Mittwoch, 9. Januar 2019

Telefonalphabet

Will­kom­men auf den Sei­ten mei­nes di­gi­ta­len Ar­beits­ta­ge­buchs. Hier dreht sich alles um Spra­chen, Kul­tu­ren und das Ver­mit­­teln zwi­schen den­selben. Ich ar­bei­te mit fol­genden Spra­chen: Fran­zö­sisch (Aus­gangs- und Ziel­spra­che) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­sprache). Das Leben von Zweisprachigen kann kompliziert sein.

A - Alfa (international) - Anatole (FR) - Anton (DE)
 International — Französisch  Deutsch

Der Linguist aus Frankreich, der zu Zwei­spra­chig­keit forscht: "An Ihrer Aussprache habe ich Sie nicht erkannt, die klingt nach dem 6. Ar­ron­dis­se­ment von Paris, auch nicht an Ihrem Vo­ka­bu­lar und Ihrer Kennt­nis idiomatischer Re­de­wen­dun­gen, die sind wirklich vielfältig. Erkannt habe ich Deutsch als Ihre stär­kere Sprache, als Sie buchsta­biert haben. Nicht beim nor­ma­len Buchsta­bieren, sondern beim tele­fo­ni­schen Al­pha­bet. Sie haben 'A wie An­toine' gesagt und nicht 'A wie Anatole'." Ja, Antoine ist ein fran­zö­si­scher Name. Stimmt, im 6. Ar­ron­dis­se­ment habe ich stu­diert.

Und ich darf ergänzen: Bei Zahlen stolpere (oder zögere) ich auch noch manchmal, vor allem dann, wenn sie ellenlang sind. Die sind ja auch kompliziert auf Französisch!

In Frank­reich oder in Ge­gen­wart französischer Per­so­nen oder wenn ich ge­ra­de etwas auf Fran­zö­sisch gedacht habe, rechne ich auf Französisch, im deutsch­spra­chi­gen Kon­text auf Deutsch. Wenn ich aus Deutschland nach Frankreich te­le­fo­nie­re, geht das so: "Null, Null, Vier, Neun, un, quarante-et-un ..." Also sobald ich mit der Te­le­fon­num­mer über die Grenze bin, geht's auf Franzö­sisch weiter. Und um­ge­kehrt. Irgend­wie logisch.

Schlecht bin ich allerdings bei fran­zö­si­schen Wie­gen­lie­dern, Abzähl­ver­sen sowie bei Schlagern und den Namen von Kinder­sen­dungen im TV. Und wenn ich schlecht sage, dann meine ich wirklich schlecht.

P.S.: Die Buch­sta­bier­ta­bel­le ist übri­gens in ih­rer aktu­el­len Form das Er­geb­nis na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Sprach­po­li­tik: Sa­muel wur­de 1934 durch Sieg­fri­ed ersetzt, um nur ein Bei­spiel zu nen­nen. Nach dem zwei­ten Welt­krieg wur­de das Te­le­fon­al­pha­bet nicht ent­na­zi­fi­ziert.

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Illustration: Netzfund

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