Bonjour und hello und guten Tag! Was Dolmetscher und Übersetzer so alles erleben, können Sie hier ab und zu erfahren. Manchmal verlasse ich die Kabine oder den Übersetzerschreibtisch und lande mitten in meinem zweiten Heimatland. Sonntagsbilder!
Neulich in Saint-Denis im Norden von Paris: Eigentlich müsste es andersherum lauten, nämlich das Kaff Paris bei der berühmten Stadt der Abtei von Saint-Denis. Hier sind im Mittelalter und in der Renaissance die französischen Könige zu Dutzenden beerdigt worden, darunter auch zwei, deren Namen ich als Kind bzw. Jugendliche geliebt habe, le bon roi Dagobert und Pépin le Bref (Pippin der Kurze, der Vater von Charlemagne = Karl der Große). Auf Französisch bezeichnet le pépin einen kleinen Kern (z.B. in Trauben), aber auch ein kleineres Problem. So heißen normalerweise Könige in Kinderbüchern!
Mit einem Team, das für Arte Deutschland einen Film dreht, bin ich als Dolmetscherin und Frankreichfachfrau unterwegs. (Was wir drehen, beschreibe ich mal später in der Woche. Aber ich bin auch dafür da, dass ich dem Regisseur sage, dass jeder Schüler in Frankreich von der Basilique gehört hat und dass es schön wäre, diese in die Liste der Establishing shots aufzunehmen.)
Andere Bilder sprechen von der heutigen Wirklichkeit. Wir registrieren sie, ohne sie aufzunehmen: Auf den Mittelinseln zweier Ampelkreuzungen sitzen Frauen mit kleinen Kindern auf dem Schoß. Sie halten Pappschilder in die Höhe, famille de Syrie, "Familie aus Syrien", und erbitten Spenden von den Wartenden. Wir sind hier mehrfach vorbeigekommen. Ich konnte auch beim dritten Vorbeifahren diese Szenen nicht fotografieren, somit wird es mein Nichtbild des Sonntags.
Am Abend ergab sich dann doch noch ein Sonntagsfoto. Ich weiß nicht, warum hier so viele Uniformierte vor der Kathedrale herumstanden, aber die Jungs auf ihren Zweirädern hatten echt einen schönen Schwung drauf.
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Foto: C.E.
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