"Das ist eine Wette von der Produktion gewesen, das Mutter-Kind-Kurheim aus zwei Orten zusammenzubauen. Einiges haben wir auf Fehmarn gedreht, anderes in einem anderen Bundesland", sagt Olivier, der neben mir steht, Szenenbildner von Beruf und einer von zwei Gesprächspartnern bei einem der letzten Filmgespräche des achtung berlin-Festivals, das in der Unterzeile new Berlin film award heißt. Wir stehen zu dritt vor der Leinwand eines Neuköllner Kinos und unterhalten uns öffentlich, bis das Publikum auch soweit ist und Fragen stellen mag.
Hinter der Tür der eine, auf dem Laptop der andre Film (plus Eis & Saft) |
achtung berlin hat mich als Moderatorin angeheuert. Das Festival präsentiert Filme, die entweder in Berlin spielen oder in Berlin produziert worden sind. Sicher, bei den Programmmachern werden gelegentlich auch französischsprachige Filme eingereicht, doch bislang waren die Filmgespräche deutschsprachig. Seit meiner Rückkehr aus Straßburg moderiere ich an den letzten Tagen dieses seit sieben Jahren stattfindenden Festivals. Und ich engagiere mich pro bono, also ohne Gage, stehe trotzdem im schwarzen Anzug plus Kettchen-Schühchen-Schälchen vor dem Publikum.
Der Grund dafür ist schnell erklärt. Als gelernte Journalistin arbeite ich bevorzugt im Bildungs-, Medien- und Filmbereich, also ist das für mich eine Rhetorikübung. Außerdem bin ich dem Filmschaffen der Region sehr verbunden, kenne viele Leute, vernetze mich weiter. Und last but not least habe ich eine eigene Filmvergangenheit bzw. eine nebenberufliche Existenz im Filmsektor. Als Journalistin hatte ich mich rasch auf mediale Produktionen spezialisiert und produziere noch heute mit anderen zusammen alle ein bis zwei Jahre einen Film.
.........Ortswechsel mit Fahrer und spannenden Gesprächen... ...... |
Deshalb hatte ich den Nachmittag zuhause mit der Sichtung eines Films auf Scheibe beendet, als mein Moderatorenprogramm kurzfristig umgeschmissen wurde; war dann ins nächste Kino geeilt, wo ein Film anzukündigen war, sah dann auf der Treppe des FAF das zweite und dritte Viertel besagten Films weiter auf Scheibe, moderierte, wurde rasch vom Fahrer mit Regisseur, Kameramann und Schauspielern zur Preisverleihung, kurz darauf weiter ins Neuköllner Passage-Kino gebracht, sah dort das letzte Viertel besagten Films ... und als der Abspann zuende war, stand ich schon mit Mikro vor dem Vorhang.
Mein Filmsichten von "Abgebrannt" in drei Phasen ging wundersamerweise "auf Anschluss", ich sah nichts doppelt |
Meinen pari, die Moderation mit handfesten Brancheninfos zu verknüpfen, die auch ein breites Publikum verstehen kann, hatte ich somit gewonnen. Und diesmal meine ich "Wette", wobei dieses Wort in einem solchen Kontext auf Deutsch weniger gebräuchlich ist.
Résumé des Beitrags (da immer wieder Leser mit dem Suchbegriff "Filmdolmetscher werden" hierher gelangen): Wer sich in diesem Bereich spezialisieren will, muss sich ständig in Rhetorik, Sprech- und Atemtechnik weiterbilden bzw. kritisch beleuchten lassen, damit sich keine Sprachticks einschleichen. Wer Lampenfieber hat und meint, das niemals überwinden zu können, ist in diesem Beruf mit seinen vielfältigen Herausforderungen fehl am Platze.
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Fotos: C. Elias
6 Kommentare:
Carolein,
Du musst schon auch schreiben, dass ihr einen von Dir koproduzierten Film im Festival laufen hattet!!
Sehen wir uns am Montag?
Gruß, Heike
OK, im Lauf des Tages schreib ich was drüber. Und klar sehen wir uns Mo. Ich bring wie geplant auch was mit. Tarte au citron oder Fruchtsalat? Bis(es) denn, C
Das war eine sehr schöne, einfühlsam geführte und zugleich informative Gesprächsrunde, Frau Elias, vielen Dank dafür! Und vielen Dank auch für Ihre interessanten Berichte, die ich regelmäßig lese, seit Sie mir eine so klare Erklärung auf unsere Anfrage in Sachen Schülerpraktikum geschrieben haben. Ihre Berichte sind so viel wert wie ein Schülerpraktikum, wenn nicht mehr, weil sie mehr Menschen erreichen können!
Frohes Osterfest wünscht Ihnen Ihre Neuköllner "Nachbarin"
J. Wegner
einen Schmatz von der Sandra : X!
:-)
Und schön, dass Dir der Film auch gefallen hat!!
Hier noch der Link zu einem Eintrag, auf dem ich über unsere auf Achtung Berlin gezeigten Koproduktion berichte: "Çürük" von Ulrike Böhnisch
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