Eine alte Dame aus der Nachbarschaft hat mich neulich zu sich reingebeten. Wir haben ein Nick-Grußverhältnis, ich kannte ihren Namen nicht. Wir kamen zeitgleich vom Markt zurück, und für den Folgetag war ich dann prompt zum Kaffee verabredet. Ich brachte Blumen mit. Sie müsse mir etwas zeigen, hatte sie noch gesagt.
Woher sie weiß, dass ich mit Sprachen arbeite, weiß ich nicht. Als ich ankam, war der Tisch mit weißem Damast gedeckt, und eine Vase stand schon bereit. Neben dem einen Kuchenteller lag ein Stapel Bücher: fremdsprachige Werke, Sprachkurse und Reclam-Heftchen. Die Bücher seien von ihrem Gatten, sagt sie, und dass ich mitnehmen dürfe, was ich möchte. Der Nachmittag war über die Bücher hinaus auch spannend.
Der Englischsprachkurs liest sich wie ein Sittengemälde. Mir fielen vor allem das unironisch vorgetragene Geschlechterverhältnis auf. Eher einseitig, diese Stereotypen; heute nicht mehr politisch korrekt. Naja, heute werden Fußballspiele ja auch nicht mehr monoral übertragen.
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Illustration: TR-Verlagsunion, Name des Ur-
hebers nicht genannt, grafisch aufgearbeitet
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