Blauer Montag |
Wo ich heute schon mal blau mache, siehe rechts, fällt mir bei manchem grobem Unsinn auf, der mir leider bei der Zeitungslektüre entgegenschlägt, dass wir Übersetzerinnen und Dolmetscher wohl nie arbeitslos werden, gar zu zahlreich sind die Slangausdrücke, Kraftsprachen, Redensarten, Sprichwörter und literarischen Konnotationen, die in den verschiedenen Idiomen manche Wörter auslösen.
Bleiben wir beim Beispiel des Aquariums, seinen Bewohnern und deren Artgenossen. Vom Aal in der Grass'schen "Blechtrommel" über das Fischsymbol in der Religion bis hin zu something fishy (etwas ist faul an der Sache) und en queue de poisson (etwas verläuft im Sand) bis hin zum Deutschen "Der Fisch stinkt vom Kopf her" ist das Spektrum weit. Und auch wenn es der letzten Reihung es zwar nur um Nuancen geht: um was für welche! An derlei können diplomatische Verhandlungen scheitern.
In der französischen Sprache fühle ich mich wie der Fisch im Wasser. Außerhalb der Arbeit übe ich mich im Sehen (mit minus 10 Dioptrien und krummer Augenoberfläche keine einfache Sache). Sprichwörter helfen dabei. Mein chinesisches Lieblingssprichwort: "Wer den Himmel im Wasser sieht, kann die Fische in den Ästen erkennen."
Neulich durften wir als Dolmetscherin eine Fishbowl-Diskussion dolmetschen. Das ist eine kreisrunde Sitzanordnung. Die war für uns nicht leicht, denn was wir nicht hören, lesen wir vom Mund ab. Bei manchen dieser Tischkreise steht in der Mitte ein Stuhl für den Gastredner. Hier kam niemand hinzu. Also saßen wir im Wechsel in der Mitte, dolmetschten mit einer mobilen Flüsteranlage und ließen den Stuhl wandern, was zwischendurch Belustigung ausgelöst hat. Am Ende fühlten wir uns selbst wie die Fischlein im Glase ...
Zurück an den Schreibtisch! Eine Redensart aus der Welt der Fischer besagt: A bad day of fishing is still better than a good day at the office! Dumm nur, wenn der Fischfangort das Büro ist. Dann nehme ich lieber den Fisch als Zeichen für Fruchtbarkeit und Wohlstand. Babelfish.de und Konsorten werden uns jedenfalls nicht arbeitslos machen.
Auf zum Mittagessen. Was es gibt? Natürlich fish and chips.
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Illustration: C.E.
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