Licht und Schatten |
Alsdann fragte der Standesbeamte die Eheschließenden einzeln und nacheinander, ob sie die Ehe miteinander eingehen wollten. Die Eheschließenden bejahten diese Frage. Der Standesbeamte sprach aus, dass sie nunmehr kraft Gesetzes rechtmäßig verbundene Eheleute seien."
Das war jetzt die Etappe "Verlesung der Urkunde", die in der "Ringefirma", wie eine liebe Kollegin den Laden nennt, auch zu dolmetschen ist.
Neulich war ich bei einer besonderen Hochzeit zu Gast, da rief der zweitjüngste Hochzeitsgast, ein Anfänger in Sachen Selberlaufen, zwei Mal zu den absolut passenden Momenten: "Ja!" Das wird keiner von denen, die dabei waren, jemals vergessen!
Den zweitheitersten Augenblick habe ich bei einer LGBT*-Hochzeit erlebt: Bunt war es im Warteraum, hier die Fahne der schwullesbischen Bewegung, dort bunte Haarkämme, aber auch Anzüge in gedeckten Farben und bürgerliches Kostümchen samt Zuchtperlenkette, Hunde an der Leine, Kinder im Wagen waren dabei, also alle Schattierungen, die einem in Berlin so auf der Straße begegnen können.
Schon vor der Hochzeit wurden die ersten Flaschen mit bulles geköpft, das ist dieses Getränk mit Bläschen. Die Stimmung stieg. Die Hochzeit davor dauerte etwas länger als geplant. Wir standen wenig später vor der Tür der (früheren) Kapelle im Standesamt Berlin-Rudow im Bezirk Neukölln. Und nur ich wusste, welcher Art die Hochzeitsgesellschaft war, die sich drinnen versammelt hatte.
Um sicher zu sein, rechtzeitig anzukommen, war ich (wie üblich) mit Zeitpuffer dort eingelaufen. Als ich den Raum betrat, war es im Warteraum neben dem Trauzimmer sittsam ruhig gewesen: Alle schwarz gekleidet, wie bei einer Beerdigung, sogar die kleinen Jungs im Anzug mit Fliege, nur die Braut blütenweiß. Ich war die einzige Frau im Raum ohne Kopftuch, drei Frauen trugen sogar Schleier mit vergittertem "Augenfenster".
Später dann die Gesichter, als die eine Hochzeitsgesellschaft die Kapelle verließ und der anderen auf dem Vorplatz an der Treppe begegnet ist ... unbezahlbar.
Für solche Momente blogge ich hier.
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Foto: C.E. (Archiv)
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