Montag, 7. August 2017

Im Kontor

Bonjour, hier schreibt seit nunmehr mehr als einem Jahrzehnt eine Dolmetscherin und Übersetzerin. Oft reise ich mit meinen Sprachen. Heute ist es ein bisschen eine Reise in der Zeit.

 Gruß aus dem Kontor. Dieser Tage redigiere ich eine größere Übersetzung.

Ob die Herren wohl mit Kolonialwaren gehandelt haben?
Ein Teil der Vorlagen wurde auf af­ri­ka­ni­schem Französisch ge­schrie­ben. Dieses Fran­zö­sisch ist stellenweise so viel schöner als die moderne Sprech­­wei­se, wie sie im Mut­terland die­ses Idioms heute üblich ist, so viel ur­sprüng­li­cher, was mit der Kolonialzeit und den geo­gra­fi­schen und sozialen Orten der Bewahrung zu­sam­men­hängt.

Französisch scheint in Afrika viel eher die Sprache von Politik, Verwaltung und Kul­tur zu sein als von Einkaufen, Hausputz und Nachbarschaftsärger.

Stellenweise klingt es in meinen Ohren allerdings fast pathetisch. Ich weiß, es ist hier nur besonders höflich gemeint, besonders förmlich und soll Gefühle eigentlich verbergen. Es wirkt auf mich wie ein Zwitter aus "Kanzleideutsch" und der Lyrik von Poesie­al­ben.

Das auf Deutsch wiederzugeben führt zu fünf, ja sechs Überarbeitungsstufen. Denn der Duktus soll am Ende durchscheinen, der Text etwas Lokalkolorit haben, sonst aber nicht vom Wesentlichen ablenken.

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Foto: Archiv (sächsisches Kontor, 1910,
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