszusprechen gelernt hat. Dabei hat mich beeindruckt, dass viele Laute durch die "Windmenge" am Mund, das Beben von Nase oder Hals voneinander unterschieden werden können.
Das kleine Mädchen liebt es, zu toben und zu kitzeln. Also hab ich vor Wochen gesagt: "Schau mal, das /g/ kitzelt Deinen Hals!" Damit hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Wir haben das immer wieder mal gemacht und haben geplaudert, denn ich wollte verstehen, ob sie nur diese beiden Buchstaben durch ein /t/ ersetzt oder ob eine tieferliegende Sprachstörung bei der Vierjährigen vorliegt. Acht Tage später höre ich ein sauberes "gleich". Wir haben sogleich einige Sätze mit "gleich" drin geübt; es war, oh Freude!, kein "Unfall", das /g/ blieb an Ort und Stelle.
Beim nächsten Mal waren wir im Sandkasten schon bei "gleich grabe ich ein großes Loch". Das üben wir jetzt, manchmal klappt es, dann wieder nicht, wenn sie im Stress ist zum Beispiel, daher machen wir etwas Gymnastik vor dem Üben, um die Konzentration auf etwas anderes zu verlagern. Die Gymnastikübungen sprechen auch das Gehirn an (wie auf einem Bein zu stehen und bis 20 zu zählen).
Glatze, Gretel, grau, wir verlängern die Liste. Sofort vom gutturalen G zum Vokal zu springen funktioniert nicht. Wir üben den Laut isoliert und hängen anderes dran, das physiologisch in der Nähe liegt. Für den Laut /k/ hab ich ihr aufgemalt, wo die Zunge bei /t/ ist und wo sie bei /k/ hinsoll. Vorher waren wir Händewaschen, dann haben wir uns jeweils im eigenen Mund rumgefingert und viel gelacht dabei.
Und wieder eine Woche später, beim entspannten Malen ...
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Foto: C.E.
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