Willkommen beim Arbeitstagebuch einer Berliner Dolmetscherin für die französische Sprache. Hier berichte ich aus der Kabine über unseren Alltag, denke über Begriffe nach und schildere, welche möglichen Auswirkungen der Beruf auf die Lebensweise hat. Was Sie hier unten lesen können, eine Episode über Umgang mit Lärm, trifft sicher nicht auf alle Dolmetscher zu, aber für die meisten von uns ...
Gestern war der französische Nationalfeiertag, den in den größeren Städten Frankreichs ein Feuerwerk krönte. An bzw. um diesen Tag herum finden in diesem Land überall Feuerwerke statt, mit oder ohne Genehmigung. Kurz: Es kracht an allen Ecken und Enden, als müssten die Franzosen nachholen, was zum Jahreswechsel unterbleibt. Sylvester ist es in Frankreich nämlich traditionell ruhig, private Feuerwerkelei schlicht verboten.
Jemand, der wie ich die Knallerei nicht mag, sollte jedes Jahr spätestens am 31. Dezember in Frankreich ankommen. Leider gelingt mir das selten. Nicht nur das: Wie die Jahre zuvor bin ich auch noch am 14. Juli in meiner zweiten Heimat. Ich habe einige Marseilletage an ein regelmäßig dort Anfang Juli im Süden stattfindendes Seminar drangehängt — selbst schuld, denn mit diesem Reisemodus hab ich die Kracherei doppelt, statt keinmal.
Beim Gang in die Mittagsvorführung des zentral gelegenen Art house-Kinos fiel mir eine Menschentraube auf. Hier versorgten sich etliche Leute mit Pyrotechnischem, vermutlich illegal, denn meine Fotografiererei stieß auf kritische Blicke und Kommentare wegen ausbleibender Kunden.
Die Knaller hießen "trockene Pfürze" von le pet wie "der Pfurz".
Am Abend hatte ich die Wahl zwischen dem späten Film im Kino oder dem Picknick mit Freunden vor dem Palais du Pharo, das ich aus meiner Zeit als Marketing Manager des deutschen Filmverbandes AG DOK noch gut kenne. Ganz gleich, wo ich in diesen Stunden auch ging, stand oder saß, ohne Ohrenstöpsel lief gar nichts, denn das Gehör gehört zu den Arbeitsmitteln. Ich hätte auch erst ins Kino und dann zum Picknick gehen können oder andersrum.
Indes, an solchen Tagen bin ich nicht nur wenig auf Konversation aus, sondern auch ungern draußen unterwegs: Da ich ja wegen der Ohropax (boules quies) nichts höre, würde ich möglichen Bewurf mit Brandgefährlichem erst durch den Geruch bemerken.
Gerade lese ich meinen Eintrag von vor einem Jahr wieder. Wie sagte doch der olle Fritze Luft? Gleiche Stelle, gleiche Welle ...
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Fotos: C.E.
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