Sonntag, 14. September 2014

Einkaufsladen

Hallo! Sie lesen im ersten Blog, der im Inneren der Dolmetscherkabine oder am Übersetzerschreibtisch entsteht. Sonntags werde ich privat: Fotos!

Die Banane im Supermarkt ruhte geschält auf eine Styroporschale und war in trans­pa­ren­te Folie gehüllt. Das gehört für mich zu den schrecklichsten Bildern, die unsere vermeintlich so hochentwickelte Gesellschaft hervorgebracht hat.

Gestern stand ich beim Einkaufen in einer großen Meute, um uns herum Filmlicht, Kameras, Tonleute und Reporterinnen mit ihren Notizblöcken. Ich war im ersten Supermarkt Berlins einkaufen, in dem Waren "original unverpackt" über den La­den­tisch gehen. So heißt denn auch das Geschäft von Sara Wolf und Milena Glim­bov­ski. Ich brachte leere Gläser, eine Ölflasche, einen Eierkarton und Vor­ratsdo­sen im Ein­kaufs­netz mit. Einige Gefäße wurden erst gewogen, dann hatte ich die Wahl aus ca. 350 Produkten.

Eier, Rapsöl, guten Essig, Quinoa, Amaranth, Belugalinsen, Kefir und Ge­mü­se­brüh­pul­ver, das waren die Sachen, die mir in Ergänzung zum Einkauf auf dem Wo­chen­markt noch gefehlt hatten, wo mich ein Brandenburger Hof mit Biowaren versorgt.

Im hinteren Ladenraum, manches wirkt noch charmant improvisiert

Mir hat der schlichte Laden gut gefallen, der im vorderen Raum überhaupt nicht schlicht ist: Wunderbare Wandfliesen künden davon, dass hier vor Urzeiten mal ein Bäcker und ein Fleischer beheimatet gewesen sein muss. (Hier ein Bericht mit schönen Fotos aus dem leeren Laden.)

Der Kampf gegen die ewigen Umverpackungen aus Plastik, die auch in mei­ner Kü­che immer gleich zu Müll werden, geht also weiter. Gegen die Le­bens­mit­tel­mot­ten packe ich nämlich ohnehin zuhause alles in Sprungdeckelgläser um.

Links oben: Die Waren im Geschäft, links unten: Linsen, Quinoa und Co. in meiner Speisekammer
Laut Berliner Stadtreinigung, diese Zahl zitiert die "Berliner Zeitung", fallen in Berlin pro Jahr In 76.000 Tonnen Leichtverpackungen an. Plastikbeutel kommen noch hinzu. Leider endet viel zu viel vom häufig verwendeten Kunststoff im Meer (und produziert dort die gleichen Probleme wie das Mikroplastik aus Pee­ling­dusch­lo­tion, Fleecepulli oder plastikgedämmter Fassade).

Diese Art von losem Getreide-, Hülsenfrüchte- und Müsliverkauf habe ich 1996 in den USA kennengelernt, genauer: in kaliformischen health food stores. Und die Sache mit den mitzubringenden Verpackungen erinnert mich ans Milchholen in meiner Teenagerzeit auf dem Dorf. Nichts Neues unter der Sonne, und doch so revolutionär! Und als "Süßigkeit" für den Heimweg gibt's noch eine Banane, ori­gi­nalverpackt natürlich.

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Fotos: C.E.

2 Kommentare:

Alexander hat gesagt…

Ich habe das Projekt seinerzeit beim Crowdfunding unterstützt und freue mich sehr, dass es nun Wirklichkeit geworden ist. Tolle Idee, ich wünsche viel Erfolg.

caro_berlin hat gesagt…

Lieber Alexander, das freut mich. Ich war auch schon bei Schritt eins dabei. Möge diese Idee sich schnell verbreiten! Gruß nach BRU.