Samstag, 8. Dezember 2012

Isolierung

Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Hier können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren. Heute folgen wie oft samstags meine Links der Woche.

Neulich berichtete ein Meeresforscher auf der Konferenz zu Biokunststoffen von den feinsten Mikrofasern (dünner als 1 dtex (Gramm pro 10.000 Meter)), die auch die beste Kläranlage nicht aufhalten kann. Von denen lösen sich bei je­dem Wasch­gang bis zu 2000, zum Beispiel von meiner geliebten Fleecejacke aus Cannes. In ihr habe ich schon Nachtdrehs als Dolmetscherin gut ausgehalten. Das ganze Team trug Fleece. Und weil es ein umwelt­be­wusster Dreh war, hatte jeder sein festes Trinkgefäß mit Namen. (Das war eine Ausnahme. Der Bedarf eines durch­schnitt­li­chen "Tatort" liegt bei 5750 Plastikbechern: Ca. 50 Leute sind täglich am Set, je­de(r) verwendet am Tag fünf Plastikbecher, multipliziert mit inzwischen nur noch 22 Drehtagen. Danke, M., für diese Zahlen.)

Die Mikrofasern, genauer Polyester und Acryl, gelangen durch die Flüsse ins Meer. Sie wurden schon in der Tiefsee entdeckt. Ihre Abbauzeit beträgt bis zu 450 Jahre. In der Zwischenzeit reichern sich Kleinstlebewesen mit diesen Fasern an, die von Fischchen gefressen werden, die wiederum von größeren Fischen ge­fres­sen wer­den. Kurz und einfach: Am Ende landen sie auf dem Teller.

Viele bunte Fische, von Kinderhand gestaltet
Machen wir die Meere wieder sauber!
Die toxikologischen Aus­wir­kun­gen der Mikrofasern auf Le­be­we­sen sind bislang kaum erforscht. Aber Mikroplastik ist das Asbest des frühen 21. Jahrhunderts, eventuell nicht im Grad der individuellen Ge­fähr­dung von Menschen am Arbeitsplatz, dafür aber als Ge­fähr­dung un­ser al­ler Ge­sund­heit durch sei­ne enorm gro­ße Ver­brei­tung und die Pro­ble­me der Ent­sor­gung.

Hier der Link zu einer sehr gut gemachten Seite mit Hintergrundinfos: Klick! Dazu passt der Film, der die Dämmung unserer Häuser kritisch unter die Lupe nimmt: Klack!

Wir kleiden uns und unsere Häuser nicht selten in Sondermüll. Bei über 80 % der "Sanierungen" wird hochgradig entflammbares Polystyrol verwendet, weil eine voll­stän­di­ge Dämmung aus Mineralwolle zu teuer scheint. Und wenn die Dämm­fas­sa­de nicht zu 100 % korrekt montiert wurde, bildet sich Kondenswasser zwischen Mau­er­werk und Plastikhülle, es schimmelt. Damit die Außenhaut und der Putz nicht schimmeln, werden Gifte zugesetzt, die in den ersten fünf "Lebens"jahren dieser Plastikhaut nach außen treten. Mit der Zeit werden sie ausgewaschen. Das Gift gelangt über das Regenwasser auf Höfe und Gärten, wo Kinder spielen, dann ins Abwasser. Die Folgen wurden kaum untersucht.

Mein heutiger Beitrag hat wieder zwei Enden. Erstmal ein praktischer: Was mache ich mit der Fleecejacke und den geliebten Mikrofaserputztüchern? Wie entsorgen? Das habe ich die Wissenschaftler zu fragen vergessen. Ich hole diese Frage hier nach. Hilfe, bitte!

Dann ein politischer: Wie kann es sein, dass so kritiklos offensichtlich schädliche Din­­ge nicht nur genehmigt, sondern zur Norm werden? (Energiesparlampe mit Queck­sil­ber, Dämmfassaden aus billigem Plastik, Nanopartikel und ihre bislang un­zu­rei­chend erforschten Auswirkungen ...) OK, hier verdient eine große Industrie viel Geld und die Mieten steigen darüberhinaus auch kräftig an. Wo waren da die Politiker? Wenn das so weitergeht, muss ich in meinem nächsten Berufsleben in die Politik!


P.S.: Hier ein Filmbeitrag, der in die gleiche Richtung geht: Fassaden vergiften Flüs­se (verfügbar bis 21.10.2017). Stichwörter: WDVS, Biozide, Nervengifte, Ter­bu­tryn, Schimmel an der Fassade, Energiesparen.
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Illustration: Klasse des weltbesten Patensohns (Archiv)

3 Kommentare:

caro_berlin hat gesagt…

Heute auf der Haut, morgen im Magen: #Fleece ist das Asbest des 21. Jahrhunderts!

André hat gesagt…

Ich könnte ja sagen wo die Politiker dabei waren, aber das ist nicht ganz stubenrein. ;)

Vega (Bine) hat gesagt…

Hier eine aktuelle Info vom ORF. Erschütternd.

„Wir waren sehr überrascht, wie weit sich unser Müll in den Meeren schon verbreitet hat“, so die an der Studie beteiligte Biologin Melanie Bergmann vom deutschen Alfred-Wegener-Institut (AWI).
(...) Besondere Sorge machen den Forschern aber weniger die umhertreibenden Plastiksackerln und andere größere Teile. Befürchtet werden vor allem die möglichen Folgen der Mikropartikel, in die Plastik mit der Zeit zerfällt.

„Mit diesen millimeterkleinen Teilen fangen die ökologischen Probleme wahrscheinlich erst richtig an“, betonte Bergmann. Der Expertin zufolge bietet Plastik nicht nur „eine willkommene Oberfläche für verschiedene fettliebende Giftstoffe“, sondern „kann sich auch innerhalb der Nahrungskette anreichern“. In einigen Nordsee-Fischen und Langusten sei bereits Mikroplastik nachgewiesen worden.

Hier geht's zur Quelle: Klick

ORF, Plastikmüll klare Nummer eins, Publiziert am 01.05.2014