Strandpromenade Brunshaupten (1931) |
Als die Nacht hereinbricht, diskutieren wir noch immer.
Sie verwundert vor allem, wie wir das machen mit dem Dolmetschen. Wie wir das, was gerade als Gedankenstrom entsteht, sofort übertragen können. Das geht nur, erkläre ich, weil wir antizipieren würden.
Die Gefahr liegt dabei natürlich immer in der Selbstüberschätzung. Bei angefangenen Halbsätzen, die sich erst Halbsatz für Halbsatz erschließen, muss ich mich mal zurückhalten, mal darf ich vorpreschen und das Verb, das im Deutschen ja immer am Ende kommt, vorwegnehmen. In 95 % der Fälle geht das gut. In fünf Prozent folgt dann ein rhetorischer Schlenker: "Ja, das wäre jetzt logisch gewesen, es ist aber genau andersherum." Oder: "Hier hat sich die Dolmetscherin verhört, das Gegenteil ist der Fall, pardon !"
Sie mache als Therapeutin das Gleiche, sagt sie, sowohl in der Gesprächs- als auch in der Körpertherapie. Und auch sie würde manchmal daneben liegen. Der Körper indes, meint sie, würde nicht lügen, mitunter spüre sie Vorgänge, die tief im nichtsprachlichen Feld liegen würden. Wochen oder sogar Monate später erfahre sie meistens die Bestätigung ihrer Beobachtung. Ihre Irrtumsquote liege deutlich niedriger.
Ich fand diese Parallelisierung spannend. Und es hat mich wieder einmal im Wissen darin bestätigt, dass auch wir viel von der Körperhaltung ablesen. Freie Sicht auf die Rednerinnen und Redner ist wichtig!
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Foto: Archiv
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