Mittwoch, 23. Dezember 2015

Best of 2015 (III)

Hallo! Kleine Schnurren aus dem Übersetzer- und Dolmetscheralltag können Sie hier entdecken. Als Spracharbeiterin arbeite ich mit folgenden Sprachen: Deutsch (Muttersprache), Französisch sowie Englisch (Shakespeares Idiom nur als Aus­gangs­spra­che). Sofort geht es mit der neuen Kategorie weiter: Was mich dieses Jahr beim Dolmetschen am meisten gewundert hat.

Abendstimmung in Paris
Abendstimmung in Paris
Der junge Schnösel, der eher wie frisch abituriert als frisch diplomiert aussah, auf dem Pariser Trans­port­lo­gis­tik­kon­gress, als er ungefähr das sagte: "Wir werden künftig klei­ne­re Container bauen und ihren Transport aus öko­lo­gi­schen Gründen von der Straße auf die Schiene ver­la­gern. Zen­tral brauchen wir dann Hubs, das darf man sich als so eine Art Ver­la­de­bahn­hof vor­stel­len.

Dort wird für das vorletzte Segment auf LKWs umgeladen, die die Waren zu re­gio­na­len Logistikzentren bringen, von wo aus das allerletzte Teilstück mit Elek­tro- oder Fahrradtransportern transportiert werden wird. Deshalb ist es besonders wich­tig, heute der Politik in den Städten und Regionen mitzuteilen, dass sie für die Verladebahnhöfe kostengünstig Gelände am Schienenweg vorhalten und zur Ver­fü­gung stel­len müssen. Das scheint mir die ideale Lösung der Zukunft zu sein."

Der eine Teil des Saals klatschte begeistert Beifall, der andere, also alle über Mitte 40, allerhöchst verhalten. Der junge Mann hatte das Rad neu erfunden, pardon!, den Güterbahnhof. Ich fühlte mich erst ganz kurz verladen (für die Nicht-Mut­ter­sprach­ler, das Wort bedeutet auch "veräppeln"). Da ging mir ein Licht auf. Dass es derlei früher schon mal gegeben hat, war ihm an der Uni wohl verschwiegen wor­den.

Sachen gibt's, die lassen sich nicht erfinden.

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Foto: C.E.

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