Manche Selbsterkenntnis folgt spät.
Das Gute an uns Dolmetschern: Weil die Arbeit so schwer ist, haben wir eine größere Achtung vor der Leistung der anderen und auch der eigenen. Wir sind zupackend, pragmatisch, organisiert. Wir arbeiten ganz konkret in der Vorbereitung und in der Kabine als Team und müssen aber auch die anderen Kabinen im Blick haben und für sie mitdenken. Der Job steht im Mittelpunkt, nicht das eigene Befinden. Wir erkennen uns am "Stallgeruch", an den Gewohnheiten, an der intellektuellen Aufgeschlossenheit, dem hohen Grad an Empathie.
Kurz: Wir sind keine Diven.
Sicher auch keine Diva |
Bis ich dann leider doch auf divenhafte Dolmetscherkollegen traf, männliche und weibliche. Das war nicht einfach. Ich halte dieses Verhalten für einigermaßen inkompatibel mit dem Beruf und hielt mich fern, ohne, dass ich mein Unwohlsein hätte benennen können.
Und dann hatte ich ein Erlebnis, das wie die Probe in der Mathematik war. Ich begegnete einer echten Diva! Sie ist Musikerin, eine wunderbare Künstlerin, sprüht vor Charme. Glamour! Im Hauptberuf ist sie Dolmetscherin. Und klack!, kaum ging's um die Spracharbeit, war die Dolmetscherin da, klar, pragmatisch, solidarisch. Wunderbar.
______________________________
Foto: C.E.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen