"Das Schnelldenken macht sicher Spaß"!, sagt die junge Frau und strahlt mich aus sehr wachen Augen an. Auf einer Party bin ich ihr als Dolmetscherin vorgestellt worden und hake nach. Sie ist wohl auch so eine, die von der Umwelt immer zu hören bekommt, man könne ihr nicht folgen, sie sei zu schnell. Noch eine, die als Kind wahrscheinlich (kurz) gestottert hat, weil die Zunge langsamer ist als der Kopf.
Ja, das Schnell- und auch das Vorausdenken machen Spaß. Und das zugleich noch auf mehreren Ebenen. Denn wir Dolmetscher wissen in der Regel, was wir sagen, haben uns eingelesen, kennen die ersten Notizen der Vorträge oder ganze Entwürfe, wissen also, wo der Text hinsoll.
"Und wie ist es mit den Vorbereitungsmaterialien? Wo bekommen Sie die her?", fragt sie. Und ergänzt: "Was ist, wenn Ihnen jemand nichts vorab zukommen lässt?"
Die Autorin dieser Zeilen und Kollegin in Straßburg (2007) |
"Nicht lachen jetzt, bitte!", leitet sie ihre Pointe ein. "Mir tut es bis heute leid."
Sie ergänzt: "Ich weiß, dass Sie damals nicht die Betroffene waren, aber ich würde mich gerne entschuldigen! Ich war jung, unbewusst ... und mit dem eigenen Vortrag überfordert." Um nach einer Pause hinzuzufügen: "Nehmen Sie die Entschuldigung an?"
Aber gerne doch. Kluge Frau, sie hat aus der Situation etwas gelernt. Ich frage nicht weiter und erspare uns beiden die Details. Dann wechseln wir das Thema und haben gemeinsam am Schnelldenken Spaß.
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Foto: C.E.
2 Kommentare:
Wenn nur alle lernen würden.
Das mit dem Schnelldenken kenn ich auch, schlimm wirds wenn ich mich mit nem guten Freund der auch Schnelldenker ist, unterhalte... dann bekommen die anderen gar nix mehr mit. Von den rasenden Gedankensprüngen gar nicht zu reden.
Oh ja, ebenso gut wie leidvoll bekannt.
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