Freitag, 5. November 2010

Zwischenzeitlich

Als Dolmetscherin für die französische Sprache lese ich vieles von dem, was mir in die Hände kommt, unterschiedslos von allen Seiten, in den verschiedensten Sprachen. Das ist mein Beruf, ich muss ja unter Umständen alle später mal "vertonen'. Auch lese ich auch Infomaterial zu Zukunftsprojekten der Bahn und südwestdeutscher Großstädte. Und ich arbeite auch mit den Infos. Das Thema "Stuttgart 21" habe ich neulich erst dem kanadischen Fernsehen vorgeschlagen, für dessen französisches Programm ich seit vielen Jahren ein- bis zweimal jährlich als Rechercheurin und freie Mitarbeiterin (auch in Sprachendingen) tätig bin, und zwar unter der Fragestellung "Europäische Demokratien auf der Suche nach neuen kommunikativen Formen in Deutschland und Frankreich."

Und frei nach dem genialen Motto Mir kennet elles, außer Hochdeutsch, schreiben die Autoren mancher Infohefte auch, wie ihnen das Schnäbele gwachse isch. Alles richtig in der Kommunikation, solange reigschmeckten (zugezogenen) 14-Jährigen nicht, wie mir einst passiert, das ihnen bis dato unbekannte Wort "la colle" mit dr bebb übersetzt wird. (Das ist lang schon verschmerzt und verziehen, hat aber mein Augenmerk für soziale Ausgrenzung geschärft.)

Zur erwähnten Veröffentlichung hier eine kleine Anmerkung, und zwar zu einem Wort:

Die Autoren hätten lieber das Wort inzwischen verwendet. "Zwischenzeitlich" suggeriert, dass das Bahnhöfle nur mal kurz verschwunden ist. Beispiel aus der Schulpost: "Die betreuende Klassenlehrerin Frau K. ist im Mutterschaftsurlaub, zwischenzeitlich wird die Sternenklasse von Frau W. betreut." Keine Sorge also, die bei den Schülern sehr beliebte Frau K. kommt wieder.

Und damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen: Ich dolmetschte bislang (bis auf eine klitzekleine Ausnahme, von der Montag mehr) weder ins noch aus dem Schwäbischen. Ich kann nicht mal richtig Schwäbisch! Ich hab einst im Mai im Ländle nur mein Abitur gemacht, genauer: in Ludwigsburg, wo die Bahn auch irgendwann den schönen, alten Bahnhof abgerissen hat und einen hässlichen Neualtbau hingestellt hat — unterm Strich wohl der vielen neuen Ladengeschäfte wegen.

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Foto: Aus einem Broschbeckdle gegen S21,
Hg. Initiative Leben in Stuttgart

4 Kommentare:

André hat gesagt…

Die Welt ist klein, auch ich hab mein Abitur in Ludwigsburg gemacht, im OHG. ;)

caro_berlin hat gesagt…

Oja, das ist sie hier mal wieder! Das Otto-Hahn kannte ich nur vom Hörensagen. Als "Fahrschülerin" brauchte ich was in Bahnhofsnähe ... und sprachbetont ... Gruß, C.

André hat gesagt…

Müsste dann Goethe- oder Mörike-Gymnasium gewesen sein. Ich war zwar an einem Gymnasium mit Mathe/Sport, dass hat mich dann aber nicht daran gehindert doch den sprachlichen Genen der Vorfahren nachzugeben.

Lustigerweis wohnen auch noch Verwandte von mir in Köpenick und so wie ich mein Glück kenne ist man sich evtl. schon mal inkognito über den Weg gelaufen. Ich hab in Texas bei einem ägyptischen Prof studiert, nur um festzustellen, dass wir vor Jahren in Heidelberg nicht weit voneinander entfernt gewohnt haben uns uns sogar höchtwahrscheinlich über den Weg gelaufen sind.

Schwäbisch hab ich aber auch nie wirklich gut sprechen können und das als geborener Schwabe, aber das dürfte meiner multinationalen Vorfahrenschaft geschuldet sein.

caro_berlin hat gesagt…

Mörike :-)

Na, dann ist ja alles klar: Der Zufall wieder.

Rascher Gutenachtgruß, C.