Hallo! Sie lesen eine Seite des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. In den Wochen vor der Berlinale antworte ich hier auch auf Antworten.
"Welche Eigenschaften sollte ein Dolmetscher besitzen", lautete die Frage vom Anfang der Woche, auf die ich bereits Montag erste Antworten zu geben versucht habe.
Letzten August habe ich schon etliche Qualitäten aufgelistet: Sprachkenntnisse natürlich, außerdem hohe Konzentrationsfähigkeit, gute Allgemeinbildung, großes Einfühlungsvermögen, keinerlei Menschenphobien und Talent zum sogenannten Multitasking, denn unsereiner hat in der Regel mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft. Wer sich schnell in unterschiedlichste Bereiche einarbeiten muss, braucht (bereits am Schreibtisch) Schnelligkeit, hohe Auffassungsgabe und Disziplin, das Ganze verbunden mit guter Selbstorganisation.
Flexibel müssen wir auch sein, denn oft haben wir mit einem Thema/einem Personenkreis nur einmal zu tun, dann kommt der nächste Auftrag, gerne auch in einer anderen Stadt. Wir brauchen also auch Frustrationstoleranz und dürfen keine Zeit vor einsamen Arbeitsphasen oder Hotelabenden haben. Einzelkämpfer in der Vorbereitung, Teamplayer in der Kabine, das ist kein Widerspruch, sondern Ergänzung. Kurz: Die Ansprüche, die an uns gestellt werden, sind hochkomplex.
An einer sehr wichtige Eigenschaft arbeite ich noch heute: Sich schnell entspannen und fast überall rasch einschlafen zu können. Ich zähle zu den Nachteulen, die sich unterwegs durch an Hängematten erinnernde Nachtlager, laute Nachbarschaft und grundsätzlich an zu intensivem Kopfgeschwätz nach sehr langen Einsätzen gequält fühlen.
Das ist gar nicht gut. Ich übe regelmäßig Entspannungstechniken und hoffe, dass ich hier künftig weiter Fortschritte machen werde. Und gleich noch einen Medientipp, den vorgezogenen "Link der Woche": Jongleure der Gleichzeitigkeit, SWR2, "Impuls", Reportage von Peter Kaiser.
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen