Freitag, 5. September 2014

Straßenfeger

Hallo und bonjour beim Dolmetscherweblog. Hier schreibe ich über die Welt der Sprachen, und was mir als Übersetzerin und Dolmetscherin sonst noch so auffällt.

Als das Fernsehen noch jung war, haben die Gemeinden in Deutschland an Aben­den, an denen Francis Durbridge-Krimis liefen, die Bürgersteige hochklappen können, so wenig war drau­ßen los. Das hieß damals ein "Straßenfeger". Davon ist heute noch am Sonntagabend ein wenig zu spüren. Dann schaffen es manchmal das Gerät, das Fernsehapparat heißt, und ein ihm ei­gen­es Un­ter­hal­tungs­pro­gramm, mehrere Generationen zu in­ter­es­sie­ren.

Du hast g'sagt, i soll auf Urlaub fahren! // Kennst du dich aus mit Verlassenschaften? // - Ja, wir nehmen dasch Schimmer! - Wasch?

Gerade bei vielen Familien ist bis heute keine gute Idee, sonntags nach 20.15 Uhr an­zu­rufen, denn dann läuft der "Tatort", der Lieblingskrimi der Deutschen. Die einzelnen Folgen werden von den Re­gio­nal­sen­dern zugeliefert, und dank der Ko­ope­ra­ti­on mit an­de­ren deutsch­spra­chi­gen Ländern kann ein Tatort zum Beispiel auch aus Österreich kommen.

Um es gleich zu sagen: Ich bin kein Tatort-Fan. Dieses Mal habe ich den Film al­ler­dings im Netz gesehen, weil mein Vater mir erzählte, dass er stellenweise schlecht verständlich gewesen sei. Für mich war das gewissermaßen eine Fort­bil­dungs­maß­nah­me.

Das österreichische Deutsch weist etliche Abweichungen vom Hoch­deut­schen auf, weshalb es praktisch ist, dass die Sender Untertitel für Hörgeschädigte anbieten. Hier ein kleiner Eindruck, von mir auf einer Seite versammelt und ohne Absicht den Sprechern falsch zugeordnet. In der Zeile unten macht sich der Film über je­man­den mit Sprachfehler lustig, also "Schimmer" statt "Zimmer". Irritiert hat mich den ganzen Film hindurch das kleingeschriebene "i" für "ich". Ich las darin die gan­ze Zeit das englische I, das ich auch im französisch- oder deutschsprachigen Kon­text als Symbol für "ich" verwende.


Vokabelnotiz
der Straßenfeger ≈ la grande messe du dimanche soir (wörtlich: das Hochamt vom Sonntagabend)
die Verlassenschaft (Österreichisch) — die Erbschaft (Hochdeutsch)
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Fotomontage: C.E. (Material: ARD/ORF)

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