Freitag, 1. Juli 2011

Schreibstube

Wie machst Du das, fast täglich an Deinem Blog weiterzuschreiben?, werde ich oft gefragt. Nichts einfacher als das. Mir fallen jeden Tag mindestens drei neue Einträge ein, und das Fotografieren geht mir auch leicht von der Hand. Ich notiere dann oft nur ein, zwei Sätze und es geht weiter.

Bei diesen Fotos ging's nur um den
Erhaltungszustand ...
Die knappen Textnotizen sind gut, und sie haben ihre Tücke. Wenn ich mir beim Übersetzen von Texten einen Wolf geschrieben habe, also sagen wir mal deutsche Sätze mit französischer Grammatik und Wortwahl fabriziere, suche ich mir rasch einen Entwurf raus und formuliere maximal 20 Minuten lang weiter, mehr ist das täglich nicht. Zwischen dem Korrekturlesen von Texten, die ich irgendwann mal auswendig kann, ich meine die für den Beruf, nehme ich mir das Selbstgeschriebene vor, um mich wieder "klar" zu kriegen. Es ist wie der Schluck Wasser zwischen Milcheis und Sorbet beim eleganten Glacier ... Indes: Wenn ich Pech habe, weiß ich Monate später nicht mehr, wo ich mit meiner Blogeintragsnotiz hinwollte, soviel zur Tücke.

Oft illustriere ich meine Texte. Das Raussuchen der Fotos aus meinem Bestand ist eine Erholung für mich, erlaubt es mir doch, jenseits von Sprache(n) zu denken. Diese Zeit zähle ich nicht. Fotografieren ist mein Hobby. Ich knipse möglichst unauffällig und in vielen Lebenslagen. Selten inszeniere ich ein Bild; demnächst brauche ich eine bessere Kamera.

... für eine eventuelle Restauration
Das Schreiben von großen Texten, sei es als Wissenschaftlerin, Journalistin oder Autorin, erfordert Recherche, Nachdenken und Planung — und ausreichend große, zusammenhängende Zeitphasen. Der Vorteil beim Blog: Mein Alltag ist die Recherche. Manches belege ich in der "Endfertigung" noch durch Netzfunde oder kläre Hintergründe ab, that's all.

So entstand durch mein nulla dies sine linea der letzten Jahre der Wunsch nach mehr. Außerdem ist in den ruhigen Sommerwochen, in denen ich vor allem die Liste der noch halbwegs verständlichen Blogeintragsstichworte abarbeite (und damit auch die Themen der Aufträge Revue passieren lasse), mein Gehirn nicht selten etwas unterbeschäftigt.
Daher habe ich Sommer 2009 ein Kinderbuch konzipiert, es ist der Französischlernkrimi "Les paquets mystérieux". Sommer 2010 habe ich geschrieben, das Büchlein kam letztes Frühjahr raus. Die Schreibarbeit ging übrigens mit dem gleichen Tempo vonstatten wie das Übersetzen von Drehbüchern, täglich vier Stunden, die ersten vier Stunden des Arbeitstages, und nach einem knappen Monat war der Text "im Kasten".

Wem sagt der Name/Schriftzug
dieser Signatur etwas?
Jetzt sortiere ich im Geiste fürs nächste, dabei werde ich mich der Mittel dokumentarischen Arbeitens bedienen, um eine Novelle zu schreiben. Das Buch hat mit Kinder- und Jungsstreichen zu tun, die möglichst zeitunabhängig sein sollen, damit Kids von heute sie auch verstehen, oder stark zeitgebunden, denn die Geschichte spielt in der Zeit der 20-er bis 40-er Jahre. Keine einfache Zeit, und Erinnerungen, die verschwinden, umso wichtiger ist es, jetzt die Streiche der Eltern und Großeltern von Freunden und Bekannten zu sammeln. Seit sich langsam rumspricht, dass ich die suche, bekomme ich immer mal wieder eine Mail dazu. Manches werde ich ab Herbst auch filmisch dokumentieren. Mal sehen, wann ich das Ergebnis in gedruckter Form hier vorstellen kann.

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Bilder (durch Anklicken vergrößern): privat
Kinder- und Jungsstreiche erreichen mich 
über: caroline@adazylla.de 
Einsender erhalten von mir ein vergrößertes
Foto, das zu ihrer Geschichte passt.

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