Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Hier können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren. In diesem Blog berichte ich über meinen Alltag — und was dieser Beruf, der mehr eine Lebensform als ein Job ist, mit einem so anstellt.
Irgendwo bin ich in Deutschland am Bahnhof, gleich sitze ich im Zug. Mein Fuß streift über eine kleine Unebenheit und ich komme kurz ins Stolpern. Ein Mitarbeiter der Bahngesellschaft fängt mich auf. Er lacht mich an: "Aber hoppla, Madame!" (Ich frage mich, wieso er in Deutschland Madame sagt.)
Ich drehe mich um, will wissen, was mich da aus dem Tritt kommen ließ, auch in Sorge für andere Menschen, denen das Gleiche widerfahren könnte (... und es steht ja nicht immer gleich jemand von der Bahn zum Auffangen parat.)
In den Asphalt wurde ein glänzender, geldstückgroßer Knubbel eingegossen, der nur ein wenig herausragt.
Sonst ist die Fläche einwandfrei plan. In der Mitte hat der Knubbel eine kleine Delle. "Das ist wohl zum Vermessen gedacht", sage ich. On ne peut rien vous cacher, Madame!, sagt darauf der eher grobschlächtig aussehende Bahner, und spricht dabei akzentfrei. (Dem Sinne nach: "Das haben Sie jetzt aber einwandfrei erkannt!")
Das mit der Sprache überrascht mich. Au weia, da habe ich mich von Äußerlichkeiten ablenken lassen, bin den eigenen Vorurteilen auf den Leim gegangen. Vielleicht ist der gute Mann ja auch mit dem deutsch-französischen Jugendwerk unterwegs gewesen, das auch viel Fachkräfteaustausch und Programme für Azubis anbietet.
Ich schaue zurück, leicht schräg versetzt liegt Gleisabschnitt A vor mir, ich muss aber auf B, hebe meine Tasche auf, die bei der Stolperei zu Boden gegangen war. Der Mann lüftet den Hut zum Abschied: Au revoir, Madame Elias!
Das macht mich erst recht perplex. "Wie, Sie kennen mich?" — "Und wie!, hier kennen Sie viele. Sie haben ja hier fürs kanadische Fernsehen einiges durcheinandergebracht vor etlichen Monaten. Das vergessen wir nicht so schnell!"
Mein Hirn geht in den Schnelldurchlaufmodus, kanadisches Fernsehen und Bahn, das war 2009 am Berliner Hauptbahnhof, wir haben aber gar keinen Fahrverkehr durcheinandergebracht, was soll das, wovon spricht der Mann?
Und im Halbschlaf dämmert's mir. Wo ich gerade Mühen habe, mich mit mir selbst auf Themen für neue Blogeinträge zu verständigen, hat das Unterbewusstsein gearbeitet und mir eins im Schlaf präsentiert. So viel zum Thema "kreatives Träumen", das noch dazu vom Beruf beeinflusst wird!
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Foto: C.E. (Archiv)
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