Dienstag, 29. Dezember 2015

Best of 2015 (VI)

Bon­jour, hello, guten Tag! Hier bloggt eine Sprach­ar­bei­ter­in aus der Dol­met­scher­ka­bi­ne oder vom Übersetzerschreibtisch. Ich arbeite mit den Sprachen Fran­zö­sisch, Deutsch und Englisch. Heute endet meine kleine, subjektive Rückschau ganz besonderer Einsätze aus dem ablaufenden Jahr. Oder hat sich diese Episode schon 2014 zugetragen? Who knows ...

Einmal bin ich für zwei Minister einbestellt. Wir sitzen am Pariser Platz, in Hör­wei­te beginnt ein festlicher Empfang. Die akustische Verbindung zum TV-Interview ei­nen Raum weiter, zum Glück eine Aufzeichnung, steht erst zwei Minuten vor Ge­sprächs­be­ginn. Monitor zum Ablesen dessen, was akustisch gleich vielleicht re­du­ziert rüberkommen wird? Fehlanzeige!

Zum Ausgleich dafür genieße ich die unverbaubare Aussicht aufs beeindruckende Décolleté der Assistentin des Gastgebers am anderen Ende des Büros. Sie versucht, mich nicht allzu offensiv zu beobachten. Vom Filmteam ist niemand in meiner Reichweite, einen technischen Probelauf gibt es nicht. Das Interview beginnt, die Assistentin klappert mit ihrer Tas­ta­tur, was ich fast nicht höre, dann erklärt sie Anrufenden leise, dass (und wa­rum) sie gerade nicht sprechen könne, später packt sie raschelnd etwas Ess­ba­res aus.

Der Partylärm schwillt von Minute zu Minute an. Ich kann die Lautstärke meines Kopfhörers nicht regeln. Die Störgeräusche sind jetzt fast stereophon, denke ich, monoral wäre auch nicht besser, und muss grinsen. Immerhin kann ich schwach ver­­­neh­men, was im Nebenzimmer gesprochen wird. Immer, wenn ich spreche, über­­deckt meine Stimme den Ausgangston in meinem Kopfhörer.

Ich schaffe es irgendwie, so viele Stichworte und Zusammenfassungen auf die Lau­scher meiner Dolmetschkunden zu schicken, dass das Gespräch sinnvoll und zu­sam­men­hän­gend wird. Hätte ich nicht um das winzige Zeitfenster gewusst, dass die Minister zur Verfügung hatten, ich hätte die Aufzeichnung unterbrechen müs­sen. Vor der Ausstrahlung des Interviews werden die ausgewählten Par­tien dann ge­nau­er über­­setzt und pro­fes­sio­nell ein­ge­spro­chen.

Zur Erinnerung und zum Trost hier noch eine professionell eingerichtete Ar­beits­si­tua­tion, Arte-Dreh, 2011





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Foto: C.E. (Bild zum Vergrößern in ein 2. Fenster laden),
Interview mit Reinhard Jirgl, Interviewerin: Mazarine
Pingeot, Toningenieur 2011: Hyacinthe Lapin

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