Donnerstag, 11. September 2014

Image

Herzlich willkommen auf den Seiten meines digitalen Arbeitstagebuchs! Auch an Tagen, an denen ich nicht gegen Honorar Drehbücher übersetze oder Konferenzen verdolmetsche, arbeite ich intensiv. Derzeit muss ich mich um Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten und um mein Image kümmern.

Gestern habe ich huldvoll die erste Buchung für einen Dolmetscheinsatz ent­ge­gen­ge­nom­men, der in sieben Monaten stattfinden wird. Während ich mich tagsüber mit stiller Arbeit in der Studierstube auf die nächste Konferenz vorbereite, ver­brin­ge ich manche Teepause mit den Kollegen in der digitalen Kaffeeküche unseres virtuellen Großraumbüros.

Sara: Da ist 'ne Sache, an die erinnere ich mich nicht mehr. Ist deine Muttersprache jetzt Französisch oder Deutsch? Sara: Also in welche Richtung übersetzt du? Antwort: Dt. Sara: Also vom Französischen ins Deutsche. Antwort: Ja
"Instantdiskussion" statt Chat
Dabei meldete sich gestern eine ent­fern­te Bekannte mit Fragen wie dieser, die mich belustigen. Hintergrund: In der Vorbereitung eines Kulturprojekts sucht eine Französin, die seit vielen Jahren in Berlin lebt, sie ist die Freundin von Freun­den, eine Übersetzerin. Denn im Vorfeld des Events wird es einiges an Texten zu über­tra­gen geben. Vor der Zusendung der Ausschreibung chattete sie mich kurz via Web 2.0 an. Die Über­setzungen sollten ins Französische ge­hen. Da musste ich ihr leider ab­sa­gen.

Voll­stän­dig daneben lag die Dame aber nicht. Manchmal über­setze ich in der Tat in meine erste Ar­beits­fremd­spra­che.

Das sind in der Regel kürzere Texte aus Arbeitsfeldern, die ich gut kenne. An­schlie­ßend lasse ich meine Fassung gründlich lektorieren. Dabei kann ich immer etwas hinzulernen, diese Art des Arbeitens hat etwas von privatem Unterricht. Ich ge­nie­ße das sehr.

Hier ging es um einen sehr um­fang­rei­chen Auf­satz für einen Katalog. Das soll dann doch besser eine Mut­ter­sprach­lerin oder ein Muttersprachler über­neh­men. Zum Glück konnte ich ihr gleich zwei Namen von einschlägig spezialiserten Kollegen nen­nen. Noch besser: Wenige Momente später hatte ich einen Dol­metschauftrag in der Tasche, denn beim Event werden auch Sprachmittler zum Einsatz kommen und hier arbeite ich in beide Richtungen (und aus dem Englischen), zusammen mit der jeweiligen Ko-Kabine natürlich.

So, der heutige Nachmittag gehört nach einem reellen Kaf­fee­trink­drei­vier­tel­stünd­chen mit einem Berufskollegen der Verwaltungsarbeit. Anschließend mache ich mir noch Gedanken darüber, wie ich mein Image eindeutiger werden lassen kann. Wer weiß, welche Drehbuchübersetzungsanfragen mich derzeit nicht erreichen, weil ich öfter als vermeintliche Französisch-Muttersprachlerin rü­ber­zu­kom­men scheine. Nochmal: Ich übersetze umfangreiche und künstlerische Texte nur ins Deut­sche.

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Illustration: facebook (verändert)
Die Übersetzung kann lesen, wer mit
dem Cursor auf die Illustration fährt.

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