Dienstag, 30. April 2019

Viva la Diva!

Wie Kon­­fe­renz­dol­metscher und Übersetzer arbeiten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Im 13. Jahr be­schrei­be ich hier mei­nen sprach­be­ton­ten Alltag.
Man­che Selbst­er­kennt­nis folgt spät.


Das Gute an uns Dolmet­schern: Weil die Arbeit so schwer ist, haben wir eine grö­ße­re Achtung vor der Leis­tung der an­deren und auch der ei­genen. Wir sind zu­packend, pragmatisch, organisiert. Wir ar­beiten ganz konkret in der Vorbe­reitung und in der Kabine als Team und müssen aber auch die anderen Kabinen im Blick haben und für sie mit­denken. Der Job steht im Mittel­punkt, nicht das eigene Be­fin­den. Wir erken­nen uns am "Stall­geruch", an den Gewohn­heiten, an der intel­lektu­ellen Auf­ge­schlos­senheit, dem hohen Grad an Em­pa­thie.
Kurz: Wir sind keine Diven.

Straßenkunst: Junge Lady
Sicher auch keine Diva
Ich glaube heute noch, dass diese Be­­schreibung für die meisten von uns gilt.

Bis ich dann leider doch auf div­en­haf­te Dol­met­scher­kol­le­gen traf, männ­liche und weib­li­che. Das war nicht einfach. Ich halte dieses Ver­hal­ten für ei­ni­ger­ma­ßen in­kom­pa­ti­bel mit dem Be­ruf und hielt mich fern, ohne, dass ich mein Un­wohl­sein hätte be­nen­nen kön­nen.

Und dann hatte ich ein Er­lebnis, das wie die Probe in der Ma­thematik war. Ich be­geg­nete einer echten Diva! Sie ist Musikerin, eine wun­der­bare Künstlerin, sprüht vor Charme. Glamour! Im Hauptberuf ist sie Dol­met­scherin. Und klack!, kaum ging's um die Sprach­arbeit, war die Dol­metscherin da, klar, prag­matisch, soli­da­risch. Wunderbar.

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Foto: C.E.

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