Dienstag, 2. April 2019

Jemanden shanghaien

Will­kom­men auf der Sei­te ei­ner Fran­zö­sisch­dol­metscherin und -übersetzerin mit Hauptarbeitsort Berlin. Hier können Sie Einblicke nehmen in unseren Alltag, zu dem auch das Auf­schrei­ben von Be­grif­fen zählt. Bis sie am Tag X dann plötz­lich ge­braucht wer­den.

Wider sei­en Willen je­man­den zu etwas ver­pflichten, das lässt sich in ei­nem Verb zu­sam­men­fas­sen.

Der Begriff kommt aus dem Eng­lischen, to shanghai someone: Je­man­den zur Arbeit zu ent­füh­ren. Der Be­griff ist See­manns­sprache. Der Le­gen­de nach wurden im chi­ne­si­schen Shang­­hai Ma­tro­sen in Bars be­trun­ken gemacht und dann auf See­len­ver­käufer verschleppt, al­te Schif­fe, die dann ab­ge­legt haben. Aus­ge­nüch­tert beka­men die Ma­tro­sen die an­geb­lich von ihnen un­ter­schrie­benen Ar­beits­ver­träge unter die Nase ge­halten. Ein Rück­tritt vom "Vertrag" war ohne­hin nicht mög­lich, das Schiff be­reits auf of­fe­ner See.

An­geb­lich soll diese Art der gewalttätigen An­heue­rung in der chi­ne­si­schen Ha­fen­stadt Schanghai be­son­ders häufig vor­ge­kom­men sein, so das deut­sche Wiki­pedia. Das englisch­spra­chige Wikipedia schreibt: The shang­haied per­son would wake up and find himself at sea, often on a long trip like to Shanghai ...  Dass das "Shang­hai­en" vom Ziel­ha­fen kommt, ist eine an­de­re Les­art.

Was ler­nen wir daraus? Wiki­pedia ist eine Quelle unter an­de­ren und eben nicht so sicher wie einst Meyers Konversations-Lexikon.

Schon lan­ge wollte ich den Be­griff mal in eine Über­set­zung ein­bauen. Tscha­ka, diesen Punkt auf der Liste darf ich jetzt strei­chen. Es geht um Film­auf­nah­men für ein ak­tu­el­les Por­trait­pro­jekt.

Als Excel-Spalten in ein docx-Dokument gesetzt (oder "Pages", die Apple-Variante)

Und noch eine Trou­vail­le in Sa­chen kri­ti­sche Hinter­fragung von In­ternet­quellen. Albert Einstein: "Der ers­te April ist tra­di­tio­nell der ein­zi­ge Tag im Jahr, an dem die Men­schen die Din­ge, die sie im In­ter­net fin­den, kri­tisch hin­ter­fra­gen, bevor sie sie als Wahr­heit zur Kennt­nis neh­men."

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Illustration: Büro C.E.

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